Ansichten eines Informatikers

Elendes Bankgewurschtel

Hadmut
5.4.2022 0:48

Vom gescheiterten Versuch, 35 Cent zu zahlen.

Ich hatte das neulich schon mal, dass das Kreditkartensystem auf dem Zahnfleisch geht.

Ich hatte einige Experimente in der Amazon-Cloud (AWS) gemacht. Da gibt es zwar ein Freikontingent zum Rumexperimentieren, aber nicht alles wird davon abgedeckt, außerdem ist es neulich abgelaufen.

So also kam ich in den kostenpflichtigen Bereich und musste für den März tatsächlich 35 Cent, also 0,35 Euro zahlen.

Nun reicht meine Solvenz für 35 Cent, beim Online-Laden von Amazon kaufe ich für viel mehr. Der Haken an der Sache ist: Amazon Web Services ist noch nicht auf die Idee gekommen, Paypal oder gar ihr eigenes Konkurrenzsystem dazu, diese Amazon Online Zahlung als Zahlungsmittel selbst zu akzeptieren. Die funktioniert nämlich zuverlässig.

Man kann auch eine Kontonummer angeben, anscheinend können sie auch Lastschriften. Das akzeptieren sie aber nur, nachdem man mindestens einmal mit den anderen Methoden gezahlt hat. Und die anderen Methoden sind aber eben nur: Kreditkarte. Und ohne die Angabe einer Kreditkartennummer kann man da nicht mal einen Account eröffnen.

Deshalb hatte ich da schon lange meine Kreditkartennummer eingegeben.

Nun also wollte ich mit eben dieser, bereits akzeptierten und noch gültigen, gedeckte und ansonsten überall funktionierenden Kreditkarte besagte 35 Cent bezahlen.

Ging nicht.

Ohne Angabe von Gründen.

Nun hatte ich das ja schon öfters im Blog beschrieben, dass das Kreditkartensystem gerade auf dem Zahnfleisch geht. Und die immer absurdere Klimmzüge machen, um des Online-Betrugs noch Herr zu werden, allerdings nicht nur aus eigener Motivation, auch wegen der EU-Gesetzgebung. Die müssen jetzt Dinge tun, wofür Kreditkarten eigentlich nicht gemacht sind. Weil Kreditkarten eigentlich für gar nichts so gemacht sind, dass sie es gut tun.

Nun verwende ich für sowas normalerweise die Kreditkarte meiner Hausbank zu meinem Girokonto, weil ich mich da nach der Zahlung um nichts kümmern muss. Das wird einmal im Monat automatisch ausgeglichen, da kann ich nichts vergessen. Ich habe noch eine Reserverkarte von einer anderen Bank, denen ich aber aus einem gewissen Misstrauen heraus keine Lastschrift eingeräumt habe, sondern da was an Geld auf Vorrat hingelegt habe und das dann gelegentlich nachfüllen muss, und das wird leicht teuer, wenn man das vergisst. Die nehme ich deshalb nicht so gerne für regelmäßige Dinge, sondern eher so im Urlaub.

Das Problem mit meiner Hausbank ist, dass sie sich in Sachen Software ziemlich blöd anstellt.

Ständig basteln sie da irgendwas, und jetzt gerade haben sie wieder was vermurkst. Wenn man jetzt irgendwelche Kontoauszüge oder Kartenabrechnungen als PDF runterlädt, wird der Dateiname nicht mehr vorgegeben. Das erschwert das Sortieren enorm. Merkt man bei denen immer, dass da Amateure unterwegs sind. Ich hatte mich schon mal bei denen beschwert, weil meine Plausibilitätsprüfung für Kontoauszüge fehlschlägt, weil ihre Kontoauszüge immer zufällig gemischt sind, was die Zahlungen innerhalb eines Tages betrifft. Holt man dreimal einen Kontoauszug mit den Überweisungen von vor drei Wochen, standen zwar jedesmal dieselben Vorgänge drauf, aber jedesmal in zufälliger Reihenfolge. Typische Schlamperei bei der Datenbankabfrage. Nach Datum sortiert, aber nicht angegeben, wie innerhalb eines Datums sortiert werden muss. Was dazu führt, dass die Vorgänge zwar an sich gleich sind, aber hintendran die Salden unterschiedlich sind, je nachdem, in welcher Reihenfolge die Vorgänge da stehen. Kann zum Beispiel in besonderen Konstellationen dazu führen, dass man man nur positive Salden auf dem Auszug hat, und dann für denselben Tag und dieselben Vorgänge auch einen negativen, weil die Reihenfolge anders ist.

Kurz gesagt: Diese Bank ist mit der Software einfach überfordert. Fällt mir immer wieder auf. Ständig irgendwelche Schlampigkeiten.

Und das Dumme daran ist: Man kann es ihnen nicht mal sagen. Weil der Kundenservice überhaupt nicht versteht, was man ihnen sagen will, weil sie sich damit nicht auskennen. Und was sie nicht verstehen, geben sie nicht weiter. Versuch mal, einer vom Call-Center zu erklären, dass die Kontoauszugssoftware einen Fehler im SQL-Statement hat. Kapieren die nicht, die denken, man will sie verarschen. Und die Leute, die das dann programmieren, erreicht man nicht. Das ist der blanke Wahnsinn, was da gerade abläuft. Ein Wunder, dass das nicht längst alles zusammengefallen ist.

Nun also zeigte mir die AWS-Seite an, dass meine Zahlung über 35 Cent schon zum zweiten Mal fehlgeschlagen ist. Ohne Angaben von Gründen.

Nun gut, dachte ich, vielleicht habe ich etwas falsch eingegeben. Kann man ja nicht prüfen, weil sie ja aus Sicherheitsgründen nur die letzten vier Ziffern anzeigen.

Neu eingegeben.

AWS meint, dss sie bei jeder neu eingegebenen Kreditkartennummer erst mal $1 abbuchen und wieder zurückbuchen, um zu sehen, ob die auch echt ist und funktioniert.

OK. Auf Zahlung gedrückt.

Die App dudelt auf dem Tisch, weil sie meint, ich solle jetzt bittesehr diese Zahlung freigeben. Mit Fingerabdruck zum Beispiel. Getan.

Die Banking-App beglückwünscht mich, das sei eine prächtige Zahlung, und die habe so wunderbar funktioniert. Einen ganzen Dollar hätte ich gerade gezahlt.

AWS sieht das anders und meint, die Zahlung sei fehlgeschlagen.

Chat mit dem Kundenservice eröffnet. Stunde gechattet. Kein Fortschritt. Sie meint, es müsse da eine MFA, eine Multifactorauthentication her. Ja, doch, habe ich doch gemacht, App und Fingerabdruck und Bestätigung, und das Ding habe mich und sich noch zum Erfolg beglückwünscht.

Nee, meint sie. Sie fragen an, und die Bank lehnt ab.

Sieht zumindest so aus, als hätte die Bank ein Softwareproblem. Mir meldet die Bank per App, prima, hat alles geklappt, aber AWS sagt sie, Zahlung abgelehnt. Was ja dann so aussieht wie „Danisch kann nicht zahlen, nicht mal 35 Cent“. Gefällt mir nicht.

Der Kundendienst von AWS sagt, dass er da jetzt auch nichts machen könne, außer eben, mir die Rechnung von 35 Cent zu erlassen, damit der Account nicht gesperrt wird.

So kann man in ernsthafte Schwierigkeiten kommen, weil die Bank zu doof ist, ihre Software richtig hinzubekommen.

Dazu kommt dann noch der Schwachsinn, dass man sein Bankpasswort – allen Ernstes, die wollen das so – nach der Zahlung auf der Webseite des wechselnden, einem unbekannten Zahlungsdienstleisters eingeben muss, damit der sich dann damit bei der Bank anmeldet, also Phishing gleich mit eingebaut. Schwachsinniger geht es kaum.

Die andere Bank, die meiner Reservekarte, macht das übrigens deutlich besser. Da nämlich loggt man sich immer auf der Webseite der Bank selbst oder deren App ein, um die Zahlung zu bestätigen, und nicht auf irgendeiner fremden Seite mit dem Bankpasswort. Man gibt also nur dort ein Passwort ein, wo es auch hingehört.

Und so kann man in richtig ernsthafte Schwierigkeiten kommen und als nicht zahlungsfähig dastehen, obwohl das Konto gedeckt ist, weil die Bank ihre Software nicht auf die Reihe bekommt.

Was wiederum damit zusammenhängt, dass as Kreditkartensystem völlig vermurkst ist.

Neulich zum Beispiel hat mir die Bank meiner Reservekarte vorzeitig, also vor Ablauf der alten Karte, eine neue Karte geschickt. Jetzt im Längsformat bedruckt, weil man sie ja heute dranhält oder reinschiebt und nicht mehr durchzieht. Mit dem Hinweis, dass mit dieser Karte ab sofort nichts mehr unterschrieben werde, sondern alles nur noch mit der PIN gehe.

Warum aber beide Kreditkarten beider Banken neben dem Chip dann auch noch einen Magnetstreifen haben, der ja nun brachial unsicher ist, wissen die Götter. Gibt es noch irgendwo Lesegeräte, die auf Magentstreifen beruhen?

Immerhin hat sich die Bank meiner Reservekarte davon verabschiedet, die Schrift in die Karte zu prägen und liefert sie glatt. Weil man diese Ritsch-Ratsch-Durchschreibegeräte ja nun auch endgültig abgeschafft hat, für die man die erhabene Schrift brauchte.

Alles so fürchterlich, so vermurkst.

Was mich daran so stört, ist, dass wenn es nicht funktioniert, ich blöd da stehe und nicht die Bank, die ihre Software vermurkst hat. Wird wirklich Zeit, diesen Kreditkartenmist abzuschaffen.

Ach ja, und den Kundendienst kann man damit eigentlich auch nicht mehr kontaktieren, weil man die nur noch für Anliegen aus einem festen, vorgegebenen Katalog kontaktieren kann, und da ist das nicht dabei.

Apropos Mist.

Ich war doch die Tage im Ausland. Und habe aus Gründen der Bequemlichkeit und Hygiene dort mit der normalen Bankkarte (Girocard) kontaktlos gezahlt.

Nicht steht auf dem Kontoauszug. Nur Zahlung und der Betrag. Nicht an wen. So kann man hinterher dann einfach gar nicht mehr nachvollziehen, was man wann wo gezahlt hat. Irgendwie sind die alle zu doof für das digitale Bankgeschäft.

Und genau das wäre ja ein Ansatzpunkt für einen Digitalisierungsminister, der dann mal sagt, dass es so nicht geht, und wie es gehen muss. Das kriegen wir dann aber auch nicht auf die Reihe. Und dann wollen die, wenn die Russen angreifen, mit einer Cybertruppe zurückangreifen. Es ist unfassbar, was für ein Schwachsinn da abläuft und sich Digitalisierung nennt.

Manchmal käme ich mir sicherer vor, wenn wir so wie damals ein Lederbeutelchen am Wams mit Goldstückchen, Edelsteinen, Gemmen und sowas mit uns führten, mit dem wir dann zahlen.

Ich würde ja sogar die Bank wechseln, wenn ich die Hoffnung hätte, dass die nicht alle so schlecht sind.