Ansichten eines Informatikers

Fotomodell 99:1

Hadmut
7.9.2022 18:12

Gerade eine Aussage des (frühermaligen) Top-Models Tyra Banks gehört.

Ich lasse ja gerne den Fernseher nebenbei laufen, und gerade kam in irgendeinem Boulevard- und Klatschmagazin, das gerade kam, ein kurzes Interview mit dem (früheren) Top-Model Tyra Banks. Die ist jetzt 48, hat den ganzen Posenkram aber immer noch voll drauf und stand irgenwo auf irgendeiner Veranstaltung vor einer Meute von Fotografen, und spulte da ihre Posen ab.

Nun fragten sie sie, was ihr dabei eigentlich durch den Kopf gehe.

Die Antwort war natürlich sehr professionell, weil sie nicht etwa – wie man wohl erwartet hätte – irgendwas über die Fotografen denkt, sondern voll damit beschäftigt ist, über sich selbst nachzudenken, ob Beine, Arme, Brüste ordentlich positioniert sind oder blöd aussehen, ob sie Lippenstift auf den Zähnen hat und solches Zeugs eben. Das, was ich schon früher bloggte, dass Akt- und Modefotografie kein Unterhaltungsspaß, sondern anstrengende Arbeit und man hinterher geschlaucht ist, weil man nicht nur körperlich, sondern auch geistig voll auf Arbeit ist. Hinterher ist man richtig erschöpft. Die Leute denken immer, oh, wie geil, aber eigentlich fühlt man sich hinterher nur wie ein leerer Kamera-Akku und fällt ins Bett wie tot.

Und dann sagte sie noch etwas, worauf ich auch schon oft gestoßen bin: Wenn von ihr 100 Fotos gemacht würden, sähen 99 schlecht und vielleicht eines gut aus.

Wohlgemerkt: Die redet von Profi-Fotografen.

Das ist das, was ich schon sagte: Profifotografen fotografieren nicht immer automatisch besser, weil sie das irgendwie magisch könnten. Sondern weil sie wissen, wie man damit umgeht, dass es eben nicht immer gleich klappt. Es gibt Leute, die machten 5000 Fotos am Tag. Die brauchen alle halbe Jahr eine neue Kamera, weil die einfach durch ist (was bei den neueren spiegellosen Kameras anders sein könnte). Aber sie kontrollieren ihre Fotos besser und sorgfältiger, machen sie gegebenenfalls neu, und vor allem: Sie machen oft sehr, sehr viele Fotos.

Ich hatte ja mal hier in Berlin in einer Fotoausstellung den Arbeitstisch eines hoch gefeierten Profifotografen gesehen, mit dem Leuchttisch und dessen Dia-Streifen. Ich stehe davor und denke mir: Das meiste ist Schrott. In der Serie, wohl über mehrere Stunden, gab es genau ein gutes Foto, das dann auch bekannt geworden ist. Aber die haben dann eben auch die Professionalität, 100 Fotos zu machen und davon 99 wegzuwerfen.

Vor einiger Zeit gab es mal eine Erklärung eines australischen Models. Dazu ein Bild von ihr, richtig gut. Top. Und sie meinte, sie wolle nicht mehr, sie schmeiße hin, sie habe die Schnauze voll. Weil es 400 Bilder gebraucht hätte, um dieses eine gute hinzubekommen. Der Rest sei Ausschuss, Schrott. Man werde depressiv, wenn jeden Tag hunderte schlechte Bilder von einem gemacht würden, auf denen man gruselig aussehe.