Ansichten eines Informatikers

Digitalisierung

Hadmut
10.4.2022 18:14

Leser fragen – Danisch weiß es nicht so ganz genau.

Ein Leser fragt an … naja, nicht so wirklich fragt, stellt das so in den Raum

Hallo Hadmut,
es ist toll, dass wir in unserem hoch entwickelten Deutschland sehen, wie digital unterentwickelt doch andere Länder sind, die so ein geringes Einkommen haben. Unsere ukrainischen Freunde haben ihre Pässe, Visa, Impfpass, Führerschein,… Alles digital im Handy. Wird aber in Deutschland nicht akzeptiert. Weil wir immer noch mit toten Bäumen arbeiten.

Ach, solche Mails bekomme ich von Lesern aus der ganzen Welt, auch aus Zweit- und Drittweltländern, die mir, mal entgeistert, mal informativ, mal spottend schreiben, wie leicht und schnell es dort geht. Gerade als ich das 2020 beschrieben hatte, wie schwierig es war, an einen neuen Personalausweis zu kommen – in Berlin erkennt die Polizei auch abgelaufene Ausweise noch an, weil sie wissen, dass man kaum eine Chance hat, ihn zu verlängern – bekam ich nicht nur stapelweise Mails aus aller Welt, dass es überall einfach leichter gehe. Inzwischen bekomme ich auch Mails aus deutschen Großstädten wie Frankfurt, dass es da auch nicht mehr funktioniere.

Ich zum Beispiel ärgere mich sehr, dass ich nun wenigstens Führerschein und Personalausweis seit ein paar Jahren im Scheckkartenformat habe, aber immer noch einen dämlichen KFZ-Schein als größeren Lappen in den Geldbeutel stopfen muss, der inzwischen auch aussieht wie eine alte Unterhose und kaum noch lesbar ist. Warum schafft man es nicht, den auch auf Kartenformat zu bringen? Es ist relativ schwierig, heute noch Geldbeutel zu bekommen, in die der noch reinpasst. Längst sind alle Geldbeutel der Welt auf Scheckkartenformat eingerichtet.

Ich habe mich gewundert, warum die EU nicht auch das noch standardisiert, um herauszufinden: Sie hat es bereits standardisiert. Andere EU-Länder haben das längst. Bei uns aber gibt es nicht mal einen Gedanken darüber, weil nur Leute in der Regierung sitzen, die sowas erst gar nicht verstehen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das wäre Sache des Bundesinnenministers, das zu regeln. Aber nicht nur kommt Leuten wie Faeser, Seehofer oder ihren piefigen Vorgängern sowas nicht in den Sinn. Es ist in Deutschland wohl nicht einführbar. Wenn ich das nämlich richtig verstanden habe, ist die KFZ-Verwaltung zwar eigentlich eine Bundesangelegenheit, wird aber von den Stadtverwaltungen im Auftrag des Bundes gemacht. Das heißt angeblich, dass man sich dazu mit 16 Bundesländern abstimmen müsste. Oder noch mehr Stadtverwaltungen.

Deutschland ist so durchvermurkst, durchföderiert, durchdemokratisiert, dass viel zu viele Leute reinschwätzen, als dass man noch irgendetwas daran ändern könnte.

Gerade hatte ich Artikel darüber, dass Ärzte, Handwerker, sogar Juristen aufgeben, weil sie vom Staat kaputtbürokratisiert und kaputtschikaniert werden. Es ist aber wohl so, dass sich dieser Staat auch selbst zu Tode bürokratisiert und schikaniert.

Nur um den KFZ-Schein zu ändern, müsste man die Datenbanken neu organisieren. Weil man ja die Daten, die darauf stehen, auch etwas modernisieren müsste. Muss ja auch nicht mehr unbedingt alles drauf stehen, man kann die Daten, die von der Fahrzeugtypnummer abhängen, zentral speichern. Oder es halt einfach so machen, wie die anderen Länder der EU es schon machen.

Geht in Deutschland aber nicht.

Nicht nur, weil wir zu blöd sind, sondern weil wir über jahre-, jahrzehntelange Korruption einen Flickenteppich aus Softwarespezialitäten gebaut haben, damit jeder Spezi irgendeines Bürgermeisters was verdienen konnte, und nun haben wir da einen großen Haufen von Softwarestücken, die zueinander völlig inkompatibel sind, und die zu oft auch keiner mehr richtig beherrscht, um daran mit vernünftigem Aufwand noch etwas zu ändern. Irgendwo stand mal, es sei schon ein aussichtsloses Unterfangen, allein die Bezirke Berlins auf einen einheitlichen Standard zu bringen und interoperabel zu machen.

Man schrieb mir, dass wenn man von einem Bundesland in ein anderes umziehe, das alte Finanzamt alle Daten auf Papier ausdrucken müsse und das neue dann alles von Hand abtippe.

Wir sind gar nicht digitalisierbar. Nicht in absehbarer Zeit. Weil wir 30 Jahre lang nur Blödsinn getrieben und uns die dümmsten Politiker gewählt haben, und wir uns in eine Sackgasse gefahren haben.

Versucht doch mal mal, im Bundestag, diesem Bundesdummenzirkus, oder den Parteien Leute zu finden, die das könnten. Die gibt es da nicht (mehr), weil die Parteien völlig von Anhängern eines Dummenkults übernommen wurden und wir da nur noch Hampelvideos junger Frauen ohne jede Berufsausbildung bekommen.

Das wird auf absehbare Zeit nichts mehr. Das wird vielleicht noch mit einzelnen Nischenprodukten druchgedrückt werden, Handy-Personalausweis und sowas, aber wieder mal als isolierte Projekte, inkompetibel, nicht ausgereift. Das ganze Krankenkassenzeugs für die Arztpraxendigitalisierung geht ja gerade schon schief.

Es gibt Länder, da ist die Ausstellung eines Personalausweises eine Sache von 15 Minuten. Alles zusammen.

Kommt davon, wenn man sich von unfähigen korrupten Leuten regieren lässt.

Ich sitze jedes Jahr tagelang daran, die Belege für die Steuererklärung zu erfassen. (Und jedesmal wenn ich es erwähne, schreiben mir die Leute, dass sie dafür einen Steuerberater haben, da muss man die Belege aber auch zusammensammeln und sortieren.) Kommt irgendeiner von diesen Politarmleuchtern mal auf die Idee, Bürokratie und Schikanen zu reduzieren? Beispielsweise digitalisierte Rechnungen, die sich automatisch einlesen lassen (und nicht etwa per KI zu interpretieren versucht werden)?