Wenn sich Abgeordnete überfordert fühlen
Ach, Gottchen, die Armen…
Vorhin noch über das gestolpert:
„Für mich war Arbeit schon immer, um das Leben zu finanzieren“ https://t.co/amYw11f6Ln pic.twitter.com/FJSeUihx4X
— WELT (@welt) July 16, 2022
Ausgerechnet eine Studienabbrecherin, von der mir jetzt nicht bekannt geworden wäre, dass die schon mal außerhalb des politischen Vollversorgungszirkus ernstlich gearbeitet hätte, erzählt uns vom Arbeiten?
WELT: Haben Sie ein Auto?
Lang: Nein.
WELT: Wie machen Sie das dann im Wahlkreis?
Lang: Mit dem Mietwagen.
Realsatire.
Und sie will, dass die Leute mehr arbeiten:
WELT: Überall fehlen Arbeitskräfte – besonders stark in der Pflege, der Gastronomie und an den Flughäfen. Viele Menschen reden über Work-Life-Balance und planen Sabbaticals. Haben wir keine Lust mehr zu arbeiten?
Lang: Ich finde durchaus, dass die Frage von Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Frage von Stress, die Frage von Arbeitszeiten relevante Fragen sind. Wir haben uns deshalb für Arbeitszeitkorridore eingesetzt, damit die Leute einfach in Teilzeit wechseln können. Was gerade für junge Familien total wichtig ist. Und, was ich jetzt auch sehe, wir müssen selbstkritisch zurückdenken.
Die letzten Jahre hatten wir häufig diese These: Eigentlich werden wir weniger Arbeit haben. Es gab Debatten um die Digitalisierung, dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen und so weiter.
Aber jetzt haben wir eine Phase, wo überall Arbeitskraft fehlt. Von den Leuten, die Wärmepumpen einbauen; die, die Windräder aufbauen bis zum Gesundheitsbereich. Und ich glaube, wir müssen die Prämisse „Wir werden weniger arbeiten“ ändern. Wir werden eher über die Frage reden müssen, wie wir die Arbeit organisiert kriegen, die notwendig ist.
Soll heißen: Die anderen sollen arbeiten, und zwar mehr. Während die Jugend einfach weniger arbeiten will. Leute, die Wärmepumpen einbauen; die, die Windräder aufbauen – waren das nicht bisher die weißen Männer? Die alten weißen Männer, die jetzt in Rente gehen oder keinen Bock mehr haben?
Und sie selbst?
WELT: Arbeiten Sie gerne?
Lang: Ja.
WELT: Ich habe Arbeit erst spät verstanden. Ich habe Pizza ausgefahren, bei Siemens in so einer Abteilung für Kraftwerke und am Flughafen gejobbt, bis ich vom Schreiben leben konnte. Ich fand das alles furchtbar. So wie Stromberg. Man muss sehr lange mit Kollegen Kaffee trinken und macht sinnloses Zeug und ist sehr wenig selbstbestimmt. Erst durch meinen heutigen Beruf habe ich gemerkt, dass man einfach das machen sollte, was einem Spaß macht.
Lang: Für mich war Arbeit schon immer, um das Leben zu finanzieren. Ich hatte auch bei der Wahl des Studiums die Idee, ich muss etwas machen, wovon ich später leben kann. Meine Eltern konnten mich auch nicht über Jahre finanziell unterstützen. Ich musste schnell auf eigenen Beinen stehen.
In meinem jetzigen Job habe ich ein Riesenglück. Ich habe dort ein großes Maß an Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen, Menschen zu treffen. Das ist kein Job wie jeder andere. Wir arbeiten natürlich mehr als 40 Stunden, aber wir Abgeordnete haben viele Privilegien und Freiheiten.
Aha.
Da platzt das da rein:
Psychische Belastung bei Politikern nimmt zu https://t.co/kXh1kbEKvM #Politik #Burnout #Überforderung #Bundestag
— tagesschau (@tagesschau) July 15, 2022
Lange Sitzungen, ständig in den sozialen Medien und immer unter Beobachtung: Der Job von Abgeordneten ist anstrengend. Und mittlerweile gibt es einige Politikerinnen und Politiker, die auch öffentlich von Burnout und Überforderung sprechen.
Augen auf bei der Berufswahl. Da sitzt nicht ein einziger, der sich das nicht selbst ausgesucht hat. Aber viele, die einfach nichts anderes gelernt haben, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatten.
Lange Arbeitszeiten seien auch in anderen Jobs üblich – aber in der Politik kämen noch zwei Dinge hinzu, sagt Tauber:
Erstens ist man ständig unter Beobachtung – alles wird sozusagen öffentlich bewertet und kommentiert. Nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch durch Medien. Und zweitens: Auch das Wochenende ist nicht frei, sondern da muss man eben im Wahlkreis sein, präsent sein, mit Bürgern sprechen, nochmal Briefe beantworten.
Unter dieser öffentlichen Beobachtung steht jetzt auch Paula Piechotta. Sie ist Grünen-Abgeordnete, Ärztin und seit Oktober im Bundestag. Neuen werde häufig gesagt, dass man erstmal zu- oder abnehme im Bundestag, das Gewicht bleibe nicht so wie es ist. Und Piechotta ist sich sicher: “Das ist ja, wenn man das aus der ärztlichen Praxis kennt, ein typisches Beispiel dafür, dass jemand entweder stark unter Stress ist oder eben zu wenig Schlaf hat.”
Der Brüller ist nun aber, dass Abgeordnete ja keinen Chef haben, der sie rumscheucht oder ihnen Vorgaben macht. Die machen sich ihre Arbeitsabläufe und ihren Terror selbst.
Warum?
Schaut mal, was da für Leute im Bundestag sitzen. So viele Leute, die noch nie ernstlich produktiv gearbeitet haben. Leute wie Ricarda Lang, die die Arbeitswelt unter Leistungsdruck da draußen nicht kennen. Und die keine vernünftigen Arbeitsabläufe auf die Reihe kriegen. Und die dann meinen, sie wären befähigt die Gesetze zu machen, mit denen sie anderen Arbeitsvorschriften machen.
Vor drei Jahren brachen während laufender Plenarsitzungen im Bundestag zwei Abgeordnete zusammen. Danach wurde die Regelung geändert – ewig lange Nachtsitzungen sollte es nicht mehr geben. Und trotzdem: Erst vergangene Woche tagte der Bundestag bis 2 Uhr nachts. Das müsse sich wieder ändern – auch weil Nachtarbeit ungesund sei: “Wenn wir um Mitternacht im Bundestag eine Debatte zu Hopfenerzeugnissen führen, ist das selten wirklich zwingend notwendig”, findet Piechotta.
Vielleicht wäre das alles viel einfacher, wenn die Parteien nicht so entsetzlich viele Hampelmänner, Zivilversager, Universalunfähige aufstellen würde. Die tagen zwar bis 2 Uhr nachts – aber habt Ihr Euch mal deren Reden angesehen? Was für einen überflüssigen Schwachsinn viele Abgeordnete ab absondern? Habt Ihr mal Bundestagsreden von Helge Lindh gehört? All dieses Geschwätz, das nur gehalten wird, damit einer vorne steht, sich wichtig vorkommt und rumplärrt?
Im Bundestag arbeiten Leute, die man in der Industrie nicht einstellen würde. Und ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die halt nur rumlabern und nicht zu Potte kommen. Jeder muss schwätzen, auch wenn er nichts zu sagen weiß. Und dann beschweren sie sich über Sitzungen bis 2 Uhr nachts.
Politiker leiden unter der Sorte Selbstvergiftung, die sie sich redlich verdient haben: Burnout aufgrund der Ineffizienz, die durch ihre eigene Unfähigkeit entsteht.
Der Bundestag ist eine Versammlung von vielen Leuten, die nicht arbeiten können, weil sie es nicht gelernt haben, und dann am Burnout leiden, weil sie nicht voran kommen und bis nachts um 2 Uhr überflüssiges Geschwätz labern.
Und von denen werden wir in der aktuellen Stapelung von Epochalkrisen regiert und vergesetzt.