Ein Unterschied von 12 Watt pro Quadratmeter Körperfläche
Ratet mal, worüber die TAZ jetzt wieder jammert.
Genau. Frauen sind mal wieder die Benachteiligten. Was sonst.
Frauenfeindliche Energiesparmaßnahmen: Frieren für die Männer
Erst heißt es immer, die Männer machen das Klima kaputt, während Frauen das Klima retten würden (was wieder meine These stützt, dass das Klima so eine Art Riesen-Ersatzbaby für kinderlose Frauen darstellt, das sie hegen, beschützen und mit Kuss auf die Stirn ins Bettchen legen wollen), und kaum reduziert man den Energieverbrauch, wie von ihnen gewollt, schreien sie sofort Halt, Stopp, Energiesparen benachteiligt Frauen.
So, jetzt mal doch die verhasste Biologie. Denn manche Maßnahmen, die frauenfeindlich sind, sind dies, weil sie sich sehr direkt aufs körperliche Wohl- oder Unwohlbefinden auswirken – auf physiologische, geschlechtlich markant voneinander abweichende Phänomene. Zum Beispiel der Kabinettsbeschluss zum Energiesparen; er ist frauenfeindlich.
Jetzt wird auf einmal die Biologie- und Physik-Karte gezogen. Eigentlich hieß es ja, Biologismen sind nur böse gesellschaftliche Erfindungen und biologische Unterschiede gäbe es gar nicht, aber wenn’s ans Frieren geht, dann ist das natürlich alles wieder anders.
Das Beleuchtungsverbot wird von manchen bereits so gelesen, natürlich zuallererst von der gebeutelten Lichtverschmutzungs-, vulgo Leuchtreklameindustrie. Wegen des subjektiven Sicherheitsempfindens und so.
Ja, das hatte man schon: Man muss unbedingt Strom sparen, Kern- und Kohlekraftwerke abschalten, und sich halt dran gewöhnen, dass Strom nur da ist, wenn die Sonne scheint oder der Wind bläst. Dass man dann aber nachts ohne Sonne und ohne Wind die Straßenbeleuchtung abschaltet, das geht nicht, weil Frauen Sicherheitsbedürfnisse haben.
Aber hart und durch mehrere empirische Studien objektiviert betrifft die Absenkung der Bürotemperatur Frauen: Im Durchschnitt haben weibliche menschliche Körper weniger Blut, sie haben weniger Muskelmasse, und sie haben dünnere Haut.
Die Differenz der mittleren Wärmeenergieproduktion haben die niederländischen Forscher Boris Kingma und Wouter van Marken Lichtenbelt von der Universität Maastricht vor ein paar Jahren auf 12 Watt pro Quadratmeter Körperfläche beziffert. Das bedeutet: Frauen frieren schneller. Und wer friert, wird schneller krank.
Schon die aktuellen gesetzlichen Standards sind wie so vieles komplett am Bedürfnis männlicher Körper ausgerichtet. Die können optimal bei rund 22 Grad Raumtemperatur arbeiten, bei Frauen sind es zwei bis drei Grad mehr. Eine auf den Sommer bezogene geschlechtergerechte Energiesparmaßnahme wäre insofern das Verbot gewesen, die Räume per Klimaanlage auf Temperaturen unter 24 Grad zu kühlen. In your face, Putin. Um das zu diskutieren, ist es natürlich jetzt zu spät.
Dann würde mich die Frage interessieren, warum Männer normalerweise voll angezogen und Frauen halb nackt im Büro rumlaufen, wenn sie doch schneller frieren. In Berlin sieht man jede Menge Frauen, die auch im Winter im Minirock mit einer dünnen Strumpfhose rumlaufen, weil es ihnen so wichtig ist, sexy auszusehen. Jeder Mann, der winters friert, zieht sich für solche Fälle eine Cord- (gibt’s die noch?) oder Thermohose an und zieht sich eine lange Unterhose drunter. Und einen ordentlichen dicken Pullover an, ordentliche Jacke drüber. Aber Frauen ist es da wichtig, einen tiefen Ausschnitt zu haben, damit die Bronchien immer gut gekühlt sind. Oder irgendwelche dünnen Stöffchen. Achtet mal im Büro drauf, wer sich so anzieht, dass er nicht friert, und wer drüber jammert, dass er friert.
Zum Ärgernis wird die Maßnahme aber im Hinblick darauf, was gleichzeitig an möglichen Maßnahmen nicht verordnet wird. Das prominenteste und effizienteste Beispiel ist die Komplettverweigerung, ein Tempolimit einzuführen. Dass Rasen auf der Autobahn ein mehrheitlich von Personen an den Tag gelegtes Verhalten ist, die sich gerne besonders männlich gelesen sehen, ist auch durch Zahlen und Figuren statistisch unterfüttert.
Nur dass das eine mit dem anderen nicht viel zu tun hat, denn es geht darum, Gas zu sparen, und nur sehr wenige Autos fahren mit Gas.
Auf Twitter schreibt einer, ihm sei nicht klar, ob die TAZ damit Satire treibt oder es ernst meint.
Bleibt also, dass man Büros und Haushalte mit Frauen diesen Winter auf mindestens 25°C halten möge.
Womit, das klären wir dann, wenn es soweit ist.