Mini-Wirecard: Der Rundfunk und die Pfarrerin
Zur Korruption beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
Die BZ: Die Kontrolleure des RBB haben den RBB gar nicht kontrolliert
Wie konnte es soweit kommen? Gab es niemanden, der Frau Schlesinger auf die Finger klopfen konnte? Gab es keine Kontrollinstanzen? Doch, es gibt sogar zwei davon, aber offenbar sind sie beide ihrer Kontrollpflicht überhaupt nicht nachgekommen.
Der Mann
Da wäre erstens der Verwaltungsrat des RBB, der laut Satzung „die Geschäftsführung der Intendantin überwacht“. Den Vorsitz des Verwaltungsrates mit seinen acht Mitgliedern führte der Immobilienunternehmer Wolf-Dieter Wolf, der auch gleichzeitig Chef des Aufsichtsrates der Messe Berlin war.
Von dieser Stelle aus soll er dem Ehemann von Frau Schlesinger Beraterhonorare zugespielt haben. Wolf war zu gut deutsch ein Kumpel des Ehepaares Schlesinger/Spöhrl und alles andere als ein Kontrolleur der Intendantin. Auch gegen ihn ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Korruption.
Das hört sich jetzt nicht dumm, sondern schlicht kriminell an. Der wusste sicherlich, dass das rechtswidrig ist.
Die Frau
Zweitens wäre da der Rundfunkrat des RBB (28 Mitglieder), der ebenfalls die Intendanz überwachen soll, vor allem im Bereich Haushalt und Finanzen. Dazu gehört „die Genehmigung des Geschäftsberichts“ und „die Feststellung des jährlichen Wirtschaftsplans“.
Der Rundfunkrat wird von der evangelischen Pfarrerin Friederike von Kirchbach geführt. Frau Kirchbach gehörte als Pröbstin lange Jahre der Kirchenleitung an, die dem RBB traditionell nahe steht.
Nachdem der Skandal um Frau Schlesinger bekannt wurde, sagte Frau von Kirchbach: „Natürlich müssen wir uns für die Zukunft fragen: Wie können wir besser (…) die Compliance-Frage in den Blick nehmen? Die war bisher vielleicht tatsächlich nicht so im Blick (…).“
Das hört sich nun wirklich richtig doof an. Die haben als Aufgabe, die Intendanz zu überwachen, vor allem in Haushalt und Finanzen, und haben die „Compliance-Frage nicht im Blick“?
Sind die dauerbesoffen?
Ausgerechnet eine Pfarrerin als Vorsitzende des Rundfunkrates? Was soll das werden? Gottvertrauen und Gebet?
Wirecard
Erinnert mich stark an Wirecard.
Da hatte man auch auf der einen Seite einen kriminellen Vorstand, und auf der anderen Seite Quotentussis als inkompetenten Aufsichtsrat, der nichts gemerkt hat, aber sich in seiner Rolle ganz toll vorkam. Weil da heute jeder schon zufrieden ist, wenn da eine Frau sitzt, mehr muss man nicht mehr können, und das als normal und frauenfreundlich gilt, „Quereinsteigerinnen“ zu akzeptieren.
Und man kann sich bei Quotentussis dann auch ziemlich sicher sein, dass die nicht selbst auf die Idee kommen, etwas zu arbeiten oder zu prüfen. Die freuen sich zuverlässig, dass sie einen tollen, wichtigen Posten mit Macht haben, und dafür nichts machen müssen.