Ansichten eines Informatikers

Die Verwesung ihrer Majestät

Hadmut
14.9.2022 23:48

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht. [Update 2]

Ich habe in den letzten Tagen in den deutschen Nachrichten die Berichte über die Trauerzeremonie für Queen Elizabeth II. gesehen, aber auch auf BBC gesehen, dass die zumindest tagsüber gerade anscheinend über nichts anderes mehr berichten.

Dabei ging mir schon eine Frage durch den Kopf, die nun auch ein Leser stellt:

Lieber Herr Danisch,

wie lange kann man den Sarg einer verblichenen Monarchin eigentlich durch die Lande karren, bevor er “geruchlich auffällig” wird? Auf der
Insel herrschen derzeit immerhin Tagestemperaturen um die 20 °C. Wird der Sarg unauffällig gekühlt oder mit Konservierungsmitteln begast?
Oder wird eine gewisse Duftnote mit britischem Gleichmut trotzig hingenommen?

Sie als alter Totengräber wissen darauf doch sicherlich die Antwort.

Nein, weiß ich nicht. Es gibt zwar sogar irgendwo ein Bestattungsunternehmen Danisch, mit denen habe ich aber nichts zu tun.

Aber die Frage ging mir auch schon durch den Kopf. Ich bin ja kein Leichenexperte, aber normalerweise kühlt man die. Und mir zumindest ist bekannt, wie schnell das stinkt, wenn ich in der Küche Fleischreste in den Müll gebe und nicht rechtzeitig raustrage. Aus Kriegs- und Katastrophengebieten wird ja immer erzählt, wie unerträglich dort die Leichen stinken, und das angeblich schon nach ein, zwei Tagen. Zumal ich mal gehört habe, dass manche Leichen Körperflüssigkeiten ablassen.

Mir ging auch die Frage durch den Kopf, was die eigentlich gemacht hätten, wenn sie 4 Wochen früher gestorben wäre, als wir noch 30 bis 40° hatten, auch in England. Als solche Märsche in Uniformen unmöglich waren und Fleisch extra schnell verwest. Das ganze Zeremoniell ist ja seit langem geplant und festgelegt, daran hat sie ja auch selbst mitgewirkt. Das kann man nicht einfach weglassen, zumal das ja auch politisch sehr wichtig war, dass die in Schottland usw. vorbeikam, damit die ihre Kondolenz erklären können.

Selbst bei nur 20° bleibt Fleisch nicht lange geruchslos.

Mir ist auch aufgefallen, dass man sie ausgerechnet in einem deutschen Auto (Mercedes) gefahren hat, später aber in einem zweiten, Prinzip Schneewittchensarg, in dem die Fahrer vorne ohne eine Trennwand drin saßen. Das wäre auch hygienisch fragwürdig. (Ich kenne mich mit Leichenwagen nicht aus, aber ich kann mich erinnern, dass an der Uni irgendeine Musik- oder Künstlergruppe mit einem alten Leichenwagen unterwegs war, und ich die mal fragte, ob das ein Gag sei oder die das Ding besonders billig bekommen hätten, ob es einen Markt für alte Leichenwagen gäbe. Und die sagten, das sei irre schwierig und aufwendig gewesen, einen ehemaligen Leichenwagen wieder zum allgemeinen Gebrauch umzuwidmen, weil das Ding quasi in irgendeinem scharfen Desinfektionsmittel regelrecht untergetaucht werden muss, weil die Vorschriften so hart seien. Die sind da schon ziemlich pingelig.)

Mir gingen folgende Möglichkeiten durch den Kopf:

  • Die Leiche wurde bereits eingeäschert und der Sarg quasi eine Urne XXL im staatsflaggenkompatiblen Format. Glaube ich bei Königen aber nicht.
  • Könnte im Prinzip einbalsamiert oder zumidest mit irgendeiner Chemikalie behandelt oder in Formaldehyd o.ä. eingelegt worden sein, damit es zumindest für die nächsten Tage, oder auch Dauerhaft nicht zu einer Verwesung kommt, sondern man dann eben in tausend Jahren eine Wachsleiche findet.
  • Wachsleiche ist auch ein Stichwort, unter bestimmten Bedingungen verwesen Leichen nicht. Dazu muss es aber nass, kühl und ohne Sauerstoff sein.
  • Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Sarg einfach luftdicht ist. Es gibt – eher für Tote, die ansteckende Krankheiten hatten – Särge mit Innenzinkwanne, die zugelötet wird, und die man von außen nicht sieht. Man kann dann auf dem Standpunkt stehen, dass es egal ist, was darin vor sich geht, solange es dicht bleibt. Vor allem, wenn Formaldehyd o.ä. mit drin ist, um zu desinfizieren. Eine Möglichkeit wäre auch, den Sauerstoff durch Stickstoff o.ä. zu ersetzzen, womit zumindest die aerobe Zersetzung verhindert wäre, egal wie warm. Macht man ja auch mit Lebensmittelverpackungen, damit der Inhalt länger frisch bleibt. Aufschrift „Unter Schutzatmosphäre verpackt.“
  • Vielleicht ist der Sarg auch einfach leer und die liegt irgendwo im Kühlschrank.

Es wäre jedenfalls seltsam, wenn sie die jetzt ein paar Tage in der nicht mehr ganz so hohen Hitze rumfahren und dann auf die Idee kämen, die im offenen Sarg aufzubahren.

Man sollte immer bedenken, dass Würde und majestätisches Auftreten da ganz, ganz wichtig sind, und die im Hintergrund immer zu drastischen Maßnahmen greifen. Die Queen hatte sich zu Lebzeiten Gardinenbleischnüre in die Rocksäume nähen lassen, damit ihr auch bei Wind und Sturm der Rock niemals hochfliegt. Das wäre völlig unvertretbar, wenn die Ehrenwache das Gesicht verziehen, flüchten oder gar kotzen würde, weil es anfängt zu stinken. Die werden da mit absoluter Sicherheit Maßnahmen getroffen haben, weil das Problem an sich ja bekannt ist. Jede Wette, dass dafür irgendeine Vorsorge getroffen wurde, aber ich weiß nicht, welche .

Update: Leserzuschrift:

Laut BILD-Zeitung wird die Leiche mit Kühlplatten gekühlt. Wie diese funktionieren wurde nicht erläutert.

Bei Metro gibt es für die Lebensmittelbranche HACCP-konforme Kühlboxen. Die sind mit Styropor o.ä. isoliert und haben innen Einsteckfächer für Kühlakkus. Ob die da alle paar Stunden den Sarg aufmachen und die Kühlakkus tauschen?

Oder nicht doch eher wie bei Fisch den Sarg einfach mit gehacktem Eis auffüllen?

Man findet aber tatsächlich Presseartikel, die das erklären, wie das im Allgemeinen geht, etwa rnd:, unter anderem das Austauschen der Körperflüssigkeiten durch Formaldehyd. Aber wie das hier konkret gemacht wird, wissen die auch nicht. Die verwesen letztlich auch auf den Artikel der BILD. Und die meinen, sie liegt auf Kühlplatten.

Update 2: