Ansichten eines Informatikers

Energieverbrauch: Männertemperatur

Hadmut
4.5.2022 15:24

Nur mal eine Anmerkung zur Politik.

Sie schimpfen doch gerade alle, besonders von links/grün, wie schlimm das wäre, wenn man alleine wohnt, und dass man, wenn uns die Energie ausgeht, Single-Wohnungen nicht mehr beheizen dürften und könnte.

Aufgrund irgendeines Gesetzes, keine Ahnung, was genau, habe ich im Januar 2022 einen Online-Zugang zur Webseite der Firma bekommen, die hier die Verbrauchsablesungen macht. Und die geben einem die Information, wieviel man im Vergleich zum Durchschnitt vergleichbarer Wohnungen verbraucht hat (Heizung, Warmwasser usw.):

Januar 2022
Sie haben 78% weniger verbraucht (als vergleichbare Haushalte). Ich: 522 kWh. Vergleichbare Haushalte: 2.423kWh.
Februar 2022
Sie haben 81% weniger verbraucht. Ich: 402 kWh. Vergleichbare: 2.144 kWh.
März 2022
Sie haben 87% weniger verbraucht. Ich: 243 kWh. Vergleichbare: 1.915 kWh. Gut, da war ich auch zwei Wochen weg, müsste man nahezu verdoppeln, die Wohnung stand aber auf Frostschutz, hat also ein bisschen vor sich hin geheizt.

Ich liege also bei ungefähr dem Fünftel des Verbrauchs, „vergleichbarer“ Haushalte. Was zunächst mal die Frage aufwirft, ob sie denn dann vergleichbar sind. Vermutlich von Alter, Größe und so weiter.

Die Frage ist, woher es kommt. Fünf Personen brauchen sicherlich fünfmal soviel Wasser zum Duschen, aber nicht fünfmal soviel Heizung. Eigentlich brauchen sie sogar weniger Heizung, weil jede Person etwa 100 Watt Körperheizleistung hat (so rechnet man bei Bunkern), und ja auch jeder noch seine Elektrogeräte betreibt, Fernseher und so weiter, die damit indirekt elektrisch heizen.

Vor allem deshalb finde ich es erstaunlich, weil der durchschnittliche Haushalt heute ja keine 5 Personen mehr hat. Mir fällt jetzt hier im ganzen Haus (wo die Wohnungen natürlich total vergleichbar sind, weil gleich) niemand ein, der da zu fünft wohnen würde. Die meisten zu zweit, manche zu dritt oder viert.

Also kann ich für mich wohl belegbar in Anspruch nehmen, auch weniger Energie pro Kopf zu verbrauchen als andere.

Könnte natürlich daran liegen, dass die Wohnung hier noch relativ neu und das Haus entsprechend gedämmt ist.

Kann aber auch daran liegen, dass meine Wohnung auf „Männertemperatur“ eingestellt ist. Darf man gar nicht so laut sagen, sonst fordert rot-grün einen Heizkostenzuschuss für Haushalte, in denen Frauen wohnen, weil Frauen es bekanntlich mindestens 3° wärmer brauchen als Männer und damit jede Temperatur frauendiskriminierend und benachteiligend ist. Und weil es genügend viele Temperaturen gibt, reicht das für mindestens sieben Promotionen in Gender Studies, drei Professuren in Temperatursoziologie und eine Beauftragte für die Bundesregierung.

Andererseits halte ich damit dann auch den Nachweis für erbracht, dass Frauen besonders klimaschädlich sind und das Klima über die Heizung erwärmen. Eigentlich die ganze Klimaerwärmung von Frauen gemacht wird, weil die sonst frieren. Denn im Zeitalter der Soziologie darf sich bekanntlich jeder eine Kausalität frei aussuchen, der eine Korrelation gefunden hat. (Ich hab eine…ich hab eine…!)

Deshalb halte ich die Ansage, bei Energienot Singlewohnungen nicht mehr zu beheizen, für eine ziemliche Frechheit und – zumindest mal an meiner Verbrauchsabrechnung gemessen – schlicht für falsch.