Ansichten eines Informatikers

Die Jusos haben beschlossen…

Hadmut
3.4.2022 19:02

Und ich bin mir nicht sicher, ob sie den 1. April um einen Tag verpennt haben…

Aus dem Pamphlet:

Die Versorgung mit Lebensmittel ist existentiell. Um uns mit Lebensmittel zu versorgen ist der Besuch des Supermarktes unverzichtbar. Die Durchsicht der Werbeprospekte nach günstigen Angeboten sind Beleg dafür, dass Supermärkte nicht nur auf die Preise, sondern auch auf die Art unserer Ernährung großen Einfluss haben. Diese wichtige Aufgabe darf nicht dem Profitinteresse privater Supermarktkonzerne unterworfen sein. Deshalb fordern wir die konsequente Vergesellschaftung und Demokratisierung der
Supermarktkonzerne, damit wir gemeinsam darüber entscheiden können, was und zu welchen Preisen Nahrungsmittel verkauft werden und wie sie produziert werden sollen.

Ob wir ihnen mainsplainen, dass Supermärkte das Zeug nur durchverkaufen und nicht selbst herstellen, und deshalb die Preise nicht selbst festlegen können?

Und dass wir, was Lebensmittel angeht, hier in Deutschland eigentlich schon mit die billigsten Supermärkte der modernen Welt haben? Mal im Ausland im Supermarkt gewesen?

Und wovon reden sie? Milch? Butter? Brot? Nudeln? Reis? Nein:

Zu den Konsumgüter des täglichen Bedarfs zählen neben Lebensmitteln auch alkoholfreie und alkoholische Getränke, Tabakwaren, Körperpflegemittel und Kosmetik, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Papierhygiene und Heimtierbedarf. All das kaufen wir vorrangig bei REWE, Penny, Kaufland, LIDL, ALDI, EDEKA, Netto und Co ein. Die fünf größten Lebensmittelkonzerne, die jeweils unterschiedliche Discounter und Lebensmittelvollsortimenter unter ihrem Dach vereinen, haben so in Deutschland einen Marktanteil von 75% , ihre Nettogewinne stiegen insbesondere während der Pandemie gewaltig und die Besitzer*innen gehören zu den Top Milliardär*innen in Deutschland

Schnaps, Bier, Zigaretten, Tampons und Hunde-/Katzenfutter. Was man als Linker heute so braucht. Die Körpferpflegemittel und die Putzmittel überraschen mich, die hätte ich ihnen nicht zugetraut.

Zigaretten sind bei uns übrigens so teuer, weil die Steuern so hoch sind, nicht weil der Supermarkt die Preise diktiert.

Die fünf größten Lebensmittelkonzerne, die jeweils unterschiedliche Discounter und Lebensmittelvollsortimenter unter ihrem Dach vereinen, haben so in Deutschland einen Marktanteil von 75% , ihre Nettogewinne stiegen insbesondere während der Pandemie gewaltig und die Besitzer*innen gehören zu den Top Milliardär*innen in Deutschland.

Gleichzeitig muss davon ausgegangen werden, dass 12,5 Millionen Menschen in diesem Land, die unter der Armutsgefährungsquote leben, zumindest zeitweise von Ernährungsarmut betroffen sind.

Ernährung ist eine Klassenfrage!

Es ist nicht akzeptabel, dass das Kapital einiger weniger auf Kosten der vielen weiter wächst. Die Versorgung der Bevölkerung mit existentiellen Konsumgütern darf nicht der Kapitalvermehrung dienen. Der Zweck muss der bezahlbare Zugang zu gesunden und ausgewogenen Lebensmittel für alle Menschen sein

Der Punkt ist: Auch wenn die daran ein paar Milliarden verdienen (was bei rund 100 Millionen Menschen im Land gerade mal ein paar zig Euro pro Kopf pro Jahr sind, also was ein Raucher so in einer Woche verbrennt), sind sie damit immer noch die optimale Lösung. Weil die das nämlich hinkriegen. Der Staat hat mit ePerso, BER, Arztdigitalisierung, Personalausweis (Leser aus verschiedenen deutschen Städten haben mir geschrieben, dass es da auch nicht mehr funktioniert, kein spezifisches Berlin-Problem ist) und so weiter bewiesen, dass er einfach gar nichts auf die Reihe kriegt. Aldi, LIDL, Netto, Penny und wie sie alle heißen, sind dagegen sehr, sehr gut, was Einzelhandelslogistik angeht. Die können das, und machen das richtig gut.

Ich hatte das neulich schon mal erläutert, wie dämlich diese Herangehensweise ist, als man Tampons verstaatlichen und kostenlos abgeben wollte. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin nicht funktionieren würde, weil alles, was es kostenlos gibt, sofort grenzenlos abgegriffen und gehamstert wird, und man dann erfahrungsgemäß einfach gar nichts mehr bekommt, weil schlicht nichts mehr da ist (als Beispiel hatte ich die kostenlosen Kondome in Südafrika genannt, bei denen die Kästen auch immer leer sind, weil sich nach jedem Auffüllen der Erste, der vorbeikommt, die Taschen vollstopft und die dann vertickt oder Blödsinn damit macht), wäre das scheinbare „kostenlos“ im Ergebnis viel teuerer, weil man erst mal eine Infrastruktur zum Transport, zum Befüllen und Ausgeben, zur Aufbewahrung und so weiter aufbauen müsste. Für die Supermarktketten sind ein paar Schachteln Tampons aber einfach gar kein Aufwand, weil klein, leicht, müssen nicht gekühlt oder vor Frost oder Sonne bewahrt werden, müssen nicht aufrecht gelagert werden, haben kein Haltbarkeitsdatum, gehen nicht kaputt, wenn sie mal runterfallen, brauchen keine Werbung, werden nicht von Schädlingen befallen. Die Dinger mitzutransportieren und im Laden ins Regal zu stellen, fällt trivial nebenbei mit ab, das kostet fast nichts im Vergleich zu anderen Waren.

Die mit Abstand billigste Methode, Tampons zu verteilen, ist, sie in den Supermärkten zu verkaufen. Alles andere, vor allem alles „Kostenlose“, wäre weitaus teurer. Weit mehr als doppelt so teuer. Und würde auf die Steuerzahler umgelegt, sie also weit höher belasten.

Nur: Das kapieren Linke nicht. Weil die nicht weiter als eine Armlänge denken können. Bis zum persönlichen Südpol und nicht weiter. Die sind zu doof. Sonst wären sie keine Marxisten.

Nun also meinen sie, dass man ungefähr dieselben Leute, die auch den BER, die Bundeswehr, die Universitäten vermurksten, was alles exorbitant teurer wurde und Milliarden zusätzlich kostet bei Witzergebnissen, ausgerechnet solchen Leuten die Lebensmittelverteilung anvertrauen sollte, damit sie billiger werden.

Noch billiger. Als ob wir nicht schon die billigsten Supermärkte westlicher Welt hätten. Ich kann mich noch erinnern, als ich mich mit Amerikanern und Australiern auf der Reise unterhalten hatte und die mir einfach nicht glauben wollten, dachten, ich erzählte ihnen Märchen, als ich sagte, wie billig Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschmittel und sowas in Deutschland sind. Dass man (damals) eine Tube Zahnpasta für 30 Cent und eine Flasche Duschmittel für 79 Cent kaufen konnte. Rasierschaum für einen Euro. Während man dort das Fünffache zahlte.

Mittelweile habe ich in einigen Ländern Filialen von Aldi oder Lidl gesehen, die dort mit ihren typischen Discounterpreisen den Markt umkrempeln. In Australien hat Aldi das Marktgefüge völlig über den Haufen geschmissen, weil die dort viele Dinge zum halben oder sogar Drittelpreis anboten, der bis dahin dort in den Supermärkten üblich war.

Und dann kommen die dämlichen Linken, und beschweren sich, dass die Preise hier zu hoch seien, weil es ihrem Lebensziel nicht entspricht, alles für umme zu bekommen und damit auf Kosten anderer zu leben.

1,65 Millionen Menschen waren in Deutschland im Jahr 2021 regelmäßig auf Lebensmittel von Tafeln angewiesen. Gemeinnützige Träger kompensieren so ein Problem, dass durch niedrige Renten, unzureichende Grundsicherung und Erwerbsarmut verursacht werden. Unser Ziel ist es, durch die Bekämpfung von Armut Tafeln überflüssig zu machen und dafür zu sorgen, dass durch Demokratisierung und Vergesellschaftung von Supermärkten gesunde Lebensmittel selbstbestimmt erworben werden können. Der kapitalistische Markt ist dieser Herausforderung nicht gewachsen.

Aha.

Schon mal daran gedacht, dass die Tafeln die Lebensmittel von eben diesen Supermärkten geschenkt bekommen?

Und wenn die Lebensmittel dann noch billiger werden sollen: Wo sollen sie denn dann eigentlich herkommen? Ist das wieder mal die Denkweise, dass bei uns die Lebensmittel aus der Steckdose kommen?

Zur Erinnerung: Milch und Fleisch kommen von Landwirten, die jetzt schon hart an der Pleite fahren. Noch billiger, dann geht gar nichts mehr.

Mehl kommt aus der Ukraine. Normalerweise. Jetzt erst mal nicht mehr. Woher sollte denn ein sozialisitischer Supermarkt das Mehl herbekommen?

Und zu welchem Preis denn überhaupt? Ach so, der Staat soll subventionieren. Damit man wieder mal auf Kosten anderer leben kann, so eine Art bedingungsloses Grundeinkommen durch die Supermarkttür.

Wollten wir nicht eben noch Lebensmittelverschwendung bekämpfen? Wenn Lebensmittel billiger werden, werden sie dann mehr oder weniger verschwendet? Kauft man dann mehr oder weniger über den Hunger? Wirft man sie eher weg oder nicht, wenn sie schon ein paar Flecken haben und man sie billig neu kaufen kann?

Um den Widerspruch zwischen bezahlbarer und gesunder Ernährung einerseits und zwischen nachhaltigen Produktionsbedingungen und gerechter Bezahlung von Erzeuger*innen andererseits auflösen zu können, bedarf es eines staatlichen Eingriffs und ein grundlegende Umstrukturierung von Subventionen. So muss die massive Ungleichheit, beispielsweise die steuerliche Bevorzugung klimaschädlicher Fleischprodukte, zugunsten einer nachhaltigen, klimafreundlichen und ernährungssicherheit schaffenden Lebensmittelproduktion angepasst werden

Jo. Mit Rüben und Kartoffeln wird dann alles gut.

Die kapitalistische Bewirtschaftung der Agrarflächen beutet unsere Lebensgrundlage genauso wie die Produzent*innen aus. Die auf Ertragssteigerung ausgelegte Bewirtschaftung hat fatale Folgen für die Arten- und Biotopvielfalt. Die Supermarktkonzerne haben daran einen erheblichen Anteil indem sie Kostendruck auf Erzeuger*innen ausüben.

Ach, so. Wenn das Essen billiger wird, kann der Ertragsdruck sinken. Eigentlich ist es ja andersrum, aber halt nicht für Linke, weil bei denen alles nach Moral und nicht nach Mathematik geht. Das Geheimnis ist, dass der Verbraucher deutlich weniger zahlt, dafür aber die Produzenten mehr Geld bekommen, damit sie dann weniger produzieren können.

Heißt: Ihr bekommt dann einfach weniger zu essen.

Übrigens: Ratet mal, was es bedeutet, auf diese Weise die Erträge zu senken, und gleichzeitig unbegrenzte Migration zu fordern und „Wir haben Platz“-Schilder hochzuhalten. Mahlzeit war gestern.

Mit der Vergesellschaftung von Supermärkten können wir diese unternehmerischen Entscheidungen – die entscheidend für die Bekämpfung des Klimawandels sind – demokratisieren und dafür sorgen, dass existenzsichernde Löhne und Teilhabe an der Wertschöpfung für alle Menschen, die an der Produktion von Lebensmitteln beteiligt sind, gewährleistet werden

Jo. Dann arbeiten die im Supermarkt so wie auf dem Bürgeramt mit den Personalausweisen. Dann warten wir 6 Monate auf einen Termin, um eine Tüte Mehl beantragen zu können.

In Deutschland werden jedes Jahr 12 Mio Tonnen Lebensmittelabfälle vernichtet. Davon rund 34% bei der Primärproduktion, Verarbeitung und im Handel. Supermarktkonzerne planen sorgfältig die Produktion von Lebensmitteln und haben somit großen Einfluss auf Lebensmittelverschwendung. Supermärkte sind hochgradig geplante ökonomische Systeme für deren Funktionieren es notwendig ist, weit im voraus zu planen um saisonale Nachfrage und zuverlässige Lieferketten zu gewährleisten. Für diese Planung
werden komplexe Datensätze und Algorithmen angewandt, die viele schwankende Variablen berücksichtigen. Daraus können wir ableiten, dass dezentrale Planwirtschaft
nicht zwangsläufig zu Mangel führt, sondern im Gegenteil enorme Kapitalanhäufung ermöglichen kann. Wir wollen diese Mechanismen nutzen, um das Gemeinwohl zu steigern, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen und den Zugang zu Lebensmitteln als Daseinsvorsorge begreifen.

Das kann jetzt verstehen, wer will. Wie man will.

Ich versuch’s mal.

Supermärkte sind ökonomisch so optimiert, dass die sich viel Mühe geben müssen, damit das alles flüssig läuft. Die müssen planen. Dazu brauchen sie Datensätze und Algorithmen. Daraus folgt (irgendwie, ich hab’s nicht verstanden), dass wenn man das nicht tut, und statt zu planen eine „dezentrale Planwirtschaft“ betreibt, a) kein Mangel entsteht und b) hinterher einfach ein paar Milliarden übrig bleiben.

Und dann hoffen sie, dass wenn man die Versorgung nicht dem Bedarf anpasst, sondern nach Planwirtschaft einfach liefert, was beschlossen ist, die Lebensmittelverschwendung dann irgendwie abnehme. Hab’ ich auch nicht verstanden. Also: Man liefert nicht, was voraussichtlich gebraucht wird, sondern was beschlossen wurde, zu liefern, und unterstellt, dass dadurch dann weniger übrig bleibt und vergammelt. Irgendwie so.

Gute Arbeit im Supermarkt

Die Arbeit der Beschäftigten im Supermarkt ist systemrelevant und elementar für die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Konsumgütern. Mit dem Outsourcing der Beschäftigten in der Reinigung und derjenigen, die vor Ladenöffnung die Regale auffüllen, mit geringfügiger Beschäftigung und geringen Löhnen ist eine Bezahlung, die die Relevanz der Arbeit abbildet, nicht gegeben. Mit der Vergesellschaftung von Supermärkten können Löhne adäquat zum öffentlichen Dienst und gute Arbeitsbedingungen umgesetzt werden

Mal abgesehen davon, dass die bei Aldi und LIDL gar nicht mal so schlecht verdienen, wie gern behauptet wird: Die arbeiten da richtig. Würden die arbeiten wie im öffentlichen Dienst, wie auf der Ausweisstelle, ginge da erst mal für lange Zeit gar nichts mehr.

Und die Moral von der Geschicht’:

Wenn das jetzt kein verspäteter 2.-April-Scherz war, muss man konstatieren, dass Jusos unfassbar dämlich sind und jeden Mist erzählen, um auf Kosten anderer leben zu können, weil sie dabei auch unfassbar faul sind.

Dass wir sowas schon mal hatten, DDR hieß, oder auch in anderen sozialistischen Ländern, und das noch nie funktioniert hat, und man da schon immer für die einfachsten Grundnahrungsmittel wie Brot Schlange stehen musste, wissen sie auch nicht.