Vom Schandfleck zum Bürgerkraftwerk
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser verweist auf diesen Artikel über den Umbau eines Gebäudes aus den 70er Jahren, das man nun mit Solarzellen ummanntelt hat, damit es nun wie eine große Solarzelle wirkt und Strom erzeugt: Vom Schandfleck zum Leuchtturm-Projekt: Innovative Solarfassade erzeugt Strom
Der braune Kubismus war in den 70ern tatsächlich in Mode. Ich muss da immer an meinen Deutschunterricht in der Schule denken. In Worms gab es nämlich in der Innenstadt ein bekanntes Bankggebäude, das im gleichem oder sehr ähnlichem Stil gebaut war, und irgendwann mal regte sich der Deutschlehrer fürchterlich darüber auf, dass es aussehe „wie aus einem quadratischen Arsch dahin geschissen“. Was einem an einem altsprachlichen Gymnasium, an dem man Wert auf gute Sprache legte, ein Vorgang war, der einem im Gedächtnis blieb, vor allem, wenn es vom Deutschlehrer kam. Wir nahmen mit, dass die Macht des Wortes und der Rhetorik bisweilen Vorrang vor den gepredigten Sprachregeln haben können.
Ob die Version mit Solarzellen jetzt schöner ist, liegt im Auge des Betrachters. Darth Vader würde es sicher gefallen.
Der Umbau habe 3 Millionen Euro gekostet.
Ein Leser fragt nun an:
3.000.000 EUR für 25.000 kW/h im Jahr.
Als Privatverbrauche bezahle ich aktuell ca. 0.32 EUR für die Kilowattstunde. Das wären für 25.000 kW/h ca. 8.000 EUR.
Super, in nur 375 Jahren geht die Rechnung auf, sofern man mit dem teuren Privattarifen rechnet.
Was zahlen die wirklich? EUR 0,15 je Kilowattstunde?
Aber auch bis dahin sind die Zellen und Wechselrichter defekt …
Weiß ich nicht.
Ich glaube aber, der Artikel ist irreführend. Denn wenn man sich die Bilder anschaut, ist an dem Gebäude ja sehr viel mehr umgebaut worden, als nur Solarzellen draufzupappen. Man würde das ja auf den ersten Blick nicht einmal für dasselbe Gebäude halten, aber das hier dürfte wohl eine Ansicht sein, die zu beiden Bildern passt. Anscheinend hat man ja gleich die ganze Ecke da ergänzt, außerdem eine dicke Isolierschicht angebracht und die Ladenflächen unten renoviert und umgebaut. Daher würde ich vermuten, dass das die Gesamtkosten waren und die Solarzellen nur einen kleinen Teil der Kosten verursacht haben, man das bei der Gelegenheit eben mitgemacht hat.
Ich stelle mir aber vor, dass das in Deutschland inzwischen nicht mehr so einfach ist, für so etwas eine Baugenehmigung zu bekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass man sowas heute auch braucht, um die die Götter der Baubehörde gnädig zu stimmen, etwa, wenn man das Gebäude vergrößern will.
Grundsätzlich halte ich das unter den gegebenen Bedingungen für keine schlechte Idee, unterstellt, die nicht einzeln ausgewiesenen Kosten für die Solarzellen stünden in einem vernünftigen Verhältnis zu Wirkungsgrad (senkrecht, Richtung) und erwarteter Lebensdauer.
Durch eine ganze Häuserschlucht aus solchen Häusern zu gehen, stelle ich mir aber auch gruselig vor. Und das könnte dann wirklich heiß werden.