Ansichten eines Informatikers

Den Schwachsinn konsumieren

Hadmut
3.7.2022 13:11

Geht Euch das auch so?

Ich habe in letzter Zeit, intensiv seit vielleicht kurz nach Beginn der Pandemie, eine massiv geänderte Gefühlslage gegenüber dem ganzen linken Schwachsinn, der da passiert.

Früher habe ich mich noch dagegen gewehrt, dagegen angekämpft.

Inzwischen ist daraus mehr so eine Art Selbstvernichtungsvoyeurismus geworden. So eine gewisse Gleichgültigkeit, in der die Vorfälle nicht mehr Empörung auslösen, sondern einfach in die Eingangskiste für Blogstoff kommen. Schadensmeldungen konsumiere ich eigentlich nur noch mit einem Schüsselchen Kartoffelchips, Erdnüssen oder sowas.

Ich bin langsam an dem Punkt angekommen, an dem mir ernstlich was fehlen würde, wenn wir nicht mindestens wöchentlich irgendeinen einen neuen linken Schwachsinn serviert bekommen, der über den der letzten Woche hinauseskaliert. Weil ja, genau genommen, sonst auch nichts mehr passiert. Die Reality Show Deutschland hat die Fernsehunterhaltung längst verdrängt. Man bekämpft den Schwachsinn nicht mehr, man konsumiert ihn geradezu wie eine Trash Show. Wie so eine schlechte Wrestling- oder Tortenwurfshow der 80er Jahre, bei der man nicht mehr macht, als zuzusehen, sich zu amüsieren, den Popcorn-Eimer gefüllt zu halten und nach Leibeskräften „Buh!“ zu rufen.

Dieses Gefühl, den Bericht aus Berlin genauso zu schauen wie einst Al Bundy mit seiner „schrecklich netten“ Versagerfamilie. Die Politik für die Neuauflage der Addams Family zu halten. Die Regierung für die Muppets Show. Und mich selbst für Waldorf und Statler in der Loge, die über alles lästern und lachen, egal wie schlecht die Show ist.

Ich habe mir überlegt, warum das so ist.

Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Deutschland innerlich längst aufgegeben und abgeschrieben habe.

Und das ist eigentlich gar nicht mal so schlecht, denn dadurch weicht eine höchst ungesunde und belastende Anspannung einem weitgehend entspannten Zerfallsvoyeurismus vom Sofa aus. Wollte ich überspitzt formulieren, könnte ich sagen, dass Deutschland gerade sterbend auf der Autobahn liegt, und ich nicht mehr versuche, erste (eher: letzte) Hilfe zu leisten, weil man dafür nur noch beschimpft und angegriffen wird, sondern nun wie ein Gaffer danebenstehe, um das dann auf Youtube hochzuladen. Weil eh nichts mehr zu machen ist.

Als ob man sich beim Neuwagen noch über jeden Kratzer aufregte und versuchte, fernab zu parken, damit nichts dran kommt, während man der alten Karre ohne TÜV mit Spaß bei der Crash-Rally zuschaut. Und statt etwas zu vermeiden eher erwartet, dass noch einer draugesetzt wird, damit das Publikum johlt.

Geht das nur mir so?