Katze mit Einkaufstasche
Ich habe heute etwas gesehen, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Ich wollte ein Foto machen, habe aber das Handy nicht schnell genug aus der Tasche gefischt und einsatzbereit gehabt.
Ich war heute unterwegs, und wie ich gerade so auf dem Weg zwischen dem Auto und einem Geschäft war, und gerade gar nicht damit gerechnet hätte, dass mir etwas begegnet, womit man nicht rechnen kann, kam mir eine verwilderte struppige kleine Hauskatze entgegen, ohne mich zu beachten.
Die da in aller Ruhe ihre Beute im Maul zwischen den Zähnen hielt, und sie in aller Ruhe irgendwohin trug, wo sie sie dann wohl verspeisen oder an Junge verfüttern wollte .
Nur: Die Beute war keine Maus.
Die Beute war ein transparenter Plastikbeutel, in dem drei oder vier Scheiben normales, geschnittenes Brot baumelten, sah noch frisch aus, kein Schimmel oder so, der oben zugeknotet war. Verloren. Weggeworfen. Müll. Vielleicht irgendwem geklaut. Keine Ahnung, wie sie an diesen Beutel gekommen war.
Nun ist ja bekannt, dass viele Tiere lernen, vom Menschen gemachte Verpackungen zu öffnen, aufzumachen, aufzureißen, aufzubeißen. In Berlin haben sich viele Tiere auf den Verpackungsmüll und die darin enthaltenen Lebensmittelreste spezialisiert, und in Soweto (Südafrika) gibt es ganze Ziegenherden, die in der Stadt leben und sich von nichts anderem mehr ernähren als vom Müll der Menschen. In England stellen die Leute Becher vor die Tür. Damit der Milchmann, der das Gestell mit den 6 Flaschen Milch vor die Tür stellt, die Becher über die Flaschen stülpen kann. Weil die Flaschen nur mit einem Deckel aus dünner Alufolie verschlossen sind und die Vögel gelernt haben, diese Aufzureißen, um an die Sahne zu kommen, die oben schwimmt. Die Milchflaschen würden ohne Becher zum Überstülpen alle aufgerissen rumstehen. Ich habe oft Tiere gesehen, die Verpackungen öffnen.
Was ich aber noch nie gesehen habe, ist ein Tier, das die Verpackung eben nicht aufreißt, sondern sie benutzt. Wie ein Werkzeug. Wie eine Einkaufstasche. Ich war mir sicher, dass Katzen zwar lernen können, was es mit Tüten auf sich hat und wie man sie aufreißt, aber ich wäre mir völlig sicher gewesen, dass sie die Tüte sofort aufreißen und dann eine Scheibe daraus mitnehmen oder sofort fressen. Dass sie sich aber soweit zusammenreißen können, die Tüte eben nicht aufzureißen, um an das Brot zu kommen, sondern die ganze Tüte mitnehmen, um so an alle Scheiben zu kommen und die Tüte erst später aufzureißen, setzt ein gewaltiges Maß an Planung und Erfassung des quantitativen Vorteils, alle Scheiben Brot zu erbeuten, voraus.
Ich hätte das Hauskatzen nicht zugetraut. Auch nicht, wenn sie verwildert sind. (Ich würde das nicht mal allen Politikern zutrauen.)