Heizlüfter und Elektroautos
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Bei mir stapeln sich inzwischen die Anfragen, wie das zusammenpasst, dass man
- davor warnt, Heizlüfter zu kaufen und für den Fall des Heizungsausfall einzusetzen, weil damit dann das Strom völlig zusammenbrechen kann,
- wir alle auf e-Autos umsteigen sollen, ist genug Strom da.
Wie die sich das so vorstellen, fragt man.
Weiß ich nicht.
Ich habe inzwischen gesehen, dass die Frage auch in der Presse angesprochen wird, die wissen aber auch keine Lösung.
Mir würden aber schon ein paar Sachen einfallen:
Der Zusammenbruch eines Stromnetzes zur Versorgung von Wohngebieten in Innenstädten muss ja nicht immer nur darauf beruhen, dass die Kraftwerke nicht genug Strom liefern, sondern dass die Leitungen dafür nicht ausgelegt sind. Das kann sein, dass da schlicht die Sicherungen rausfliegen und/oder die Leitungen das einfach nicht hergeben, wenn in Häusern, die bisher per Gas oder Fernwärme geheizt haben, plötzlich alle mit Heizlüftern heizen. Die Ladestationen für e-Autos sind dagegen (hoffentlich) von vornherein auf den Stromverbrauch beim Laden ausgelegt.
Ich kann mich erinnern, dass mir mal jemand erzählte, dass er eine Nachtspeicherheizung bekommen hat und ihm dafür extra neue Kabel gelegt wurden, und das nicht nur wegen der getrennten Abrechnung, sondern weil die bestehenden Kabel das schlicht nicht hergegeben hätten. Und es ist naheliegend, dass wir die Infrastruktur für elektrisches Beheizen nicht haben, weil Kupfer auch teuer ist und man ja normalerweise nicht unnötig Kupfer vergräbt. Dazu kommt, dass viele Stromleitungen schon älter sind, ich nehme an, teils vielleicht noch aus den Fünfziger und Sechziger Jahren, zumindest innerhalb der Häuser im Privateigentum. Ich kann mich erinnern, dass mir ein Bekannter über ein geerbtes Haus unlängst mal erzählte, dass er da einige alte Stromleitungen austauschen wollte und zu seiner Verblüffung noch auf Kabel in den Wänden gestoßen ist, die nicht mit Kunststoff, sondern Wachspapier oder Stoff ummantelt waren und vermutlich noch aus den 1920er oder 30er Jahren stammten.
Ein anderer Punkt ist, dass diese e-Auto-Stationen alle modern sind und ferngesteuert werden können. Man kann dann die Stromabgabe begrenzen oder blockieren, und dann zeigt das Ding eben an „Wir laden nur langsam“, „Du kriegst heute nur Strom für 30km“ oder „Sorry, gibt gerade nichts, komme heute nacht um 3 Uhr wieder. Oder im März.“
Das heißt: Das kann zwar passieren, dass man sein Auto nicht laden kann, weil nicht genug Strom/Leistung da ist, aber davon bricht das Stromnetz nicht zusammen, weil man die Ladesäulen zentral abschalten kann. Man kann keinen Strom entnehmen, wenn die nicht wollen.
Anders ist das bei der Stromversorgung der Wohnungen, zumindest da, wo noch keine ganz neuen digitalen Stromzähler mit Datenverbindung installiert sind. Denn da kann sich der Stromversorger nicht dagegen wehren, dass die Leute zuviel Strom ziehen, außer er schaltet alles ab. Und dann haben wir den Blackout in Wohnungen, was wir ja als den schlimmen Stromausfall aufnehmen.
Insofern erscheint mir das in gewisser Weise noch nachvollziehbar, dass man vor Heizlüftern warnt, aber zum Kauf von e-Autos aufruft. Das ist nämlich kein Widerspruch, obwohl es so aussieht, sondern nur zynisch. Denn der Heizlüfter reißt bei Stromknappheit das Netz runter, während das e-Auto an der Ladesäule halt nur einfach nichts kriegt. Kalt und tot sind die dann beide, Heizlüfter und e-Auto. Aber die Heizlüfter richten mehr Schaden an, obwohl sie weniger Strom ziehen, weil man ihnen den Strom nicht zentral gesteuert verweigern kann.
Und die Wirkung ist eine andere:
- Wenn man nicht Auto fahren kann, sagen sie einem „Gut fürs Klima“ und „Mach halt Homeoffice“ oder „Fahr mit öffentlichen Verkehrsmitteln“. Dann feiern noch viele, weil es ja inzwischen viele Autogegner gibt. Es wird auch nicht geplündert und eingebrochen, weil die Leute alle zuhause sind.
- Ist die Wohnung dunkel und ohne Strom, dann gibt es richtig Ärger. Dann ist das große Plündern und Rauben dran. Was meint Ihr, was hier los ist, wenn alles dunkel ist und keiner mehr die Polizei rufen kann. (Ich habe mal in Karlsruhe einen so ein- oder zweistündigen Totalausfall miterlebt, bei dem auch Ampeln und so weiter alle aus waren und nur noch das Licht der Fahrzeugscheinwerfer zu sehen war. Ich bin mit dem Auto kaum noch nach Hause gekommen, weil die Leute nicht mehr in der Lage waren, sich bei Dunkelheit mit dem eigenen Scheinwerferlicht nach Verkehrszeichen zu richten, völliges Verkehrschaos schon nach drei Minuten Stromausfall.)
Ich weiß jetzt nicht, ob es so etwas wie eine Notversorgung gibt, dass man also die Wohnungen abschaltet, aber Polizei, Feuerwehr usw. noch Strom bekommen. Ich glaube eher nicht.
Das könnte aber durchaus darauf hinauslaufen, dass es dann auch nur noch zeitweise Strom gibt, so wie man ja auch schon angekündigt hat, nur noch zeitweise zu heizen. Dann gibt es nur noch morgens und abends eine Stunde Strom, und nochmal nachts um drei zum Handy-Laden.
Erinnert mich an Lesotho in Südafrika und Namibia. In Namibia war ich mal in einer Lodge ohne äußere Stromversorgung, die nur tagsüber ein paar Stunden den Diesel laufen ließ und man seine Akkus in dieser Zeit laden musste. Nachts gab es nur so ein bisschen Funzel-Licht aus der Akku-Versorgung. In Lesotho war ich in einer Lodge, auch ohne zentrale Versorgung, die auf dem Hauptwirtschaftsgebäude Solarzellen hatte. Ich war sehr verblüfft, in dieser Lodge mit brachial einfachen Hütten im Afrika-Stil im Hauptgebäude, das alles sehr nach Hatari! aussah, hinter der Bar den topmodernen Batterieraum mit Elektronik in schicken neuen 19-Zoll-Schränken entdeckt habe. Trotzdem galt die Regel, dass die Hütten nur tagsüber Strom haben, nachts ist nicht. Als wir früh morgens los mussten, habe ich zum ersten und bisher einzigen Mal in meinem Leben bei Kerzenlicht auf dem Klo gesessen, weil eben ohne Strom. Demnächst dann hier in Berlin.
Da fällt mir ein, ich muss noch Kerzen kaufen. Normalerweise wird es hier in der Wohnung nicht völlig dunkel, weil immer ein wenig Licht von der Fußwegbeleuchtung draußen oder der Straße mit Autoverkehr und Geschäften 100 Meter weiter reinfällt. Und die Anzeige am Wecker gibt auch etwas Licht. Wenn sich das Auge adaptiert hat, reicht das immer, um noch sehen zu können, wo im Zimmer die Tür ist. Ohne Strom ist das aber alles weg, dann ist es so richtig finster.
Oder ich schlafe dann erst mal richtig aus, von 16:30 bis 9:30.