Lauter Nachtschichtler: Ich bin doch nicht einmalig
Schade oder schön?
Endlich Uhrzeiten gendern!
Ich dachte ja immer, meine Marotten bezüglich Schlafen und Rumdenken im Bad und so weiter seien so Hadmut spezial. Ich gelte ja sogar unter meinen Freunden als nicht normal, als der mit den Marotten, der weit aus der Reihe tanzt, oft hyperindividuell ist, manchmal damit sogar damit, so kompromisslos normal und unindividuell zu sein.
Erstaunlich, wieviele Leute mir zu meinem Artikel Nachtschicht, warum ich dazu neige, nachts zu arbeiten, antworteten, dass es ihnen nicht nur ganz genauso gehe, sondern ich sie oder ihre Kinder exakt beschrieben hätte.
Und einige meinten, dass sie bisher meinten, dass sie damit singulär seien, das nur ihre ganz persönliche Macke sei, um dann zu lesen, dass es dem Danisch ganz genauso gehe. Es gibt ja inzwischen sogar Bewegungen, die für Gerechtigkeit für Eulen eintreten – womit ich dann doch endlich auch mal „Opfer“ von irgendwas sein kann und endlich irgendwelche Social-Justice-Warriors für mich kämpfen. Ich muss mir jetzt dringend Vokabular wie „8-Uhr-Nazis“ angewöhnen. Und dafür kämpfen, dass jeder seine Zeitzone selbst festlegen kann wie sein Geschlecht. Ich werde mich künftig transchronologisch nennen und von jedem verlangen, mich bei Terminen, Arbeitszeiten und so weiter gefälligst in meiner persönlichen Zeitzone anzusprechen. Wenn einer verlangt, dass ich um 8 Uhr da sein soll, dann komme ich eben, wenn es 8 Uhr in Island ist. Also zwei Stunden später. Weil mein Zeitgeschlecht eben Island ist. Oder ist es umgekehrt? Muss ich nach Osten? Bitte für mich Uhrzeiten in Dubai-Zeit übersetzen, also wenn Ihr von 8 Uhr redet, sprecht Ihr mich bitte mit „10 Uhr“ an?
Eigentlich beides. Zur Anrede nach Osten übersetzen (Umwelt an Danisch). Und ich nehme dann von Westen aus teil, damit es passt (Danisch an Umwelt).
Sehr erstaunlich war für mich, dass auch viele Leser diesen Effekt kannten, dass man einen wichtigen Termin hat, sich den Wecker stellt und dabei die Uhrzeit vorstellt, sich bewusst macht, dass es wichtig ist, und dann tatsächlich wenige Minuten, bevor der Wecker klingelt, aufwacht und auch richtig wach ist. Unsere innere Uhr ist da verblüffend genau.
Und dann noch diese Zuschrift:
Hallo, das mit den 24h plus 10min hat mich an eine alte Kurzgeschichte
von E. Kishon erinnert: “Wie unser Sohn Amir das Schlafengehen lernte.”
(Buch: Kein Öl, Moses?)Bei dem wars ähnlich.
Hier zu finden, gleich die erste:
https://www.you-books.com/book/E-Kishon/Kishons-schonste-Geschichten-fur-Kinder
Schöne Grüße