Der große Kack-Knack von Berlin
Ist ja mal wieder wunderbar.
Ich hatte doch erzählt, dass sie hier in Berlin jetzt so schicke, neumodische Klohäuschen aufstellen, weil die Leute sich zu oft in die Parks, Gärten, auf die Straße „erleichtert“ hatten. Einerseits ist das hier in Berlin so eine Unsitte, einfach irgendwohin zu pinkeln oder zu kacken. Ich habe hier schon einige Male Leute gesehen, die irgendwo, wo ein Stück Rasen ist, einfach den Rock lupfen und den Haufen setzen. Neulich war ich doch versehentlich in diesen Christopher-Street-Day-Umzug geraten, und bin dann auf dem Rückweg statt über die Leipziger Straße eine Parallelstraße südlich davon zurückgegangen, weil mir das zu laut und zu voll war, ich nicht gerne angerempelt werde und die Gefahr von Taschendiebstahl zu hoch fand. In der Parallelstraße war es zwar ruhig, aber dafür kam ich an einem Park vorbei, in dem ich mindestens ein halbes Dutzend Leute mit runtergelassenen Hosen in der Hocke gesehen habe.
Man nuss andererseits auch sagen, dass das in Berlin an manchen Stellen wirklich sehr schwer ist, eine Gelegenheit zu finden. Und wenn, dann ist es mir schon passiert, dass die Gebühr für das Pinkeln höher war, als vorher der Kaufpreis für die gleiche Menge Getränk.
Daher hatte man wohl ein Einsehen und hat so neumodische, kubistische, quaderförmige Klohäuschen aufgestellt. Es gibt mindestens zwei Modelle, nämlich das mit dem normale Kabine und das mit zwei zusätzlichen Pissoirs auf der Rückseite. Ich hatte neulich mal berichtet, wie es mir erging, als ich zum ersten Mal auf so ein Ding traf, als ich gerade eines brauchte, dabei genehm, aber öffentlich einen Strullen konnte, und dann in Nöte kam, weil mir am Waschbecken der vermeintliche Wasserhahn zwar die Hände mit Flüssigseife benetze, aber aus dem eigentlichen Wasserhahn nichts kam, weil noch nichts drin war. „Außer Betrieb“ stand zwar dran, aber nur auf der anderen Seite, konnte man von da, von wo ich kam, nicht sehen.
Neulich haben sie hier vorne an der Kreuzung auch noch so ein Klohaus – die kurze Version ohne Pissoirs auf der Rückseite – hingestellt, das war schon voller Graffiti, bevor es angeschlossen war. Die Nachbarn erzählten, es seien dort nette Leute eingezogen.
Scheint aber nicht so gut zu laufen mit den Dingern. Neulich schon stand irgendwo, dass die ab und zu aufgebrochen werden, weil nur die Pissoirs kostenlos sind, aber die „Kammer des Schreckens“ 50 Cent kostet. Deshalb will man wohl an manchen Stellen auf bargeldlose Bezahlung umstellen und da, wo es erforderlich ist, um die schlimmsten Umstände zu mildern, eben auch ganz auf kostenlos stellen.
Nun lese ich gerade in der BZ: 10.500 Verfahren, aber Berliner Klo-Knacker bleiben straffrei!
Seit Dezember vergangenen Jahres wurden in der Hauptstadt mehr als 23.000-mal öffentliche Toiletten geknackt – statistisch gesehen alle 16 Minuten ein neuer Vorfall, jeden Tag rund 89 Fälle! Die Täter wollten an das Kleingeld. Die Polizei gründete die Soko „Achteck“, leitete mehr als 10.500 Ermittlungsverfahren ein. Jetzt kommt heraus: Fast alle Verfahren werden eingestellt!
Das geht aus einer Antwort der Justizverwaltung auf Anfrage der CDU hervor. Demnach sind 10.375 Ermittlungsverfahren abgeschlossen, 180 noch nicht erledigt. Laut Polizei wurden gerade mal 33 Haftbefehle erlassen. Nur 20 Verfahren endeten mit einer Anklage.
Genau 10.264 Ermittlungsverfahren wurden nach § 170 Abs. 2 Strafprozessordnung eingestellt. […]
„Unsere Schadenssumme im Hinblick auf Reparaturen liegt im mittleren sechsstelligen Bereich“, sagt Frauke Bank von der Wall AG, die die 260 City-Toiletten betreibt.
Äh … hä!?
Nochmal: die haben 260 Toiletten. Und seit Dezember 2021 wurde die Dinger 23.000 Mal geknackt?
vom 1.12.2021 bis heute sind es 259 Tage. Machen wir rund 260. 260 Tage, 260 Toiletten. Das heißt, dass jede Toillette pro Tag im Schnitt 0,34 mal geknackt wird, also im Schnitt jeden dritten Tag. Fast öfter geknackt als gekackt.
Wahnsinn. Und das wegen Kleingeldbeträgen.
Wie die Dinger dann innen aussehen, will ich gar nicht erst wissen.
Was dann wieder mal zeigt, wie das mit dem Gemeineigentum läuft. Ständig heißt es ja, wir sollten kein Eigentum mehr haben, alles nur noch shared. Euch wird nichts mehr gehören und Ihr werdet glücklich sein. So sieht das dann mit Gemeineigentum aus.