Der Erich-Mielke-Chic
Wie man den DDR-Odor fotografisch einfängt.
Wart Ihr mal im Stasi-Museum in der Normannenstraße in Berlin? Dieser miefig-spießige Möbelstil der DDR?
Man bejubelt gerade ein Foto von Annalena Baerbock:
Annalena Baerbock, Deutschlands erste Außenministerin, fotografiert für @derspiegel (@ABaerbock) pic.twitter.com/TvVAA9OA72
— Andreas Chudowski (@chudowski) May 6, 2022
Einer unkt schon:
Mega. Handwerklich auch einfach ein sehr gutes Bild.
Aber irgendein Depp wird gleich was Abwertendes dazu schreiben..— Poivron (@Poivron5) May 6, 2022
Ja. Hier!
Ganz abgesehen davon, dass, wie andere schon bemerkten, die Landkarte angeschnitten ist, und damit immer das Gehirn irgendwie vom Hauptmotiv ablenkt, und man deshalb entweder reichlich wegschneidet oder gar nicht, aber nicht so ein bisschen, damit das „da-fehlt-was“-Gefühl entsteht, könnte ich mich jetzt spontan nicht erinnern, aus der vereinigten Bundesrepublik schon ein mal Bild gesehen zu haben, dessen Bildwirkung so nah am Mielke’schen MfS-Chic ist. Dafür kann jetzt Baerbock nichts, weil die den Laden ja nicht eingerichtet hat.
Ich habe mich gewundert, wie man denn ein von außen so modern-betoniges Gebäude innen so altmodisch-altbacken im DDR-Stil einrichten kann. Wikipedia allerdings verrät, dass dass die auch noch einen Altbau haben, und sagt über den:
Das Auswärtige Amt hat seinen Hauptsitz in Berlin (Werderscher Markt 1 in Friedrichswerder). Das dortige Hauptgebäude ist das Haus am Werderschen Markt, bis 1945 Sitz der Reichsbank und später des Zentralkomitees der SED (1959–1990). Hinzu kommen ein 1999 fertiggestellter Neubau auf dem nördlichen Nachbargrundstück und südöstlich angrenzend weitere Dienstgebäude im selben Straßenblock. In Berlin wird der Nachwuchs in der Akademie Auswärtiger Dienst ausgebildet, welche der Zentralabteilung untersteht.
Bis 1945 die Reichsbank und dann das Zentralkomitee der SED.
Genau so sieht’s auch aus. Da ist wohl noch die Einrichtung übrig geblieben.
Genscher hätte da optisch vielleicht gerade noch reingepasst. Der hätte da mit dem gelben Pullunder gegengehalten.
Aber jemanden wie Baerbock, Frau, Nachwendegeneration, Modepuppe, oberflächlichst, in eine so altbacken schwere Umgebung zu stellen, halte ich für eien fotografischen Fehler, wenn es nicht ein sehr subtiler Hinweis auf die Gesinnung der Grünen sein soll. Man könnte natürlich sagen, dass das ja gerade der Kontrast sein soll, moderne Frau in miefigem Ambiente.
Ganz schlecht finde ich es jetzt nicht, der Bezug zur Landkarte ist ja da. Aber mich spricht es von der Bildgestaltung her nicht an. Das Bild knirscht, es passt nicht.