Ansichten eines Informatikers

Dreadlocks

Hadmut
9.5.2022 13:13

Irgendwie drehen gerade alle durch.

Als ich das das erste Mal gesehen habe (unterwegs, auf dem Handy) dachte ich noch, wessen Referentin ist sie? Berlin? Senat? Medien? Hochschule? Wer stellt denn eine „Referentin für critical whiteness“ ein, so als hauptberufliche Rassenbeschimpferin?

Sie ist anscheinend niemandes Referentin, wohl eher sowas Selbsternanntes. Zumindest habe ich nichts gefunden.

Mal ganz abgesehen davon, dass es schlicht falsch und unzutreffend ist, was sie sagt, denn seit ich mich an Fasching und Maskenbälle und sowas erinnern kann, gehörten Pfarrer und Nonnen zum Standardrepertoire im Verkleidungszoo, ist es vor allem asymmetrischer Blödsinn. Und dass, wie da auch manche antworten, Dreadlocks keine, zumindest keine rein afrikanische Erfindung sind?

So erklärt sie überhaupt nicht, warum der Religion ein Primat über die freie Willensentscheidung anderer zukommen will. Weil in Afrika irgendwer Dreadlocks einen religiösen Gehalt beimisst, soll es in Europa plötzlich unstatthaft werden, sie zu tragen? Gesetzgebungskompetenz durch Magie?

Mich zum Beispiel fragt auch keiner nach meinen Gefühlen. Ich könnte mich nicht erinnern, dass mich jemals irgendwer aus Afrika gefragt hätte, ob mir das da alles recht und genehm ist. Dabei ergreift mich tiefste Seelenpein, wenn ich sehe, dass Schwarze Elektrizität, Fernsehen, Internet, Handys benutzen, die doch unbestreitbar und ureigenst der Kultur der Weißen entstammen.

Oder überhaupt: Kleidung. Es trifft mich zutiefst ins kulturelle Mark, wenn ich sehe, dass schwarze Frauen Kleidung tragen. Schlüpfer gar. Sollte ich jetzt als Referent für critical blackness auftreten und mich öffentlich beklagen, dass schwarze Frauen hier nicht nackt rumlaufen und mit Trommeln statt Handys kommunizieren?

Ich habe in Afrika nur noch sehr wenige Menschen in traditioneller afrikanischer (heißt manchmal eben auch: ganz ohne) Kleidung gesehen. Eigentlich nur noch die Himba. Die Hererofrauen tragen durchgehend Tracht aus der Kolonialzeit, und die meisten Afrikaner irgendeinen Synthetic-Kram, der von Weißen designed wurde (oft sogar Adidas oder sowas) und irgendwo billig zusammengeschustert wurde.

Und dann fahren die auch noch Auto oder Straßenbahn!

Manche von ihnen drehen sogar die Heizung an, wenn es kalt ist.

Ich finde das wirklich derb, wenn eine angezogen vor die Kamera tritt, und dann auf Weiße wegen kultureller Aneignung schimpft, weil sich da welche Dreadlocks flechten.

Dabei erklärt sie nicht mal, worauf eigentlich die Annahme beruht, dass Dreadlocks so etwas wie ein alleiniger kultureller oder religiöser Besitz von Afrikanern sein sollten. Oder warum sich der Angriff nur gegen Weiße, nicht aber auch gegen Mittel- und Südamerikaner richtet, etwa aus Jamaica.

Ja, klar, die Story kenne ich: Die Schwarzen Mittel- und Südamerikas stammten ja alle aus Afrika. Zwangsimportierte Sklaven.

Nur: Die Afrikaner behaupten ja gerne (meines Wissens inzwischen widerlegt), dass die Wiege der Menschheit in Afrika läge, alle Menschen ursprünglich aus Afrika kämen und damit alle Afrikaner seien. Wenn das aber so ist, wir alle Afrikaner seien, wie, wann und warum sollten wir dann das Recht verloren haben, Dreadlocks zu tragen?

Oder anders gefragt: Wieso wirft man uns eigentlich Kolonialisierung vor, wenn man uns doch gleichzeitig alle zu Afrikanern erklärt?

Außerdem legen die Afrikaner selbst immer großen Wert darauf, das es „die Afrikaner“ nicht gibt. Da gibt es viele zutiefst verfeindete Gruppen, Ethnien, Stämme, und es ist lediglich ein Denkfehler, sie für einheitlich zu halten, weil sie alle irgendwie schwarz sind. Innerhalb Afrikas sind die Dreadlocks, soweit eruierbar, eine Erfindung und eine kulturelle Eigenschaft der Masai Kenias. Insofern müsste man also auch jedem Schwarzen, der Dreadlocks trägt und nicht zu den Masai gehört, kulturelle Aneignung vorwerfen. Ganz Jamaica etwa.

Dann aber herzukommen und zu sagen, dass jeder Schwarze, egal welcher Abstammung, schon aufgrund der Hautfarbe das natürliche Recht habe, Dreadlocks zu tragen, Weiße aber nicht, das ist schon ziemlich rassistisch.

Noch dazu, da es biologisch gesehen keine Weißen gibt. Es gibt nur Menschen mit unterschiedliche starker Melanin-Produktion.