Ansichten eines Informatikers

Die tote Elster

Hadmut
10.7.2022 23:55

Wenn sogar die Finanzämter nicht mehr funktionieren…

Eigentlich hätte ich bis heute (d.h. morgen, weil gerade Sonntag ist) die Umsatzsteuervoranmeldung einreichen müssen.

Das Elster-Portal der Finanzämter ist platt, da geht gerade gar nichts. Sonst heißt es immer, die Finanzämter seien das Einzige, was man in Deutschland wirklich am Laufen hält.

Laut BILD liegt das daran, dass all die Hauseigentümer gerade diese neue Grundsteuererklärung einreichen müssen. Das halte Elster nicht aus. Dabei haben die sogar noch bis 31. Oktober Zeit. (Ich bin mir nicht sehr sicher, ob wir dieses Jahr noch einen 31. Oktober haben werden, oder uns bis dahin auch die Kalendertage ausgegangen sind. Oder welches Kalendersystem uns bis dahin aufgezwungen worden sein wird.)

Äh … ja. Gute Frage.

Grundsätzlich gibt es Techniken, um mit so etwas umzugehen. Es gibt Cloud-Techniken, die die Zahl der für einen Dienst eingesetzten Rechner automatisch an die jeweilige Last anpassen. Was gerade für Dienste, die nicht gleichmäßig beansprucht werden, sehr nützlich sein kann. Beispielsweise bei Veranstaltungen, wenn die Leute während der Veranstaltung irgendwelche Daten abfragen. Lange Nacht der XYZ und solche Dinge.

Damit will ich keinesfalls sagen, dass man die Finanzamtserver in irgendeine fremde Cloud packen sollte. Das sollte man natürlich nicht. Man kann sich aber durchaus das für Cloud-Computing entwickelte Wissen und die Techniken zunutze machen. Und wollte man nicht eine Bundes-Cloud haben? Sollte nicht Gaia-X sowas anbieten? Die europäische Totgeburt?

Egal. Sowas wie Elster-Ausfall sollte eigentlich nicht passieren dürfen. Eigentlich müssten da in einer Bundes- oder Finanzbehörden-eigenen „Cloud“ immer einige Rechner in Reserve stehen, die dann im Normalbetrieb sogar ausgeschaltet sein können, um Strom zu sparen, und dann als Standby übernehmen können, wenn andere Maschinen mal defekt oder in Wartung sind, oder die eben zusätzlich eingeschaltet und verwendet werden, um Lastspitzen abzufangen. Das ist eigentlich beherrschte Technik. Es gibt einige Virtualisierungsumgebungen für virtuelle Maschinen oder Container, die das können.

Und gerade Sonntags sollten dafür auch Maschinen verfügbar sein, die unter der Woche während der normalen Büroarbeitszeiten für andere Dienste gebraucht werden.

Mal gespannt, was als Erklärung rüberkommt.