Ansichten eines Informatikers

Die akademische Hinrichtung eines Wissenschaftlers

Hadmut
26.5.2022 19:37

Über die Feminisierung der Hochschulen.

Hier gibt es einen sehr lesenswerten Artikel (englisch) darüber, wie man den Molekularbiologen David Sabatini am MIT über den – falschen – Vorwurf sexueller Belästigung komplett erledigt und in der westlichen Forschungswelt zum Aussätzigen gemacht hat.

Dabei hat er nach unseren Maßstäben nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, er galt als kommender Kandidat für einen Nobelpreis, als einer der besten Forscher, als Genie.

Er war in der Scheidung von seiner Frau, hatte sich am Rande einer Konferenz mit einer jungen Wissenschaftlerin eingelassen. Auch das erst mal nicht verboten. Dann aber hat das Institut, an dem er arbeitete, einen neue Regel eingeführt, die Wissenschaftlern Sex mit Mitarbeitern verbot (eine seltsame Vorstellung, dass die Universität einem derartig in das Privatleben reinreden kann).

Eng war es wohl nicht, sie hatte nebenbei noch viele andere, und er lernte eine Mikrobiologin aus Deutschland kennen.

Das konnte sie nicht vernusen, sie klammerte, mal ignorierte sie ihn, mal lud sie ihn ein.

Dann kam Corona und sie hat sich da irgendwie einen Knacks geholt. Gleichzeitig bekam das Institut eine neue Direktorin, und die Treibjagd ging los. Offenbar in Kooperation dieser zwei Frauen, denn die junge Wissenschaftlerin hatte noch eine Kollegin gewarnt, dass sie noch so viel Betreuung aus ihm herausquetschen solle wie möglich, bevor man ihn aus der Wissenschaft „rausweinsteine“. (Damals gerade die Weinstein-Affäre.)

Dann fing eine Unternehmensberatung mit dem bezeichnenden Namen „Johns Diversity“ an, die Sache zu übernehmen, und man hat so lange Mitarbeiter befragt, bis man endlich zwei fand, die sich auch wegen angeblicher sexueller Belästigung beschwerten. Die ersten Beschwerden über ihn nach 24 Jahren Tätigkeit. Ihm selbst sagte man nie, was man ihm eigentlich vorwarf.

Former lab members told me their co-workers were sobbing when they came out of meetings with the lawyers, saying that the lawyers had put words in their mouths. “They had a very strong agenda,” one of them told me.

Daraus machten diese Anwälte einen 248-Seiten-Report darüber, wie er sexuell belästigt haben sollte. Danach wurde er gefeuert.

Und dann feuerte ihn ein Institut nach dem anderen, eine Organisation nach der anderen, sogar eine Firma, die er selbst mit aufgebaut hatte.

Was steht im Report?

“While we have not found any evidence that Sabatini discriminates against or fails to support females in his lab, we find that Sabatini’s propensity to praise or gravitate toward those in the lab that mirror his desired personality traits, scientific success, or view of ‘science above all else,’ creates additional obstacles for female lab members,” the report concluded.

Seine ehemaligen Mitarbeiter sind baff. Das stimme gar nicht, das träfe nicht zu. Aber es wagt auch keiner, etwas zu sagen, denn dann wäre die Karriere am Ende:

This was baffling to everyone I spoke to: Nine of Sabatini’s current and former lab employees, a current faculty member at the Whitehead, and half a dozen top doctors and scientists in Sabatini’s field. Most of them would not speak on the record for fear of being associated with Sabatini and derailing their own careers. “It’s impossible to be honest about this and preserve your own skin,” says a scientist who recently worked under Sabatini.

That trainee called the report’s depiction of the lab an “alternate reality,” and the characterization of Sabatini as lascivious and retaliatory “deeply insane.”

Einer der Gründe könnten Forschungsgelder sein. Früher galten die Spitzenforscher als unantastbar, weil Forschungsgelder nicht an die Institution, sondern an den Forscher vergeben wurden. Ging der Forscher woanders hin, ging auch das Geld. Das hat man aber vor dem Hintergrund eben dieser Treibjagden wegen sexueller Belästigung geändert. Jetzt bleibt das Geld am Institut. Man kann jetzt also auch als völlig unbefähigte Forscherin an viel Geld kommen, indem man einen Wissenschaftler mit vielen Forschungsgeldern falsch beschuldigt, ihn erledigt, und dann seine Nachfolge antritt oder gefällige Leute einsetzt. Man wird also quasi für den Rufmord jetzt reich bezahlt.

Eine andere Uni nahm ihn dann auch nicht:

“If people are close minded to the idea that there can be a consensual relationship between two adults, I’m afraid we can’t make any traction,” said Grossman, the dean of NYU Medical School.

In der amerikanischen Gesellschaft scheint die Vorstellung, dass zwei Erwachsene einvernehmlich Sex haben, nicht mehr möglich zu sein.

Selbst eine bis dahin unbescholtene Wissenschaftlerin, die versuchte, ihm wieder aufzuhelfen, wurde plötzlich beschuldigt und bekam Ärger.

Many of the researchers and postdocs I spoke to pointed out that, as scientists, it’s essential to look carefully at all the evidence and to leave no stone unturned. The way the Whitehead and MIT conducted their investigation into David Sabatini runs counter, they say, to the scientific method itself. It also sends a clear message: That ground-breaking research takes a backseat to an ideal of social purity, and that subjective truth is the only truth that matters.

Die Feminisierung der Universität hat sie zerstört. Nur noch Intriganz, Lügen, Diffamierung, Denunzierung, Leute erledigen. Forschung findet nicht mehr statt, es geht nur noch um das Aufteilen der Beute.

Kommt mir so bekannt vor

Grundsätzlich kommt mir das bekannt vor.

Mir ging das ja damals sehr ähnlich: Irgendwem passt man nicht in den Kram, und es bleibt nicht bei diesem Streit, sondern man wird aus den Universitäten mit einer Lawine von Verleumdung und übler Nachrede überschüttet. Das scheint irgendwie im Hirn (Amygdala?) verankert zu sein, dass wenn das Gehirn eine neue Position zu jemandem einnehmen soll, also jemanden, der eben noch Rudelmitglied war, nunmehr verstoßen soll, das Hirn dazu Beschimpfungen braucht. So könnten auch die Hexenverbrennungen entstanden sein.

Mir hat damals keiner mehr offen geholfen, dafür sagte man mir, dass Leute vorher noch Andreas Pfitzmann geholfen hatten, dem es kurz vor mir ähnlich ging. Jeden, der sich für Pfitzmann eingesetzt hatte, hatte man angegriffen, Publikationen gesperrt, Forschungsgelder verweigert, die Leute erledigt. Es war blanke Angst, dass mir dann keiner mehr half. Und genau solche Methoden werden ja hier beschrieben.

Manchmal überlege ich, ob ich nicht noch Glück hatte, dass man mich in den 90ern abgesägt hat, und mir nur den Ruf und die Karriere, aber nicht persönlich zerstört hat. Damals gab es dieses Werkzeug, dass man jemanden einfach willkürlich wegen sexueller Belästigung beschuldigt und damit erledigt, noch nicht.

Hätte ich meine Dissertation 10, 15, 20 Jahre später eingereicht, wäre das dann wohl die Methode der Wahl gewesen.

Kaputt

Gesellschaft und Wissenschaft sind kaputt. Der Feminismus hat sie zuverlässig zerstört, wie in dem Cartoon mit dem Schädlingsbekämpfer, der Ameisenhaufen biologisch sauber durch Einschleusen feministischer Ameisen zerstört und das Geld zurück verspricht, wenn die Ameisengesellschaft nicht nach spätestens drei Generationen am Ende ist.

Ich glaube nicht, dass wir zu unseren Lebzeiten (Boomer, aber auch die Jüngeren nicht) noch erleben werden, dass die Universitäten wieder in einen funktionsfähigen Zustand kommen. Die Leute sitzen fest im Sattel, und einen einsatzfähigen Nachwuchs haben wir nicht. Das wird nicht mehr zu lösen sein.

In den USA sieht man einen rapiden Zerfall der Gesellschaft, und das wird dann irgendwann die Universitäten auch wirtschaftlich in den Abgrund reißen.

Nicht viel anders sieht es bei uns aus.

Ich bin recht froh, dass ich aus der Büromühle raus bin, weil ich das selbst gemerkt habe, wie sich das immer enger zuzieht. Ich hatte ein Erlebnis, bei dem mich ein aufbrausender, schnell rumschreiender, aber mir gegenüber bisher immer umgänglicher und friedlicher Kollege einen ziemlich unsinnigen Krach mit mir anfing, weil er ein Sicherheitskonzept nicht mehr akzeptieren wolle, seine Argumente aber völlig unsinnig und unnötig waren, das Problem, was er zu sehen meinte, bestand überhaupt nicht. Es stellte sich heraus, dass eine Kollegin, seine Vorgesetzte, ihn dazu angewiesen hatte, mich und mein Sicherheitskonzept anzugreifen, und der selbst eigentlich gar nichts von mir wollte. Als ich dann die Geschäftsführung eingeschaltet habe, weil man das als Information Security Officer einfach nicht hinnehmen kann, dass Leute gegen Sicherheitsvorgaben intrigieren, benannte sie als Grund mein Blog. Was denn mein Sicherheitskonzept im Dienst mit dem in meiner Freizeit geführten Blog zu tun habe, wollte ich wissen.

Nichts, hieß es. Das sei für Frauen aber nicht wichtig. Wenn ihnen mein Blog nicht passt, sei es eben so, dass man mich angreift, indem man gegen mein dienstliches Sicherheitskonzept stänkert. Zumindest für manche Frauen scheint das selbstverständlich und richtig zu sein. Weil sie zwischen Sache und Person, zwischen Dienst und Freizeit nicht unterscheiden können. Und dann noch ein anderes Erlebnis mit zwei anderen Frauen, die es nicht ertragen konnten, dass ich sie bei Aufkommen der Pandemie nach langer Zugfahrt aufgefordert hatte, sich vor dem Anfassen von Türklinken und allem anderen in der Firma die Hände zu waschen. Das ging dann auch übel in Rufmord über. Dazu Frauenbevorzugung, Black Lives Matter und so was.

Das war dann der Punkt, an dem ich mir sagte, dass ich da nicht bleiben kann. Es war schön, aber es war es eben nur und ist nicht mehr.

Das war der Grund, warum ich die Pandemie für mich noch als Glücksfall angesehen habe. Home Office gab mir die Möglichkeit, mich solchen Angriffen einfach körperlich zu entziehen.

Wir werden das sehen, dass das Prinzip der Zusammenarbeit in einer Firma nicht mehr funktioniert, feministisch zerstört wurde. In Zukunft wird es wesentlich weniger Büroarbeit innerhalb von Firmen und kaum eine Bürogemeinschaft mehr geben. Man wird immer mehr Mitarbeit und Dienstleistungen nur noch Online einkaufen, und Remote ohne persönlichen Kontakt bekommen.

Gesellschaft weiblich, Gesellschaft tot.

Nicht, weil alle Frauen so wären. Aber weil ein paar, die so sind, bereits ausreichen, um alles zu vergiften und zerstören. Und dann reden sie von „toxischer Männlichkeit“.