Ansichten eines Informatikers

Die Dissertation der Maja Göpel

Hadmut
22.8.2022 20:10

Ich habe ja schon viel auf den Tisch bekommen, aber das ist schon wieder eine neue Kategorie. Eine Eskalation.

Oder: Aktuelle Schmerzen des Kommunismus

Wer ist eigentlich Maja Göpel?

Keine Ahnung. Sie ist in aller Munde, ist überall im Gespräch, Twitter spült mir ständig ihre Tweets in die Vorschläge, und ich weiß beim besten Wille nicht, warum eigentlich. So eine Art It-Girl, Leute, die ausschließlich ihrer selbst wegen in der Öffentlichkeit stehen und damit Geld machen. Die Wikipedia erzählt über sie:

Maja Göpel (* 27. Juni 1976 in Bielefeld)[1] ist eine deutsche Politökonomin, Transformationsforscherin, Nachhaltigkeitsexpertin und Gesellschaftswissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf transdisziplinärem Denken. Seit 2019 hat sie sich zunehmend auf Wissenschaftskommunikation spezialisiert[2]. Göpel ist Honorarprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg[3][4][5].

Die Beschreibung riecht schon so nach „von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung“. Politökonomin. Transformationsforscherin. Nachhaltigkeitsexpertin. Gesellschaftswissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf transdisziplinärem Denken. Liest sich wie die Packungsaufschriften der Akademiker-Barbie-Puppen, die gerade von meinem geistigen Auge vorbeiquoten.

Maja Göpel wuchs in einer ökologischen Hausgemeinschaft in einem Dorf in der Nähe von Bielefeld als Tochter einer Medizinerin und eines Gesundheitswissenschaftlers[6] auf und besuchte eine Reformschule.[7] Sie diplomierte 2001 als Medienwirtin an der Universität Siegen[8] und wurde 2007 an den Universitäten Hamburg und Kassel in politischer Ökonomie (Dr. rer. pol.) promoviert. Von 2003 bis 2006 war sie Stipendiatin[9] der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw). In ihrer von Christoph Scherrer und Ulrich Brand begutachteten Arbeit befasste sie sich mit institutionalistischen Theorien und hegemonialen Praktiken globaler Politikgestaltung und den Prämissen liberaler demokratischer nationalstaatlicher Ordnungen.[10] Sie arbeitete zu den Themen Globalisierung und Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung sowie Generationengerechtigkeit, u. a. ehrenamtlich im Arbeitskreis Internationales des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Das klingt für mich nach a) links außen und b) „irgendwas mit Medien“. Was soll das sein? „Medienwirtin“? Irgendso ein Bullshit-Studiengang, der modern klingen soll?

Das riecht für mich alles nach einer, die halbwegs aussieht und damit die Frauenförderung entlanggesurft ist. Und die ist mir ja auch schon kurz aber negativ aufgefallen (hier und hier)

Und dazu passt natürlich perfekt, dass eine linke Universität der linken Vorzeigeblondine eine Honorarprofessur verpasst, damit sie in den Medien „Frau Professor“ ist. Und dann auch noch als untadelige Linke geadelt, weil Sprecherin auf der re:publica, und das ist die Linkenbühne schlechthin.

Und die war ja nun kürzlich im Gespräch, weil herauskam, dass sie sich für ihr Bestseller-Buch eines Ghostwriters bedient hatte. Dazu hatte ich ja schon einiges geschrieben, nämlich dass die Dame urheberrechtlich falsch liegt und eine Schwindlerin ist. Denn auch der Umstand, dass der Ghostwriter auf seine Namensnennung verzichtet oder sie sogar ausdrücklich nicht wünscht, was er kann und auch darf, führt rechtlich nicht dazu, dass sich jemand anderes als Autor eines Werkes ausgeben kann, weil man Autor nicht durch Rechtsgeschäft, sondern einzig und allein dadurch werden kann, dass man das Werk selbst und in eigener Person verfasst hat. Nur weil sich einer nicht als Autor auf das Werk schreiben will, heißt das nicht, dass dann der Platz für jemand anderen frei wird. Im Sachenrecht gibt es die herrenlose Sache, bei der man das Eigentum an einer Sache aufgeben kann (sogar an einer Immobilie, einem Grundstück!), und sie dann dem ersten gehört, der sie findet und haben will. Das funktioniert aber nicht mit der Urheberschaft an einem Werk. Man kann auf die Nennung als Urheber und den Nutzen aus dem Werk verzichten, aber während der Nutzen dann zugunsten anderer fließt, wandert nicht auch die Urheberschaft auf diese über.

Und als man darüber die Nase rümpfte, reagierte sie pampig:

„Vor 2020 hat sie ja nix geliefert.“

Stichwort: Schlafende Hunde wecken.

Nun versuchte man also, das Szene-IT-Girl zu retten oder auch die Sache irgendwie einzuordnen. Die WELT schrieb:

Ist es ein Skandal, dass die Publizistin Maja Göpel ihre Bücher nicht allein schreibt? Nein. Aber der Fall lässt tief blicken. Er verrät Geheimnisse aus der Ghostwriting-Szene und sagt viel über Maja Göpels Image aus – denn das täuscht.

Für einige Menschen aus der Medienbrache war es die Enthüllung der vergangenen Woche. Wie die „Zeit“ berichtete, hat die Publizistin Maja Göpel ihr Sachbuch „Die Welt neu denken“ nicht allein, sondern mithilfe eines Ghostwriters geschrieben. Ist das skandalös? Na ja. Die mit Ghostwriting-Gepflogenheiten vertraute Buchbranche thematisierte die Causa erst gar nicht, der Medien-Newsletter „turi2“ hingegen brachte gleich zwei Meldungen – und nicht zufällig hatte die „Zeit“ ihren Enthüllungsbeitrag, verfasst von einem Mitglied der Chefredaktion, in der Print-Ausgabe prominent im Politikteil platziert: auf Seite 3 der Zeitung. Eine Relevanzzuweisung, als ginge es um einen Spitzenpolitiker. Als wäre mit Maja Göpel nach Karl-Theodor zu Guttenberg, Annette Schavan, Franziska Giffey oder Annalena Baerbock der nächste Plagiatsfall aufgeflogen, der die Republik erschüttern muss.

Die Relevanzzuweisung resultiert aus der öffentlichen Rolle, die Maja Göpel in den letzten Jahren eingenommen hat und die eine Art Role Model unserer Zeit beschreibt. Den Beruf von Maja Göpel richtig zu benennen, ist eine Begriffsorgie für sich, mehr dazu unten. Für viele ist sie erst mal ein Phänomen. Sie tritt in Fernsehtalkshows, Podcasts oder auf der „re:publica“-Konferenz auf, sie hat 119.000 Follower bei Twitter, Accountname @beyond_ideology, und ist auf allen Kanälen präsent, um sich mit einem telegenen Gesicht und eloquentem Auftreten in den Dienst der Sache zu stellen. Welche Sache? Die Nachhaltigkeitssache. Dafür hat sich Göpel seit einigen Jahren zur klassischen Themen-„Expertin“ in den Medien und auf den Podien gemausert.

Heißt: Eigentlich ist sie gar nichts, aber sieht gut aus und kann flüssig quatschen, und war deshalb Empfängerin der „Relevanzzuweisung“. Das leuchtet mir sofort ein, denn ich war vor Jahren mal auf einer Netzwerk-Recherche-Konferenz über „Experten“ im NDR, in der man genau so etwas medienintern diskutierte und eine andere Zeitgeistblondine als Professorin erst in Abwesenheit runtermachte und danach einlud um ihren Speichel zu lecken. Und da erklärte man auch, ich habe noch die Aussage einer Journalistin in den Ohren, dass sie nie, nie, nie wieder richtig kompetetente Leute interviewt. Sie hatte mal einen, das konnte man auch nicht wiederholen oder schneiden, der Ahnung vom Fach hatte, aber zur ersten Frage eine ewig lange komplizierte Antwort gab, die man nicht verstand, und auf die zweite Frage antwortete, da müsse man den Kollegen X hinzuziehen, der sei da kompetenter und das dessen Fachgebiet. Seriös, wissenschaftlich, fundiert, sachkundig, aber medial gar nicht zu gebrauchen, ein Desaster. Man hole sich lieber die inkompetenten Selbstdarsteller, weil die das schön flüssig und zeitlich passend in die Kamera sagen und gut aussehen. Wenn man denen sagt, man will jetzt 20 Sekunden die Aussage A zum Thema B haben, dann bekommt man die kameratauglich genau so, weil man die so haben will. Es geht nicht darum, dass da irgendwas richtig oder wissenschaftlich ist, sondern darum, dass die Medien schnell, einfach und zuverlässig das in die Kamera bekommen, was sie haben wollen. Und diese Leute werden dann zu „Experten“ und relevant gemacht. Besonders wenn sie blond sind und vom Klima oder der Bösigkeit der Männer faseln.

So machen sich die Medien ihre „Experten“ einfach selbst, aus ideologischen Gründen und Frauenförderung, weil man ja sonst vielleicht Männer zeigen müsste, aber vor allem auch aus blankem Eigennutz: Je korrupter, opportunistischer und beliebiger das Gefasel ist, desto medientauglicher ist es. Und die Medientauglichkeit ist für „Experten“ heute längst viel wichtiger als die Sachkunde. Experte ist, wer genau das liefert, was die Medien wollen. Ich kann mich noch erinnern, was ich mal mit ansah, als ich mal bei einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts als Publikum dabei war, um mir mal anzusehen, wie das da so läuft. Deshalb habe ich mir nach dem eigentlichen Verfahren, nachdem die Richter und die meisten Leute schon gegangen waren, noch angesehen, wie das Fernsehen im Gerichtssaal noch Streitparteien (ich glaube, es war irgendeine Ministerin, weiß nicht mehr genau, ich glaube die Justizministerin) befragte und vor jeder Frage dazusagte, wieviele Sekunden die Antwort dauern solle. Und die das da ohne mit der Wimper zu zucken mitspielte. Und auf den Journalistenkonferenzen und beim Blick in die Interna ist mir das immer wieder aufgefallen, dass denen der Inhalt nicht so wichtig ist, sondern es darum geht, rechtzeitig, in der gewünschten Länge zu bekommen, dass jemand hübsch in die Kamera schaut und flüssig irgendwas sagt. Das hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass so ziemlich alles, was im Rundfunk kommt, Schwindel ist, weil deren Anforderungen fast zwingend auf Schwindel hinauslaufen. Deshalb fällt mir das auch auf, dass das bei Webseiten und Streamingformaten nicht mehr so schlimm zu sein scheint wie bei Papierpresse und Fernsehen, weil die nicht mehr in ein festes Format mit fester Länge oder fester Dauer gepresst werden müssen. Bei Serien, die von vornherein nur für Streaming gemacht werden, wie beispielsweise Star Trek Picard, sind die Folgen nicht mehr alle gleich lang, wie dies noch in den früheren Star Trek-Serien war, die für das Fernsehen gemacht wurden, und nur im Bereich einiger zig Sekunden mit mehr oder weniger Werbung aufgefüllt wurden, und bei denen dann Überflüssiges reinkam oder Wichtiges gekürzt wurde, um auf das Format zu kommen. Das ist einer der Gründe, warum ich auch diese Podiumsdiskussionen oder Talkshows so entsetzlich schlecht finde. Weil da ein Moderator sitzt, dessen Ziel es ist, die Zeit genau einzuhalten und bis dahin die Redezeit gleichmäßig zu verteilen, rundum wie ein Rasensprenger. Ich finde das alles so fürchterlich, aber Journalisten stehen drauf, denn die können und kennen es nicht anders.

Die TAZ dagegen polemisiert gegen die Kritiker: Neid, Wut, Kränkung: Maja Göpel und der böse Geist Wie immer im linksfeministischen Lager sind Frauen unfehlbar, unkritisierbar und niemals an irgendetwas schuld, so blütenweiß rein wie Engel, und jeder Versuch der Kritik nur Ausweis niederer Gesinnung des Kritikers. Neid, Wut oder Kränkung müssten es schon mindestens sein, die einen Menschen dazu bewegen könnten, Maja Göpel nicht vorbehaltlos universell gut zu finden.

In der Wochenzeitung Die Zeit erschien am 10. August 2022 eine Story mit dem Titel „Maja Göpel und der gute Geist“, in der die ungewöhnlich populäre Transformationsforscherin angeklagt wird, bei ihrem Bestseller „Unsere Welt neu denken“ aus dem Jahr 2020 einen Ghostwriter verschwiegen zu haben. Von dem Buch wurden mehr als 270.000 Exemplare verkauft. Die Politökonomin erhielt in der Folge zwei renommierte Preise, den Theodor-Heuss-Preis und den Erich-Fromm-Preis.

Und mit Sicherheit auch eine Menge Geld, bei 270.000 verkauften Exemplaren. Selbst wenn man dafür noch das Ghostwriter-Honorar abziehen muss.

Maja Göpel ist heute zweifelsohne einer der meistgefragten öffentlichen Intellektuellen in Deutschland. Und sie ist im Gespräch für einen Thinktank am DIW (Deutsches Institut für Wirtschaft). Viel Ruhm. Viel Anerkennung. Viel Aufmerksamkeit.

Man muss heute eigentlich gar nichts mehr konkret sein. Es reicht, „öffentliche Intellektuelle“ zu sein. Heißt: Sie kann eigentlich nichts, aber das weithin sichtbar.

Stefan Willeke, Mitglied der Chefredaktion der Zeit und Autor des Stücks über Göpel, macht das Vergehen der Transformationsforscherin an einem Satz fest, der auf Seite 18 ihres Buchs steht. „Und deswegen schreibe ich dieses Buch.” Kann sie, darf sie das so sagen? Müsste sie nicht darauf hinweisen, dass sie ihren Knüller in ganz wesentlichen, zumindest stilistischen Teilen dem Journalisten Marcus Jauer verdankt? Nee, sagt der, den das am meisten angeht, nämlich Jauer. Denn er wollte gar nicht genannt werden. Ein Ghostwriter ist ein Ghostwriter. Sein Job ist es, Leuten, für die flüssig-flotte Schreibe nicht zum Alltag gehört – das ist Göpels recht realistische Eigeneinschätzung – ihre Thesen attraktiv rüberzubringen. Sachbücher von Promis sind fast immer das Ergebnis solcher Kooperationen. Nichts besonderes. Bis jetzt zumindest.

Und wenn der Ghostwriter noch so oft auf die Nennung verzichtet und das gar nicht will: Sich als Autor eines Buches auszugeben, zu behaupten, man schreibe es, obwohl man es nicht getan hat, ist Lüge und Betrug. Sogar mit Billigung des Ghostwriters. Denn dadurch wird es nicht weniger strafbar, sondern der Ghostwriter zum Beihelfer, Mittäter.

Es ist urheberrechtlich unmöglich, strafrechtlich verboten, und man könnte es sogar zivilrechtlich ankreiden: Nämlich als Vertrag zulasten Dritter: Göpel und ihr Ghostwriter machen einen Vertrag darüber, dass ein Dritter, etwa der Verlag oder der Käufer und Leser, etwas als ihr Werk anzuerkennen hätten, was nicht ihr Werk ist. Aus gutem Grunde sind Verträge zulasten Dritter unzulässig und unwirksam. Aber erklär das mal der Universalintellektuellen Göpel. Da sind die Grenzen ihrer Intellektualität sehr schnell erreicht.

Göpel kann plausibel nachweisen, dass sie mehr als einmal Jauer gedrängt hat, als öffentlich genannter Co-Autor aufzutreten. Es gibt Korrespondenz dazu.

Das macht die Tat schlimmer und nicht besser, denn es beweist die Kenntnis und den Vorsatz. Es beweist nur, dass sie zu diesem Zeitpunkt den Vorsatz noch nicht hatte und sich im Klaren war, dass er das Ding (mit)geschrieben hat. Sich dann aber selbst als Autor auszugeben erfolgte also zwar nicht aus ursprünglich böser Absicht, aber erwiesen wider besseres Wissen. Und dass die TAZ sowas für üblich hält, zeigt auch nur, wie verkommen die TAZ ist. Links halt, da geht alles.

Außerdem ist das nicht „plausibel nachweisen“. Sondern das könnte Teil des Spiels sein, dass man für den Fall, dass es rauskommt, so eine Notausrede vorbereitet. Wird man wohl aus Fällen wie Baerbock und ähnlichen gelernt haben, dass man etwas vorbereitet, für denn Fall, dass es auffliegt.

Auf Twitter gerieten sonst kaum wahrnehmbare Berufsakademiker in Rage. Eine Ethikfachfrau behauptete, Göpels Buch sei als wissenschaftliche Arbeit – nicht als Sachbuch – veröffentlicht worden, und das wäre ein grandioser Etikettenschwindel, der auch rechtlichen Folgen haben müsse. Es dampft vor Empörung.

Die TAZ meint also, das Urheberrecht und das Strafrecht gelten nur für „wissenschaftliche Arbeiten“, nicht aber für „Sachbücher“. Blöd nur, dass weder Straf- noch Urheberrecht da unterscheiden. Nachdem der Autor dieses Textes, Wolf Lotter, aber selbst „Journalist und Autor“ ist, lassen solche Standpunkte Rückschlüsse auf seine Arbeitsweise zu.

Interessant ist, dass inhaltliche Kritik an Göpels Arbeit nicht auftaucht.

Denkweise: Was regt Ihr Euch auf, der Ghostwriter hat doch gut geschrieben. Also muss man sich auch als falscher Autor draufschreiben können.

Und doch lässt es sich nicht vermeiden. Für das akademische Establishment sind Intellektuelle und freie Forscherinnen wie Göpel ein Dorn im Auge.

Dazu kommt intellektuelle Faulheit: Die deutschen Berufsakademiker bleiben gerne unter sich, stellen sich ungern „fachfremder” Kritik, mit anderen Worten: Sie möchten ungestört ihre Professur verzehren.

Vor allem: Der deutsche Akademiker findet Public Intellectuals Scheiße. Sie ziehen Aufmerksamkeit ab, Geld, sie tun überdies, was eigentlich ja auch Forschende an Unis tun sollten, ihre Arbeit so gut und verständlich wie möglich rüberbringen, und ja, dazu kann man jederzeit auch Unterstützung anheuern. Es geht nämlich nicht um Selbstreferenz, um den Flurfunk an Instituten und Fakultäten, sondern ganz entscheidend darum, den Stand der Forschung so verständlich wie möglich so vielen wie möglich zugänglich zu machen. Mit anderen Worten: eine demokratische Gesprächskultur einzuhalten, auch auszuhalten, dass andere mit ihren Positionen mehr gehört werden.

Ach, Gottchen. Das seien alles nur gekränkte Akademiker, die sich aufregen, weil eine von außen ihnen Kritik vorwirft. (Komischerweise werde ich aus dem linken Lager immer vollständig übergangen, gerade mit der Begründung, ich gehöre ja nicht dazu.)

Die Dissertation der Maja Göpel

Nun hat sich da schon ein Plagiatsjäger mal damit befasst, nämlich Stefan Weber, unter Plagiierte Sätze, Bauernopfer-Referenzen und Fehlzitate in der Dissertation von Maja Göpel. Offenbar hat der sich auch daran gestört, dass die linke Medienmafia rumblökt, das sei doch alles nur Empörung des Establishments, dass man ihr, der Vorzeigeintellektuellen, das gängige Plagiat nicht gönne.

Im Fall Ulrike Guérot hieß es, das Establishment wollte mit dem Plagiatsvorwurf eine im alternativen Lager populäre Coronamaßnahmen-Kritikerin anpatzen. Im Fall Maja Göpel heißt es nun, der akademische Mainstream wolle mit dem Ghostwriting-Vorwurf eine im andersrum alternativen Lager beliebte Transformationsdenkerin aus rein niederen Motiven anpatzen. Dasselbe Narrativ hörten wir auch schon bei den Plagiatsfällen Baerbock und Zadić. Es gibt offenbar immer einen externen Grund, warum man Redlichkeitsverstöße untersucht, oder? Warum denken viele eigentlich, dass Redlichkeitsverstöße nicht auch an sich interessant sein können?

Das ist ein Effekt, den ich schon oft beobachtet und beschrieben habe, besonders auch an Universitäten: Kritik wird inhaltlich übergangen und nur darauf zurückgeführt, dass der, der sie äußert, unlautere und niedere Motive und Absichten hege. Das habe ich zwar auch an der Informatikfakultät beobachtet, aber den Ursprung hat das in den Geisteswissenschaften, die den Positivbeweis ablehnen. Alles sei wahr, was immer man behaupte, bis das Publikum es falsizifiert. Wagt das Publikum aber, etwas zu sagen, unterstellt man ihm dunkle Absichten, beschimpft es als Nazi oder lässt es von der Antifa zusammenschlagen, um die Kritik unbeachtlich zu machen. So funktioniert Wissenschaft heute: Man kann behaupten, was man will, solange keiner widerspricht. Und wer widerspricht, ist unbeachtlich.

Vielleicht wollen wir einfach einmal der Tatsache ins Auge sehen, dass sie alle – Baerbock, Göpel, Guérot, Kinnert, Koppetsch und Zadić (die Liste ließe sich verlängern) – spezielle Probleme mit dem eigenen Texten haben und offenbar nicht (mehr) richtig zitieren können. Das ist die kulturelle Transformation, die Plagiatsforscher wie mich interessiert – und die eigentlich jeden in der Wissensproduktion Tätigen interessieren sollte.

Grundsätzlich fällt auf, dass Plagiat und/oder unethische Autorschaft immer dann nicht diagnostiziert werden, wenn es eine Person betrifft, mit der man aus irgendwelchen Gründen sympathisiert.

Man könnte auch sagen, dass sie allesamt zu doof und/oder zu faul sind, ihre Texte selbst zu schreiben, wir aber in einer Zeit des Dummen- und Schwindlerkults leben.

Er hat den Text nur kurz untersucht, findet unsaubere Zitate, Fehlzitate, Bauernopfer-Referenzen, umformulierte Plagiate.

So, wie man sich verhält, wenn man schummelt, aber nicht angreifbar sein will.

Nun begab es sich aber, dass mir jemand ein digitales Exemplar ihrer Dissertation Institutionalism Theories and Hegemonic Practices in Global Polity Formation – Reassessing Premises of Liberal Democratic Nation State Orders vorlegte und mir eine Aufgabe stellte: Meine einzige Aufgabe sei es, herauszufinden, worum es in dieser Dissertation geht. Was das Thema, der Inhalt, die Leistung darin sei. (Tag der Disputation: 12. April 2007, Gutachter: Prof. Dr. Christoph Scherrer & Prof. Dr. Ulrich Brand, genau 400 Seiten)

Ich habe es nicht herausgefunden.

Vorab: Ich habe Unregelmäßigkeiten festgestellt (s.u.), die bei mir erst den Eindruck erweckten, als sei das ein Entwurfsexemplar vor Einreichung gewesen und eventuell nicht veröffentlicht. Ich habe aber festgestellt, dass auf der Webseite der Uni Kassel die Dissertation als PDF frei verfügbar ist, und zwar exakt die PDF-Datei, die man mir vorgelegt hat.

Ich habe inzwischen mehrmals versucht, diese Dissertation zu lesen (englisch), und es gelingt mir nicht, einen zusammenhängenden Sinn darin zu entdecken. Es ist eine Anhäufung von Sätzen, die nicht nur miteinander, sondern oft auch einzeln betrachtet keinen mir ersichtlichen Sinn ergeben. Selbst wenn ich die offizielle deutschsprachige Zusammenfassung der Uni Kassel hinzuziehe

Institutionalistische Theorien und hegemoniale Praktiken Globaler Politikgestaltung.

Eine neue Beleuchtung der Prämissen Liberaler Demokratischer National-Staatlicher Ordnungen. Deutsche Zusammenfassung:

Moderne Sozialwissenschaften, seien es Metatheorien der Internationalen Beziehungen, die Geschichte politischer Ökonomie oder Institutionentheorien, zeigen eine klare Dreiteilung von Weltanschauungen bzw. Paradigmen auf, die sich in allen „großen Debatten“ nachvollziehen lassen: Realismus, Liberalismus und Historischer Materialismus.
Diese Grund legend unterschiedlichen Paradigmen lassen sich auch in aktuellen Ansätzen des Institutionalismus aufzeigen, liegen aber quer zu den von anderen Wissenschaftlern (Meyer, Rittberger, Hasenclever, Peters, Zangl) vorgenommenen Kategorisierungen der Institutionalismusschulen, die systemkritische Perspektiven in der Regel ignorieren oder vergleichsweise rudimentär diskutieren. Deshalb entwickelt diese Arbeit einen Vergleich von Institutionalismusschulen entlang der oben skizzierten Weltanschauungen. Das Ziel ist es, fundamentale Unterschiede zwischen den drei Paradigmen zu verdeutlichen und zu zeigen, wie ihre jeweiligen ontologischen und epistemologischen Prämissen die Forschungsdesigns und Methodologien der Institutionalismusschulen beeinflussen.

Wenn ich diesen Text so ohne Kontext lesen würde, würde ich vermuten, dass es entweder ein Hoax ist, mit dem sich jemand über Geisteswissenschaftler lustig macht, indem er ihnen einen sinnlosen Bullshit-Text unterjubelt (ich habe ja auch schon solche Spott-Texte geschrieben), damit sie darauf hereinfallen und ihn veröffentlichen, wie die Sokal-Affäre, weil bekannt ist, dass Geisteswissenschaftler ausnahmslos wirklich jeden Schwachsinn annehmen und publizieren, weil es nie darauf ankommt, was drin steht, sondern nur, von wem es kommt. Oder dass es ein synthetischer Text ist, der vom Computer erzeugt wurde und nur Formulierungen und Grammatik nachahmt, indem er Versatzstücke aus Texten, auf die er trainiert wurde, zusammenmischt, ohne dass diese irgendeinen Sinn ergäben.

Vielleicht stecken die Prüfer da mit drin und haben absichtlich einen sinnlosen Text durchgewinkt oder erst gar nicht zu lesen versucht. Vielleicht wurden sie aber alle reingelegt, und Göpel hatte schon damals einen Ghostwriter, der sie auflaufen lassen wollte, indem er ihr einen Text gibt, von dem sie selbst nicht merkt, dass er keinen Sinn ergibt, damit sie sich blamiert, und dann gab es eben keine Blamage, weil es da sonst auch keiner gemerkt hat. Ich meine

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Dr. rer.pol) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel

Uni Kassel. Wer würde da erwarten, dass irgendwer noch Sinn oder Inhalt verlangt?

Und mir fällt eben auch auf, dass das 2007 vorgelegt wurde, und ich 2008 die Verfassungsbeschwerde eingereicht habe, u.a. mit der Forderung, dass endlich mal klare, verständliche, gesetzliche Regelungen gelten müssen, was eine Dissertation überhaupt zu sein hat und welche Anforderungen gelten, nachdem bei mir schon die Informatikfakultät und die Uni Karlsruhe nicht im Ansatz in der Lage (und noch weniger willig) waren, auch nur irgendwie zu artikulieren, was eigentlich gefordert ist. Ich hatte damals den Professor gefragt, was die Anforderungen sind, und die so nutzlose wie tatsächlich zutreffende Antwort war, dass eine Dissertation genau dann eine solche wäre, wenn er als Professor sie dafür halte. Fertig, Ende und aus, deshalb kann man die auch kaufen. Geld fördert den Dafürhaltungsprozess. Die Fakultät sah sich gar nicht in der Lage, auch nur irgendetwas zu sagen. Weil das eben eine Zeit war, in der man flächendeckend und systematisch dafür gesorgt hat, dass jeder noch so üble Blödsinn durchpromoviert wird, um Frauen zu fördern. Ich habe ja auch in den letzten 20 Jahren wirklich himmelschreienden Schwachsinn auf den Tisch bekommen, wo man selbst das allerdümmste Zeug noch für auszeichnungswürdig erklärte, weil Frau oder aus sonst einem Grund gewollt. Man hatte mich ja sogar zweimal an der Uni Karlsruhe als Sachkundigen zu anderen Dissertationen hinzugezogen, wo ich – wohlgemerkt, in Anwesenheit der Prüfer und vor deren Bewertung – deutlich darauf hingewiesen habe, dass in einer Dissertation einfach gar nichts und in der anderen nur haarsträubende Fehler von schwerster Laienhaftigkeit stünden. Beide mit Auszeichnung promoviert und direkt in die Karrieren gegangen. Ein Mann, eine Frau.

In Berlin hatte ich mal einen Professor, mit dem ich damals perdu war, aber zu dem ich keinen Kontakt mehr habe, gefragt, was er da durchgewinkt hat, als ich wieder mal eine völlig schwachsinnige Pseudodissertation in Informatik auf dem Tisch hatte, und seinen Namen als Prüfer drauf fand. Ich dachte, der hätte das nicht gelesen, und ich würde ihm einen Gefallen tun, wenn ich ihm sagte, dass da sein Name auf solchem Blödsinn durchgerutscht und er es nicht gemerkt hätte. Ich war dann richtig baff, als der mir in aller Ruhe und völlig ungerührt antwortete, dass er das wisse, dass das nur Unsinn ist. Er sei ja nicht blöd. Als ich dann verblüfft fragte, warum man das dann durchgelassen hat, grinste er nur vielsagend, aber es sah aus, als lachte er über mich in einer Weise, als wolle er mir ohne Worte genau das mitteilen, dass nicht die Dissertation, sondern nur meine Erwartungshaltung das Lächerliche sei. So ein gutmütig-väterliches Lächeln, als wollte er mir sagen „Du hast doch alles erkannt, warum setzt Du es nicht zusammen und akzeptierst es?“

Ich bekam viele Dissertationen zugesandt.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals jemand eine Dissertation mit dem Hinweis auf Qualität oder gute Inhalte zugeschickt hat. Zwei gab es, aber eine war aus dem Ausland und bei der anderen weiß ich es nicht mehr. Ansonsten stapelt sich bei mir der Müll, und es ging auffällig einher mit der im vorigen Artikelbeschriebenen Akademisierung der Gesellschaft im geisteswissenschaftlichen Sinne, also keiner arbeitet mehr, jeder schwätzt nur noch irgendwas und „übt Kritik an herrschenden Verhältnissen“, damit jeder in der linken Gesellschaft glücklich werde.

Und so entspricht das schon dem üblichen Schema einer Dissertation nicht, nämlich dass man ein Problem betrachtet, Überlegungen anstellt und zu einem Ergebnis kommt. Hier gibt es zwar eine Einführung und ein Ergebnis, aber (fast, s.u.) kein Warum und Wohin. Beachtlich ist, dass die Arbeit mit einem Zitat der Obergottheit des blöden Geschwätzes anfängt, mit Michel Foucault, Kinderficker und Sprechaktwindbeutel. Und dann sagt sie

Welcome to an intellectual journey driven by the question “why?” Why does the current path of globalization seem to steer in a direction detrimentally opposed to what global declarations on sustainable futures describe as the “right path”? This question has become more pressing ever since I first started political work on sustainability and justice issues: the need for significant systemic changes seemed very clear, and yet year after year passed during which the wheels of the exploitation of nature, wealth inequality, the extinction of species, wasteful consumerism and cultural homogenization have continually increased their speed. During my studies in Media- and Communications with a major in constructivism theories it became clearer why deep and wide-ranging changes take so long to come about: the likeability of successful communication is rather low and in addition our media system today is driven by quota and advertising, challenging the ethos of enlightened journalism. Thus, after studying the transmission of information and all of the contortion this entails with regard to the message, my next quest was to deepen my expertise on the origins and impacts of information: why do some messages achieve much more presence in the public discourse and how are they defended against criticism? Since I worked on globalization and sustainable justice, my firsthand experience then showed that even when public criticism mounts, political decisions often do not significantly change. Justifications then often refer to the unbeatable “laws of the market” that could only be harnessed if agreements were installed on the global level, because otherwise one single country or even region would loose out in international competition. Thus, the development, function and effectiveness of international organizations became my research focus. Theoretically, this took me to the sub-strand institutional theories and empirically my particular interest fell on the World Trade Organization (WTO).

Ooooh Schmerz, sage mir, warum, warum nur linkst es nicht so, wie es linksen sollte? Man hatte doch „deklariert“, dass die Globalisierung uns eine wunderbare nachhaltige Zukunft liefere, und die Realität hält sich nicht dran. Daraus könnte man machen, dass der ganze linke Humbug einfach nicht stimmt, weil empirisch wiederlegt.

Aber stattdessen gibt es eine „intellectual journey“, heißt: es wird einfach alles zusammengeklatscht, was man irgendwie finden konnte. Seit wann ist so etwas ein Nachweis der Befähigung zu selbständigem wissenschaftlichem Arbeiten?

Thus, even though this thesis provides a comparison of institutionalisms, I have pinpointed central assumptions of the differences between three central paradigms that underpin “big debates” of modern scientific theory. These can be identified in institutionalism debates, as well.

The original division into three paradigms dates back to the 19th century; its manifestation in philosophy, politics, economics and methodology is discussed in part I. Parts II and III will show that the contradictions between and within theories of global polity formation are often rooted in the opposing premises laid out in part I. The grouping of institutionalisms presented here differs from the ones proposed in recent state-of-the-art compendia – for a reason.

Walking in the shoes of each paradigm led me to my first main thesis: dominant institutionalism approaches in IR carry teleological biases in their abstracted, universal concepts. These are rooted in ontological and methodological premises that are hardly ever made explicit while noticeably limiting what appear to be rational1 or appropriate explanations. Such limitations result in blind spots and inconsistencies in interpretations of cooperation and institutionalization processes.

Sie hat also irgendwo aufgeschnappt, dass im 19. Jahrhundert drei Paradigmen aufgekommen wären, Philosophie, Politik und Ökononmie, und darin das Problem liegen müsse, warum die Welt nicht tut, was das Linkstum gern von ihr hätte. Anstatt zu der naheliegenden Überlegung zu kommen, dass wenn die Welt nicht funktioniert, wie Linke sich das wünschen, der ganze linke Kram halt einfach wertloser Quatsch ist.

Und dann kommen die drei Teile

  • Part I: Visiting Transdisciplinary Paradigms
  • Part II: International organizations – a matter of rivalry or convergence?
  • Part III: Proposing a Procedural Framework of Institutional Analysis

übrigens mit dem ersten Inhaltsverzeichnis, das je gesehen zu haben ich mich jetzt erinnern könnte, das keine Seitenzahlen enhält, mit dem man also außer über die Kapitelnummern nicht finden kann, was man sucht. Weil diese PDF-Datei, die ich bekommen habe, auch keine PDF-Annotationen/Inhaltsangaben hat, ist es ziemlich schwer, sich in diesem Ding zurechtzufinden. Das ist nicht dafür gemacht, gelesen zu werden.

Möglicherweise stimmt auch mit der PDF-Datei, die ich da bekommen habe, etwas nicht. Weil es nämlich so schwer ist, in dem Ding etwas zu finden oder anzuklicken, hatte ich zwei PDF-Fenster offen, eines für das Inhaltsverzeichnis, und eines, um im Text nach den Überschriften zu suchen, um die Stellen zu finden. Und das hat nicht immer geklappt. So findet sich im Inhaltsverzeichnis

Im Text dann aber die Überschriften

2.4 Hypothetical-deductive reasoning

2.4.1 Hypothetical deduction
2.4.3 Methodological individualism

2.4.2 fehlt. (Seite 40-42 der Dissertation bzw. 49-51 des PDF)

Ich dachte zuerst, das sei vielleicht eine illegale Kopie eines Entwurfsstadiums, denn nicht nur sieht das PDF aus, wie lieblos in Microsoft Word geschrieben, sondern auch sowas, als habe man schlicht vergessen, in Word das Inhaltsverzeichnis und die Überschriftennummern zu aktualisieren, nachdem man noch etwas dran geändert hat. Sowas aber dann in er veröffentlichen Version auf der Uni-Webseite rauszuhauen ist schon ziemliche Schlamperei und zeigt, dass das Ding mit der ganz heißen Nadel auf die Schnelle zusammengerotzt ist. Und dass das nie korrekturgelesen wurde, und die Prüfer das vermutlich auch nicht gelesen haben, denn sowas würde man ankreiden.

Dafür gibt es dann gleich zwei Ergebnisse, nämlich das Résumé: The importance of worldviews und gleich danach noch das Final Résumé and Outlook.

Das erste fängt mit einem Zitat an. Sowas macht man, wenn man nicht verstanden hat, was ein Résumé ist, denn da soll man ja eigentlich schreiben, was man selbst gemacht hat, und nicht, was andere gemacht haben. Und dann kommt sie mit

Processual thought rejects the approach to model globalization in ideal types – be they structural or normative. Current global restructuring is approached as a complex and open-ended process in which certain structural tendencies, behavioral trends and nodal points of political action can be observed and analyzed. Instead of using globalization as the antecedent cause that engenders certain phenomena which politics need to react to, procedural analysis conceptualizes politics as the integral driver of this process. Moreover, politics are not restricted to the official governmental sphere but also include all institutions in which decisions concerning socio-economic development are made. Collective wills form around similar second-order interests, originating in similar experienced realities, regardless of where these realities are located geographically. Instead of developing the analysis to mirror the strategy of any a priori defined actor, processual approaches use a particular politicized situation, a critical juncture or contradiction as the starting point for analysis. Concrete coalitions are identified and their strategies reconstructed, including the creation or
transformation of state spaces.

Philosophers of praxis decipher how demands, positions and changes are justified and seek to identify the premises underpinning such explications; their power-sensitive view holds that “fixed variables”, “natural” characteristics and “universal” concepts in theoretical and political debate always translate into the definitive valuation of one interpretation over another. Knowledge or worldviews are seen as corresponding structures and agents as integral third element of social reproduction. Therefore, processual deconstruction should not be mistaken as a pedantic criticism of single concepts or as destructive antagonism. [usw.]

(und so weiter), wobei ich nicht mal sicher bin, ob das überhaupt von ihr ist, oder auch ein Zitat, denn etwas weiter kommt etwas kursiv und die Angabe

(Gramsci 1971, p.346, my emphasis).

wobei für mich nicht ersichtlich wird, wo das Zitat eigentlich anfängt, ob also nur der kursive Teil oder auch der Text ab dem ersten Zitat des Resumes ein zweites Zitat sein soll, ob also ihre Zusammenfassung ihrer Arbeit nur aus Zitaten anderer besteht. Denn auch danach geht es darum, was Gramsci geschrieben hat. Nicht, was sie selbst geschrieben hat (zumindest nicht so, dass es mir ersichtlich wurde).

Antonio Gramsci, das hatten wir ja hier neulich schon, war so ein kommunistischer Vordenker, hinter dem sie alle gerade herrennen und der diese Propagandainstrument der „Zivilgesellschaft“ erfunden hatte. Mitbegründer der italienischen kommunistischen Partei und damit einer der großen Verbrecher des 20. Jahrhunderts, aber auch Ursprung der bis heute andaudernden Antifa-Fehde, weil die italienischen Faschisten ihn haben verhaften lassen. Wir erinnern uns, in Italien kam es zu diesem Bruderkrieg zwischen Kommunisten, die auf Abschaffung der Grenzen und Internationalisierung, Globalisierung drängten, und jenen Kommunisten/Sozialisten, die die Länder und Nationen beibehalten wollten und deshalb Nationalsozialisten wurden, im Gegensatz zu dem Globalkommunisten. Und heute erzählen sie uns etwas von „Rechten“.

Und auch ihr Final Résumé and Outlook fängt wieder womit an? Na, klar, mit einem Zitat von Antonio Gramsci.

“In scientific discussion, since it is assumed that the purpose of discussion is the pursuit of truth and the progress of science, the person who shows himself most ‘advanced’ is the one who takes up the point of view that his adversary may well be expressing a need which should be incorporated, if only as a subordinate aspect, in his own construction. To understand and to evaluate realistically one’s adversary’s position and his reasons (and sometimes one’s adversary is the whole of past thought) means precisely to be liberated from the prison of ideologies in the bad sense of the word – that of blind ideological fanaticism. It means taking up a point of view that is ‘critical’, which for the purpose of scientific research is the only fertile one.”
(Antonio Gramsci 1971, p.344)

Und weiter

The research questions in this thesis emerged from the empirical puzzle of why socioenvironmental changes that everyone claims to support are not in fact implemented in concrete politico-economic decision-making. As the result of personal experience, this interest became more concrete in the case of the WTO as one of the currently most contested international organizations. The search for insight concerning its role and effect in globalization processes further led me to the theoretical puzzle of why IR theories offer
contradictive interpretations to explain this. Specifically, the dominant schools of Neo-Institutionalism and New-Institutionalism are both confronted with heavy exceptions to the rules that their analyses uphold:

“Why would powerful entities, like the EC and the United States, support a consensus decision-making rule in an organization like the GATT/WTO, which generates hard law? (…) And if such powerful states dominate GATT/WTO decision making, why have they bothered to maintain rules based on the sovereign equality of states, such as the consensus
decision-making rule?” (Steinberg 2002, pp.340-1). And, I would add, why does this multilateral democratic institution generate such biased outcomes? And why do the norms established by the most developed states have so little validity for the norm entrepreneurs?

The central quest therefore became to explore the origins of blind spots or predictive inconsistencies in prominent institutionalism theory. First, my research identified central concepts that explain the origins, drivers and outcomes of cooperation and institutionalization.

Man wünscht sich beim Lesen der Dissertation, sie hätte mehr plagiiert und zitiert, weil die Stellen verständlicher sind. Das ist wohl auch der Grund, warum sie Ghostwriter verwendet.

Und es fällt halt auf:

  • Hingerotzte Pseudodissertation
  • Honorarprofessur, also keine echte, heißt nur so
  • Buch vom Ghostwriter
  • Medienliebling und re:publica

dass das irgendwie alles nach vorgegaukelt riecht.

Interpretation

Ich habe nicht herausgefunden, was eigentlich das Thema der Dissertation ist, außer dass man da alles zusammengeschüttet hat, was man finden konnte, aber das einfach keine Dissertation ist. Das ist nicht einmal die Vortäuschung einer wissenschaftlichen Leistung, denn das sieht nicht einmal danach aus. Das ist der doktorgewordene Beweis dafür, dass die Uni Kassel wissenschaftlich völlig wertlos geworden ist. Das Ding hat keine Aufgabe und keine Lösung, da hat man einfach nur nach dem schnell-und-einfach-Prinzip irgendwas zusammengeklatscht und so, wie Weber das feststelle, noch so ein paar pro-forma- und Bauernopfer-Zitate reingemacht, damit es nicht zu leicht als Plagiat auffällt. Für mich stinkt das nach Prüfungsbetrug durch Täuschung der Prüfer unter williger Mitwirkung derselben.

Hätte man auch nur den geringsten wissenschaftlichen Anspruch, hätte man den Prüfern dafür im gefüllten Audimax universitätsöffentlich den Hintern versohlt.

Trotzdem fällt mir an der Sache etwas auf.

In dem Text geht es nämlich nicht nur immer wieder um Kommunismus, sondern ständig um Antonio Gramsci. Wandle ich das PDF in eine Text-Datei und zähle mit fgrep -i gramsci | wc -l, wieviele Zeilen das Wort Gramsci enthalten (womit auch „gramscian“ mitgezählt wird), komme ich auf 327 Zeilen. Das ist auch bei einem 400-Seiten-Werk nicht wenig.

Das Ding ist keine Dissertation, das Ding ist ein Bekenntnistext. Bekenntnis zu Gramsci und Kommunismus.

Was dann auch erklären würde, warum es so mit Karriere und re:publica und Honorarprofessur flutscht.

Denn auch ihr Geister-Bestseller-Buch „Unsere Welt neu denken“ (Ich kriege Krämpfe, wenn ich dieses Zeitgeistgeschwätz von „etwas neu denken“ mit direktem Akkusativ-Objekt höre – man denkt, dass…, er denkt, das sei gut,… oder man denkt über etwas nach, aber „etwas neu denken“ ist so ein brachial dummes Phrasengeschwätz) habe ich zwar nicht gesehen, aber der Amazon-Blick in das Inhaltsverzeichnis hat schon ein neo-blond-kommunistisches grünes Zeitgeistaroma.

Was für mich die Frage aufwirft, ob das Buch überhaupt vom Ghostwriter stammt, der für sie geschrieben hat, oder ob nicht umgekehrt sie die Strohfrau für die abgibt, die dahinterstehen. Ob man da also von vornherein eine Tussi als Mediengirl aufgebaut hat, blond, eloquent, fotogen, und mit Terminen und einer Honorarprofessur ausgestattet hat, damit die den Autor gibt. Das der Fake also nicht im Ghostwriter liegt, sondern in Göpel. Dass also nicht sie einen Ghostwriter benutzt, sondern er einen Ghostautor, den man vorher aufgebaut hat. Nicht er ist Dienstleister für sie, sondern vielleicht sie für ihn. Oder beide für einen Dritten. Das übliche Prinzip, eine Minderheit als Mehrheit erscheinen zu lassen. Und dass man Bestseller gelegentlich auch per Fake hochpumpt, indem man die eigenen Bücher aufkauft (und sie dann gleich nochmal verkauft, es sind ja auch schon Bücher von Verlagen geliefert worden, auf denen schon Preisschilder aus dem Buchhandel klebten), ist kein allzu seltenes Phänomen. Hauptsache, erst mal in den Bestseller-Listen. Es würde erklären, warum die TAZ versucht, ihr zu Hilfe zu kommen.

Packe ich das jetzt alles zusammen und nehme den Gramsci-Kult und den Angriff der Faschisten auf Gramsci – sehr alt ist er nicht geworden und nach der Verhaftung durch die Faschisten und der Haft dann an der Folge von Tuberkulose und Hirnblutung mit 46 gestorben) zusammen, und den großen Streitpunkt der italienischen Kommunisten gegen die Faschisten, nämlich Globalisierung gegen Nationalstaaten, dann ergibt sich schon ein Bild, worum es hier geht.

Es erweckt in mir den Eindruck, als haderten die Kommunisten gerade sehr damit, dass doch die „guten“ Kommunisten die Globalisierung und Grenzenlosigkeit gelobt und als Weg zum Paradies gewiesen hatten, während die bösen dummen Nationalsozialisten an den Nationalstaaten festhalten wollten und dann – darüber hatte ich schon viel geschrieben – die bösen Nationalsozialisten Mussolini und Hitler den Siegeszug des globalen Kommunismus aufgehalten hatten. Es war ja damals das erklärte Ziel, aus dem russischen und dem deutschen Reich ein großes kommunistisches Reich zu bauen, was der Grund gewesen sein dürfte, warum deutsche Industrielle und die Briten Hitler gestützt und als Sperrriegel aufgebaut haben.

Daraus entwickelte sich ein Jahrhundertgroll gegen die fiesen Nazis, weil national, in der Überzeugung, dass nur das Internationale, das Globale, das Grenzenlose zum kommunistischen Paradies führen könne. Was vermutlich auch der Grund ist, warum man diese Migration und Durchmischung so vorantreibt und bei uns die „Diversität“ erzwingt. Kommunistische Ideale.

Tatsächlich aber hadert man mit dem Problem, dass das mit der Globalisierung so gar nicht gut läuft, sondern das eher zu Krieg und Kapitalismus führt, siehe gerade die Gas-Abhängigkeit von Putin. Uns von russischem Gas abhängig zu machen, war ja aus globalkommunistischer Sicht ein Fortschritt, weil damit die Globalisierung und Aufhebung der Grenzen vorangebracht wird. Aber es läuft halt nicht gut, wie gedacht, sondern schlecht.

Daher könnte man vermuten, dass solche Aktionen wie die Klimarettung, Greta, Last Generation, aber auch Leute wie Maja Göpel, so eine Art Krisenintervention sind, um die Globalisierung und den Fortgang des grenzenlosen Kommunismus zu retten.

Ich erinnere dazu daran, wie man – Bayerischer und Westdeutscher Rundfunk – zu Anfang der Pandemie gegen Corona wetterten, das seien ja alles nur rechte Verschwörungstheorien, um die Grenzen zu schließen, nur Fremdenfeindlichkeit.

Und dann kam diese – hier im Blog schon so oft angesprochene – Rochade, auf einmal waren die Rechten die Coronaleugner. Offenbar hat man da im Hintergrund die kommunistische Strategie neu ausrichten müssen und dem Rundfunk einen Richtungswechsel diktiert. Weil man einsehen musste, dass man die offenen Grenzen erst einmal nicht aufrecht erhalten kann, aber dann halt wenigstens die Pandemie als Keule gegen Rechte einsetzen kann.

Gleichzeitig setzt man aber das Klimathema als Hebel zur Etablierung des Kommunismus ein, weil das nicht so lief, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hatte. Und ich habe den starken Eindruck, dass dieses ideologische Dauerfeuer, das mir immer wieder auffällt, dieses ganze Klimagehampel, der Steuerung der Durchsetzung des Kommunismus dienen soll, und ihnen die Sache Putin-Ukraine gerade gar nicht in den Kram passt, weil damit die Abhängigkeit vom Gas zum Thema wurde, was man zwar wollte, aber nicht so früh und so schnell, und das mit der Globalisierung eben schief geht.

Und deshalb habe ich den Eindruck, dass man Leute wie Göpel gerade installiert, damit die den Leuten erklären, warum man das Globalisierungsparadies versprochen hatte, und das jetzt nicht so läuft wie versprochen. Und man jetzt eben kommunistische Ziele verfolgen muss, um das Klima zu retten. Dass die also weniger Täuscherin in eigener Sache, sondern williges und medientaugliches Sprachrohr ist. Mir liegt nämlich auch eine Leserzuschrift vor, wonach Last Generation und die selbstklebenden Klimaritter nur relativ willenlose Befehlsempfänger seien, die ihre Kommandos aus dem Hintergrund bekommen, weil die Steuerungsebene natürlich nicht so blöd wäre, sich vor Kameras zu setzen, sich irgendwo festzukleben und den Affen zu machen, oder sich der Gefahr von Prügeln oder schlicht überfahren zu werden aussetzt. Und bei mir verfestigt sich eben vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen mit dem Bundesverfassungsgericht der starke Eindruck, dass man die Promotion und jegliche Anforderungen und Maßstäbe komplett zertrümmert hat, und das nicht nur, um direkt kommunistische Gleichheitsideale durchzusetzen, sondern auch indirekt, um sich willige Leute akademisch adeln zu lassen, die man als Strohmann einsetzen kann und die sonst keine drei verständlichen Sätze hintereinander und schon gar keine Dissertation schreiben könnten. Und dazu, dass man Leute in die Professur pumpt, die keine ordentliche Dissertation hinbekommen, passt genau, dass man sie dann mit Ghostwritern ausstattet, damit die nicht nur verständlich schreiben, sondern auch das, was sie sollen. Denn es ist mir unverständlich, wie ein und dieselbe Person so eine Schrott-Dissertation und trotzdem einen Nummer-1-Bestseller schreiben können soll. Das passt überhaupt nicht zusammen. Aber es war ja wohl auch nicht dieselbe Person.