Bin wieder da
War ja gerade weg.
Einige Leser haben es gemerkt: Ich zwar gerade zwei Wochen verreist und im Ausland. Deshalb gab es etwas weniger Blog-Aufkommen (und andere Blogzeiten), weil ich natürlich tagsüber und nachts was anderes zu tun habe, als im Hotelzimmmer rum- und am Rechner zu sitzen.
Auch wenn es kein Urlaub war, sondern ich das was zu tun hatte, hatte es natürlich ein paar urlauboide Aspekte, obwohl es dort ungewöhnlich kalt war. Eigentlich hätte es wärmer als in Deutschland sein sollen, es war die ersten Tage aber sogar kälter. Aber weil ich mich weit überwiegend draußen aufgehalten habe (und den Tag nutzen und das Hotelfrühstück nicht verpassen wollte), habe ich gerade mal meinen Tag-Nacht-Rhythmus wieder phasenkorrigiert. Dazu braucht es natürliches Sonnenlicht. Mal sehen, wie lang es hält.
Eigentlich hatte ich schon seit Jahren die Angewohnheit, zumindest den Stammlesern durch schräge Rätsel anzuzeigen, dass ich weg bin und vielleicht auch wo ich bin. Die ich eigentlich auch immer betont so halte, dass man zumindest am Anfang erst mal mitbekommen muss, dass es überhaupt ein Rätsel ist und es Hinweise auf Abwesenheit und Ort werden. Am 12.3. hatte ich deshalb einen Artikel über radioaktive Strahlung und am 13.3. über frierende Menschen geschrieben. Es war so kalt, dass Leute in richtig dicker Winterkleidung rumliefern, Kaliber gefütterte Jacken oder Daunenjacke mit Pelzbesatz an der Kapuze. Gefroren habe ich auch, aber nicht ganz so wie die Wärme-Gewohnten. Weil mein Flugticket nur 15 kg Gepäck erlaubte und ich wieder mal zuviel eingepackt hatte, hatte ich vor der Abreise „abgespeckt“ und wieder ausgepackt – die warmen Klamotten, weil ich dachte, die brauche ich sowieso nicht, und mir dann am Zielort erst mal lange Hosen und Kapuzenpullis nachgekauft. Denn die Gesichter sind halt schon schräg, wenn die dort im Wintermantel rumlaufen und man selbst in kurzen Hosen und Poloshirt zwischendrin rum. Abends wurde es dann aber schon saukalt. Ich hatte beim Tanken mal neugierig an der Tankstelle gefragt, warum sie an manchen Tankstellen Kerosin anbieten. Das werde doch eigentlich nur zum Fliegen verwendet. Oder? Nein, meinte der Tankwart, es gäbe Leute, die ihre Wohnungen und Häuser mit Kerosinöfen beheizen.
Rätselmaterial wäre reichlich da gewesen.
Aber, ach.
Irgendwie sind die Leute gerade humor- und denkwund. Die kleinste Berührung ist zuviel.
Zwar haben schon einige langjährige Leser sofort gemerkt, dass der Hinweis mit der Radioaktivität schlicht und einfach bedeutet, dass ich gerade in einem Flugzeug sitze. (Eines derf früheren Rätsel war ja die philosophische Frage, was es ist, das, was mich in meinem tiefsten Inneren bewegt. Die Antwort war klar: Ein Flugzeug.)
Einige Leser haben den Hinweis mit der Radioaktivität verstanden, einige kannten sogar die Stärke der Strahlung und wussten deshalb auch daher, was gemeint ist. Es ging nicht darum, wo ich geographisch bin, sondern wie hoch.
Dann gab es einige Leser, die um mich besorgt waren (ich danke für die Sorge), und fragten, ob ich irgendwo zur Bestrahlung oder Heilbehandlung sei.
Und dann aber auch einige, die fragten, ob ich besoffen bin, Dachschaden habe, spinne und dergleichen.
Rätsel und so geht gerade nicht. Ich habe gerade in der neusten c’t gelesen, dass sie dieses Jahr auf den traditionellen April-Scherz verzichten. Ihnen sei gerade nicht danach, Krieg und so. Das beschreibt wohl die aktuelle Stimmung, aber man merkt auch, dass inzwischen auch so eine jeder-gegen-jeden-Tendenz mitspielt: Man kann nichts mehr schreiben, was nicht unmittelbar geradeaus eindeutig und leicht verständlich ist, Ironie, Witz und sowas sind gerade ganz schwer, weil gerade jeder irgendwie alles missverstehen will oder sich beschwert, wenn er über den Text noch nachdenken muss.
Kurios fand ich, dass ich in Sachen Ukraine in den letzten zwei Wochen enorm viele Vorwürfe bekommen habe (ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich mehrere Leute waren, die vielleicht über irgendein Forum gedanklich synchronisiert waren, oder nur einer, der unter mehreren Accounts schreibt), ich würde mich in meinen Informationsquellen nur aus dem ZDF oder nur nach dem Deutschen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk informieren. Während ich außerhalb des Sendegebiets war. Kein deutsches Fernsehen im Hotel, und auch kein Zugang zu den Mediatheken, weil für das Ausland gesperrt. Jaaa, ich weiß, wie man zugreift, habe tatsächlich auch das eine oder andere Mal Nachrichten gesehen. Aber, wie gesagt, gerade in den zwei Wochen hatte ich keinen Fernseher nebenbei laufen, war tagsüber fast immer unterwegs, hatte auch einfach besseres zu tun, als Fernsehen zu gucken (im Frühstücksraum lief auf Riesen-Fernsehern CNN ohne Ton, man schaut gerne Krieg zu Croissants) und die Mailbox rumpelt mit Vorwürfen, ich würde mich nur aus dem ZDF oder nur dem deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk informieren. Da weiß man dann, was man von den Vorwürfen zu halten hat.
Ach ja: Zwei Wochen lang keinerlei Gender-Geschwätz, keinerlei erkennbarer Feminismus, keinerlei linkes Gehampel, keine Demos, keine Straßensperren. Fast keine Graffiti, kein Vandalismus. Irgendwie so normale Leute ohne Dachschaden. Erst wenn man mal wieder unter Normalen war, merkt man durch den Kontrast, wie bekloppt wir hier sind.
Und: Auf dem Kilometer Fußweg von der S-Bahn-Station nach Hause sind mir in Berlin grob geschätzt zehnmal so viele Raucher entgegengekommen, wie ich dort in den ganzen letzten zwei Wochen insgesamt gesehen habe. Man hatte mir dort auch gesagt, dass eigentlich nur noch ein paar der Alten rauchen, die Jugend rauche schlicht nicht mehr. Obwohl Zigaretten dort deutlich billiger sind als hier. Ach ja, und der Sprit kostet auch rund einen Euro pro Liter weniger als hier.
Und sie gucken fassungslos, wenn man sagt, dass im Industrieland Deutschland nicht flächendeckend ordentliche Internet-Anschlüsse liegen. Bei ihnen dort sei Internet hoher Geschwindigkeit überall verfügbar, und weil ihnen schnell nicht reicht, bauen sie – ohne Not – gerade daran, alle Häuser an ein Glasfasernetz anzuschließen. Einfach so, weil es ihnen Spaß macht und sie es für eine Selbstverständlichkeit halten.