„Geosoziologie“
Der Versuch der Soziologen, der eigenen Irrelevanz zu entkommen.
Oder: Zur Soziologie des Regenwurms.
Die ZEIT hat – glücklicherweise hinter Paywall, so dass man es nicht lesen kann – einen Artikel darüber, dass die Soziologen sich jetzt wirklich überall einmischen – von nichts eine Ahnung, über alles bestimmen wollen.
Sie interviewen den Soziologieprofessor Markus Schroer zu seinem Buch „Geosoziologie“, und wie das in den Geistes- und Sozialwissenschaften eben so ist, kennen sie keine Grenzen ihrer Kompetenzen. Was womöglich daran liegen könnte, dass die Kompetenz in ihrem Fach so flach ist, dass sie von Inkompetenz kaum zu unterscheiden ist und die Stufe in andere Fächer bequem ist.
Markus Schroer: Angesichts weltweit anhaltender Feuersbrünste, Überschwemmungen und Vulkanausbrüche denke ich darüber nach, wie sich die Geosoziologie weiter ausbauen und umsetzen lässt, die ich gerade vorgelegt habe. Sie soll sich systematisch mit den Fragen der Klimakatastrophe, der globalen Erwärmung und allen damit zusammenhängenden Problemen beschäftigen. Nötig ist dafür eine Ausweitung der soziologischen Denkzone. Heute gilt es vor dem Hintergrund des Anthropozäns, also des menschengemachten Zeitalters, sich nicht mehr länger nur mit den klassischen Nebenfächern wie etwa der Geschichte und der Ethnologie auseinanderzusetzen, sondern auch mit für die Soziologie eher ungewohnten Gesprächspartnern wie der Geologie, der Geografie und der Biologie.
ZEIT ONLINE: Was hieße das konkret?
Schroer: Wir benötigen eine systematische Beschäftigung mit dem Faktor Erde als akut bedrohtem Lebensraum. Es geht um die breite Bündelung der Kräfte zur Bekämpfung der Klimakatastrophe, die sich bereits vor unser aller Augen vollzieht, an Intensität aber noch zunehmen wird. Dazu gehört auch die Frage, wie wir mit den sich häufenden Katastrophen umgehen, die einander nicht mehr länger ablösen, sondern sich multiplizieren. Man denke aktuell etwa an den Beschuss von Atomkraftwerken in Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Er sagt genau das, was ich im Blog schon geschrieben hatte. Genau das gleiche. Nur mit dem Unterschied, dass er damit sein Fach beschrieben hat und ich einen typischen Dachschaden der Linken. Böse Zungen würden vermuten, das liefe letztlich ungefähr auf dasselbe hinaus.
Denn ich hatte ja schon vermutet, dass die Klimaretter im Prinzip Rudelverhalten treiben, so eine Art Nachwuchspflege, die Praxis, jeden und alles als irgendjemandes Opfer darzustellen, auch auf die Erde im Ganzen ausbreiten. Ich habe schon überlegt, ob dieses ganze Ding mit Patriarchen und bösen weißen Männer, die man für gewalttätig hält, auf typische Rudelverhalten von Weibchen zurückgehen, sich gegenüber dem neuen Rudelchef zu verhalten und ihre Jungen vor der Tötung durch ihn zu bewahren. Beispielsweise hier, mit der Frage, ob viele der Linken und der Feministinnen derartige Dopamin-Junkies geworden sind, dass ihnen normale Babypflege nicht nur nicht mehr reicht, sondern mit ihrer feministischen Ideologie – nicht am Herd stehen, abtreiben usw. – so kollidiert, dass sie an Stelle eines Babies das Riesenbaby XXL zum Bemuttern brauchen: Die ganze Erde.
Das nun könnte völlig auf die Marxisten durchgeschlagen haben, die ja schon immer darauf beruhten, sich als irgendjemandes Vertreter und Retter aufzuspielen, der sich nach ihrer Doktrin nicht selbst vertreten kann und selbst nicht weiß, was gut für ihn ist. Sie machen jetzt wohl die leninsche Partei in Sachen Erde.
Als ob irgendwer auf die soziologischen Schwätzer gewartet hätte.
Als ob es einen Konsens gäbe, dass uns – Prinzip der Partei DIE GRÜNEN – in dieser schlimmen Situation jetzt nur noch Leute retten können, die so wirklich gar keine Ahnung haben. Und wenn Studienabbrecher und Berufslose nicht mehr reichen, hilfen als Geheimwaffe nur noch Soziologen. Weil man wohl der Meinung ist, dass wenn uns Leute mit Ahnung in die Scheiße geritten haben, nur Leute ohne Ahnung uns da wieder rausholen können.
ZEIT ONLINE: Dass der Mensch nach wie vor auf den Boden und nicht menschliche Akteure angewiesen ist, machen Sie unter anderem am Beispiel des Regenwurms deutlich. Warum ist auch der ein Fall für die Soziologie?
Schroer: Der Regenwurm ist relevant, weil er – wie viele andere Akteure – dazu beiträgt, den menschlichen Lebensraum so aufzubereiten, dass dort überhaupt Leben möglich ist. Er lockert den Boden, kultiviert ihn, sodass Pflanzen gedeihen können. So etwas vergessen wir im Alltag oft.
Deshalb: Denkt täglich an den Regenwurm! Ihm habt Ihr Eure Existenz zu verdanken.
Schroer: … Zum anderen sollten wir etwas ablegen, das wir uns zuvor jahrzehntelang antrainiert haben. Die Soziologie startete ja als Krisenwissenschaft und hat es stets als ihren Auftrag begriffen, zur Entdramatisierung beizutragen. Spätestens in der Luhmann’schen Systemtheorie wurde das zu einem regelrechten Habitus. Man versteht sich als Gegenpol zur herrschenden Hysterie und trägt dazu bei, die Menschen zu beruhigen. Nach dem Motto: So viel wird sich gar nicht ändern. Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. […]
ZEIT ONLINE: Inwiefern?
Schroer: Man muss sich erinnern, vor welchem Hintergrund Niklas Luhmann diese Theorie einst entworfen hat, nämlich vor dem eines intakten Wohlfahrtsstaats namens Bundesrepublik Deutschland. Für diese Zeit mag die Entdramatisierung gepasst haben. Heute kann das aber nicht mehr die vorderste Aufgabe der Soziologie sein. Wir brauchen eher einen moderaten Katastrophismus. Dabei geht es nicht darum, permanent apokalyptische Bilder zu malen. Aber man sollte eben auch keine Angst vor dem Vorwurf der Schwarzmalerei haben. Wie auch anderen Wissenschaften käme der Soziologie nämlich zunächst einmal die Aufgabe zu, darüber aufzuklären, wie weit die Klimakatastrophe bereits fortgeschritten ist und welche gesellschaftlichen Herausforderungen und Verwerfungen damit verbunden sind.
Der hält es also für die Aufgabe der Soziologie, jetzt Weltuntergangsdystopien und Panik zu verbreiten, damit die Leute machen, was sie aus Soziologensicht sollen.
Man hat jahrelang den Begriff der „Verschwörungstheorie“ gegen alle eingesetzt, die etwas sagten, was dem Mainstream nicht passte. Dabei gibt es Verschwörungen nicht nur tatsächlich, sogar explizit im amerikanischen Strafrecht (conspiracy), es gab auch irgendwo mal eine Untersuchung, wonach sich mehr als die Hälfte der Stories, die man als „Verschwörungstheorie“ abtat, später als zumindest im Kern zutreffend herausstellten. Zumal Kommunismus, Feminismus, Soziologie objektiv Verschwörungen sind. Egal, es wurde als rhetorische Universalwaffe angewandt.
Insofern ist jetzt angebracht, den Begriff der Weltuntergangstheorie
Und hütet Euch vor „Geosoziologen“.
Die nämlich haben uns gerade noch gefehlt.