Ansichten eines Informatikers

Zur Ausstattungssituation der russischen Armee

Hadmut
16.5.2022 22:38

und zur Propaganda.

Ich habe einen Leser, ich sage es jetzt aus Anonymisierungsgründen nicht so ganz genau, der einen „Sowjetunion-Hintergrund“ hat, von dort aus bei uns eingewandert ist, deshalb fließend/muttersprachlich russisch spricht, Kontakt nach Russland und in die Ukraine hat, und der mir schon seit einiger Zeit immer wieder mal wertvolle Quelleninformationen liefert, dem ich also dahingehend auch vertraue, eben weil er mir schon öfter Informationen geliefert hat.

Und der sagte mir, dass ich zur technischen Ausstattung der russischen Armee völlig richtig läge und mich nicht von solchen Zuschriften kirre machen lassen solle.

Er sei nämlich in einigen russischen Foren, die in Russland geführt werden, und in denen das beschrieben wird, dass die russische Armee sich nicht mal die besagten Zivilfunkgeräte leisten könnte, sondern das Spenden der Zivilbevölkerung seien. Das wird sogar in Foren beschrieben, organisiert, durchgeführt, dass man da Spenden sammelt. Deshalb hatten die vermutlich auch die Camping-Ausstattung.

Das gelte übrigens auch für die Drohnen. Die verwenden oft ganz normale Drohnen von DJI, die man im Kaufhaus bekommt, und auch die als Spenden der Zivilbevölkerung an ihre Soldaten, also eigentlich Privateigentum, nicht mal Armeeeigentum. Das ist wohl nicht so, dass die Armee ihre Soldaten mit Zivilfunkgeräten und Zivildrohnen ausstattet, sondern dass sie gar keine haben und die Soldaten, deren Familien und Spender ihnen lieber privat welche kaufen und schenken.

Er habe in einem Forum sogar ein Video einer Drohne gesehen, die aus irgendwelchen Gründen, wohl Verlust des Funkkontakts, automatisch irgendwo gelandet ist (ja, machen die so, auch wenn der Akku zur Neige geht), die Kamera aber noch läuft, und man dann sieht, wie die Soldaten ankommen und die Drohne suchen, einer noch sagte, dass man die nicht verlieren dürfe, die habe 500.000 Rubel gekostet. Was mir jetzt nicht ganz einleuchtet, weil das schon eine sehr teure Drohne wäre und Drohnen normalerweise keinen Ton aufnehmen. Aber Profi-Drohnen in dieser Preisklasse gibt es durchaus.

Irgendwie gab es ja auch Meldungen, dass Mediamarkt und Saturn die DJI-Drohnen mal aus dem Programm und wieder rein und wieder raus nehmen. Mal hieß es, DJI würde die Positionen ukrainischer Soldaten an die Russen verraten. Mal hieß es irgendwo, man habe herausgefunden, dass die Russen die Drohen bei Mediamarkt und Saturn kaufen und dann für den Krieg verwenden. Oder sowas.

Es dürfte aber nach den Hinweisen dieses Lesers so sein, dass die russische Armee sich den ganzen Zivilkram nicht selbst kauft, sondern das Soldaten, deren Familien oder Spender privat eingekauft haben.

Deshalb könnte man natürlich auch die Vermutung anstellen, dass die GPS-Geräte auf den Flugzeugarmaturenbrettern gar nicht offiziell von der Luftwaffe/Armee installiert wurden, sondern die Piloten sich die Dinger selbst gekauft und da hingeschraubt haben. Und die Führung womöglich gar nichts davon weiß, dass die statt mit dem russischen Glonass mit dem amerikanischen GPS navigieren. Gibt ja recht gute mobile Navigationsgeräte für Kleinflugzeuge, die eigentlich aufs Steuerhorn geklemmt werden, als Ergänzung, Backup oder Glass Cockpit für Arme, so ab 700 Euro. Wie Straßennavi mit besserer Hardware und anderer Software.

Das alles könnte nun wieder dazu führen, dass die Armeeführung/Politik/Putin davon gar nichts weiß, und die Propaganda veranlasst, das als Unsinn abzutun, was dann über solche komischen Leserzuschriften bei Leuten wie mir aufschlägt.