Das Misstrauen der Jugend gegenüber den Medien
Vielleicht ist die Jugend doch noch etwas schlauer als gedacht.
Vielleicht bewirken Blogs doch noch etwas mehr als gedacht.
Studie: Misstrauen bei Jugendlichen gegen Medien wächst https://t.co/9UEt3phrxg #Studie #Medien #Jugendliche
— tagesschau (@tagesschau) August 30, 2022
Neue Studie: Misstrauen gegen Medien unter Jugendlichen "alarmierend" https://t.co/xA8HvbaG6o pic.twitter.com/i94xqdyZlu
— WELT (@welt) August 30, 2022
Eine große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland hat einer Studie zufolge kein Vertrauen in die Medien. 75,8 Prozent misstrauen demnach Zeitungen, 71,6 Prozent misstrauen Journalistinnen und Journalisten. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen vermutet, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten (37,9 Prozent) und nur ihre eigene Meinung verbreiten (32,8 Prozent).
Studienleiter Prof. Holger Ziegler bezeichnete diese Ergebnisse am Dienstag als «alarmierend». Eine gesunde Skepsis sei durchaus hilfreich, doch hier gehe es um etwas Anderes: «Stellen wir nicht nur den Wahrheitsgehalt einer Information in Frage, sondern vermuten wir, dass uns – in diesem Fall – die Medien absichtlich Informationen verschweigen und manipulieren wollen, dann bewegen wir uns in einem gefährlichen Bereich von Verschwörungsglauben.»
Dann ist zwar die Studie interessant und erfreulich, aber ihr Studienleiter Prof. Holger Ziegler ein Dummkopf. Denn genau das, nämlich dass sie absichtlich wichtige Informationen zurückhalten und nur ihre eigene Meinung verbreiten, entspricht ja genau dem Befund, den ich über Jahre beobachtet habe und der seit der RBB-Affäre so tröpfchenweise ans Licht kommt. Genau so arbeiten unsere Medien nicht nur, genau das sehen sie sogar als ihre Aufgabe an, weil sie sich für einen Erziehungsbeauftragten halten. Und nur, weil diesem Professor das nicht in den Kram passt, von „Verschwörungsglauben“ zu schwafeln, ist eine ziemliche Dummheit.
Ich war auf mehreren Konferenzen von Rundfunkjournalisten, und was ich da live miterlebt und beobachtet habe, ist gar nicht anders als mit dem Begriff der Verschwörung zu bezeichnen. Man fliegt ja sogar – ohne einen Grund dafür geliefert zu haben – aus deren Onlinekonferenzen raus, weil die der Verschwörung dienen und die, die an der Verschwörung nicht teilnehmen, beim Verschwören stören. Die betreiben ja eine regelrechte und vollständige Kooptation nach Verschwörungsteilnahme.
Mich erinnert dieser Professor an eine Szene aus dem Roman „Der Campus“ von Dietrich Schwanitz.
Dort wirft man an einer Uni einem Professor zu Unrecht eine Vergewaltigung vor. Er hatte Sex mit einer Studentin, aber der war einvernehmlich, ist aber von Bauarbeitern dabei beobachtet worden.
In einer öffentlichen Untersuchung des Falles in einem Hörsaal wird die Studentin vernommen, und sie sagt, sie sei nicht vergewaltigt worden, sie sei damit einverstanden gewesen. (Und wird dafür in die Klapse eingeliefert.)
Die Frauenbeauftragte erklärt dann mit den üblichen geisteswissenschaftlichen Purzelbäumen, warum es bedeute, dass eine vergewaltigt wurde, wenn sie sagt, dass sie nicht vergewaltigt wurde.
Darauf fragt ein Mathematikprofessor des Untersuchungsgremiums, was man, wenn zu sagen, dass man nicht vergewaltigt wurde, bedeute, dass man vergewaltigt wurde, dann sagen müsse, wenn man wirklich nicht vergewaltigt wurde, damit einem geglaubt würde.
Wenn also alles, was die Befragten sagen, wonach sie den Medien misstrauen, in den Augen dieses Professors „Verschwörungsglauben“ ist, dann stellt sich die Frage, was also Jugendliche sagen müssten, wenn es da wirklich eine Verschwörung gäbe, damit es nicht als Glauben abgetan wird.
Denn anscheinend unterliegt dieser „Professor“ – Erziehungswissenschaftler – dem unwissenschaftlichen Denkfehler, dass er von vornherein die Medien für Gut und den Maßstab hält, und jeder ein „Verschwörungsgläubiger“ sein müsse, der sich seiner Meinung von den wunderbaren Medien nicht anschließt. Er macht also die Frage, ob jemand seine Meinung zu Recht hat, davon abhängig, ob sie mit seiner Meinung übereinstimmt. Was nicht verwundert, denn die Universitäten sind ja noch runtergekommener als die Medien und Professoren fern der Wissenschaftlichkeit.
Aber interessant ist es schon. Vor allem aus juristischer Sicht, weil ja die verschiedenen verfassungsrechtlichen „Privilegien“, wie eben die Presse- und Rundfunkfreiheit, ja damit begründet werden, dass die Medien die Öffentlichkeit informieren und meinungsbildend seien. Wenn aber in der Jugend schon 75 Prozent den Medien misstrauen (und nach meiner Einschätzung ist das bei den Alten auch nicht mehr viel besser), dann hält diese Annahme juristisch nicht mehr.
Dann fällt die juristisch-verfassungsrechtliche Fiktion von der Presse gerade in sich zusammen.