Die Windschatten-Inflation
Böse Gedanken gehen mir durch den Kopf.
Unsere Politiker sind eigentlich gerade verdächtig ruhig.
Normalerweise lassen die keine Gelegenheit aus, das Maul aufzureißen und sich aufzuspielen, irgendwelche Kampagnen und willkürlich entschiedenenen Wahrheiten zu verkünden.
Momentan hat man den Eindruck, dass Robert Habeck der einzige aus der Regierung ist, der noch Vollzeit am Leben ist, während die anderen schon mindestens teilzeittot sind. Und bei Habeck hatte ich jetzt in Talkshows und Interviews schon ein paarmal das Gefühl, dass er sich beherrschen muss, um nicht vor der Kamera loszuheulen.
Nun wird man natürlich sagen können, dass ja keiner unserer Berufspolitiker mit dieser Lage habe rechnen können (damit rechnen können hätte man schon, aber unsere Berufspolitiker halt nicht), und die einen entspannten Postenjob erwartet hatten, in dem man gut bezahlt wird, tolle Pensionsansprüche bekommt, Leute rumkommandieren kann, ganz oben steht und Macht hat, und für jeden Senf ins Fernsehen kommt. Und jetzt hat die Sache plötzlich auch Nachteile. Auf einmal wird erwartet, dass die ernsthaft was arbeiten. Und man stellt ihnen sogar Fragen, ob sie einen Plan haben und wie das alles gehen soll.
Eine schwierige, schier unlösbare Aufgabe für Politiker, die in ihrem Leben noch nie gearbeitet haben.
Da sollen die zum ersten Mal arbeiten, und das dann gleich unter Zeitdruck und dabei die Republik retten.
Mir ging aber auch schon der gegenteilige Gedanke durch den Kopf. Nämlich dass die insgeheim doch ganz froh über die Situation sind, weil damit endlich der große Plan, die Republik, die Wirtschaft und die Gesellschaft zu zerstören und zu zerschlagen, in Erfüllung geht, und keiner ihnen was vorwerfen kann, weil doch Putin an allem schuld ist. Da könnte so ein besser-könnte-es-nicht-laufen-Gefühl darüber aufkommen, dass ihnen Putin gerade die Drecksarbeit, die Gesellschaft hinzurichten, gerade abnimmt.
Denkt man weiter, müsste das mit der Inflation genauso sein. Offiziell blubbert man, ja, Inflation, so schlimm. Die armen Haushalte. Tatsächlich aber dürfte es wahrscheinlicher sein, dass man sich insgeheim darüber freut, endlich die erhoffte Inflation zu haben und Putin die alleinige Schuld dafür zuweisen zu können. Denn ohne eine steile Inflation könnten wir die Staatsschulden schon längst nicht mehr stemmen.
Also gut möglich, dass die Inflation gerade im Windschatten von Putin mitfährt, weil man sie dringend braucht. Die Kombination aus Pandemie und Verschuldung könnte uns nämlich eigentlich schon in die Staatspleite getrieben haben, und der – vermeintliche – einzige Ausweg darin liegen, noch schnell die Schulden zu entwerten.