Angebot und Nachfrage
Ein Musiker ist sauer.
Er schreibt mir
Hallo Herr Danisch,
ich lese seit ein paar Monaten Ihre Seite, sie hat einigen Unterhaltungswert. Nun giften Sie gerade so gegen die Germanisten – meinetwegen, ich habe ein Diplom von einer deutschen Musikhochschule.
Was ich gern mal loswerden möchte ist: ich halte Informatiker seit Jahren für maßlos überbezahlt. Vielleicht können Sie das ja in Ihre Überlegungen mal einfließen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Das darf er so meinen, weil wir ja (noch ein kleines bisschen) Meinungsfreiheit haben.
Bedenken sollte er allerdings, dass die Preise für Informatiker in der Regel (außer im öffentlichen Dienst und bei der unmittelbaren Parteikorruption) vom Markt und nicht politisch gemacht werden, weil die meisten Informatiker in der Wirtschaft arbeiten. Das ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Insofern können sie vielleicht beneidet, aber nicht überbezahlt werden, weil es ja kein von außen festgelegtes Gehalt und meist auch keine Gewerkschaft gibt, keine Tariflöhne.
Es gibt bei Informatikern auch keine künstliche Verknappung wie etwa bei Ärzten durch Numerus Clausus, begrenzte Studienplätze, Staatsexamen und dergleichen. Abschlüsse aus dem Ausland müssen nicht formal anerkannt werden, es gibt keine Berufszulassung, es bleibt jedem Arbeitgeber selbst überlassen, wen er für einen Informatiker hält. Solange man keinen Abschluss davor stellt wie bei Diplom-Informatiker, darf sich jeder Informatiker nennen, der will. Sogar „Wirtschaftsinformatiker“.
Außerdem wird in der Wirtschaft normalerweise vom Controlling geprüft, ob sich ein Unternehmensbereich lohnt, ob die Leute also mehr erwirtschaften als sie kosten. Und das tun Informatiker, sonst wären sie nicht so gesucht.
Informatiker können deshalb im Allgemeinen nicht überbezahlt sein, weil es ja zumindest im Allgemeinen und bei freiem Markt keinen Grund gibt, ihnen mehr Geld zu geben als erforderlich wäre, sie zu bekommen.
Oder genauer gesagt: War. Seit wir Frauenquoten haben und Frauen schon per Geschlecht eingestellt und auch bei Qualifikations- und Leistungslosigkeit mit Männern gleichbezahlt werden müssen, gibt es eine große Zahl überbezahlter Informatikerinnen. Aber das wollte man so, daran sind nicht die Informatiker schuld.
Aber es steht jedem frei, dieser Meinung zu sein. Es sei dem Musiker von Herzen gegönnt, das so zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir nämlich eigentlich auch egal.