Ansichten eines Informatikers

Niedersachsen und die Stasi

Hadmut
28.4.2022 12:01

Zur Causa des LKA Niedersachsen weist mich ein Leser auf etwas hin.

DER SPIEGEL, 1990: Böcke zu Gärtnern

Die Stasi hatte mit den beiden Hauptkommissaren Hans-Joachim Armbrost und Hans-Wilhelm Balke im Niedersächsischen Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) zwei Spitzenagenten plaziert, die nach interner Einschätzung den Fall Kuron noch übertreffen. So war Armbrost in der Abteilung Spionageabwehr ausgerechnet und ausschließlich für die Planung und Entwicklung methodischer Abwehrmaßnahmen gegen die DDR-Dienste verantwortlich. In dieser herausragenden Stellung konnte sich Armbrost mühelos alle Protokolle der Spionageabwehr der Verfassungsschutzbehörden besorgen. Behilflich war ihm dabei eine organisatorische Spezialität des bundesdeutschen Verfassungsschutzes: Die Niedersachsen waren federführend für alle LfV bei der Spionageabwehr. »Im Grunde genommen«, bekennt ein hochrangiger Ermittler, »hat die DDR die Abwehr der Bundesrepublik gegen die Stasi organisiert.« Während Armbrost erst seit 1980 für die Stasi arbeitete, war Balke bereits 1976 als DDR-Spitzel verpflichtet worden. Er war für die Systematik der Spionageabwehr gegen die restlichen Ostblockstaaten zuständig.

Die DDR hat die Abwehr der Bundesrepublik gegen die Spionage der DDR organisiert.

Ob sich daran etwas geändert habe, fragt der Leser, ob ich überrascht sei.

Nein, anscheinend hat sich in Niedersachsen nichts geändert.

Und nein, überrascht bin ich nicht.

Ich würde im Gegenteil vermuten, dass sogar eine von der DDR selbst organisierte Spionageabwehr gegen die DDR immer noch besser organisiert und effektiver war, als was der linke Diversitätszirkus heute so abliefert.

Vielleicht beruht der Qualitätssturz der letzten Jahre deutscher Behörden, und dass die inzwischen gar nichts mehr gebacken bekommen, schlicht darauf, dass die ganzen Stasi-Agenten inzwischen in Rente gegangen sind. Denn die Stasi wird bei der Auswahl ihres Personals sicherlich weit höhere Qualitätsanforderungen gestellt haben als unsere Behörden damals oder besonders heute.

Oder anders gesagt: Ein feindlicher Spion in einer Behörde könnte alles in allem immer noch ein besserer Mitarbeiter sein als ein unter dem derzeitigen politischen Regime normal eingestellter Mitarbeiter. Der Spion wird nämlich nach Können und Befähigung ausgesucht, die nehmen da nicht jede Pfeife. Und der Spion muss sich Mühe geben und seine Arbeit machen, um nicht aufzufliegen. Das gilt für Quotenbegünstigte alles nicht.

So gesehen eigentlich schade, dass es die Stasi nicht mehr gibt. Die hatten immerhin noch einen gewissen Qualitätsstandard. Wenn es die DDR heute noch gäbe, könnten die westdeutschen Behörden heute bei denen anfragen, ob man nicht eine Arbeitnehmerüberlassung gegen Devisen vereinbaren könne. Nach dem Schema: Ihr dürft bei uns spionieren, wenn Ihr dafür auch die Arbeit macht. Und wenn Ihr sowieso gerade spioniert und alles abfotografiert, könntet Ihr dabei bei der Gelegenheit nicht vielleicht gleich aufräumen und digitalisieren? Ihr spioniert einfach und gebt uns dann eine Kopie davon? So als Win-Win-Situation?