Kein “one size fits all”
Ein Leser fragt an:
Hallo Herr Danisch!
Ich lese gern Ihren Blog. Ab und zu erwähnen Sie ja was für Technologien Sie benutzen oder für gut befinden, z.B. Linux als Betriebssystem und ZFS als Dateisystem.
Da Sie ein großes Publikum haben, darunter auch viele technisch unbedarfte, und der durchschnittliche Leser wohl ein Interesse hat sich gegen die Regierung und übergriffige “woke” Tech-Giganten zu wehren, wäre es toll, wenn Sie ein paar Empfehlungen aussprechen könnten. Welche Alternative gibt es zu dem “Standard-Setup” des Normalbürgers (etwa: Android/Windows + Chrome + Google Search + Whatsapp + Google Drive + Gmail)? Wie kann man verhindern, dass die Regierung und andere Akteure “mitlesen” was man so sagt und denkt? Wie kann man Google/MS/Apple am besten boykottieren ohne ein Nerd zu sein oder Einbußen in der Gebrauchstauglichkeit in Kauf zu nehmen? Zumindest bezogen auf die wichtigsten Dinge, Browser, Betriebssystem Desktop und Mobil, Suchmaschine, Cloudspeicher, Messenger, Email-Anbieter usw.
Es tut mir ganz schrecklich traurig, aber da muss ich den Leser leider enttäuschen. Es gibt keine Wunder-Lösung, die für alle passt, und glückselige IT-Umgebungen kommen nicht aus der Steckdose. Und alle Alternativen wollen hart erarbeitet sein und setzen einige Kenntnis voraus, weshalb es am Ende doch nur Google/Windows/Apple/Nerd gibt. Und viele schaffen das nicht nur fachlich nicht, sich in irgendwas einzunerden, sondern auch zeitlich. Muss man ganz klar sagen: Für viele steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen, und für relativ viele Leute ist es am besten, wenn sie mit Windows oder Apple klarkommen, dabei zu bleiben. Das ist zwar unsicher, aber es ist ein laaaaanger Weg, bis man so weit ist, das mit Linux besser hinzubekommen. Und wenn da nur Tante Erna ihre Obstkuchenrezepte verwaltet oder Renter Erwin dem Rentner Ludwig dreckige Witze erzählt, stehen Aufwand (und Risiko einer Fehlbedienung mit noch größeren Folgen) in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Und so blind ins Blaue, ohne den Fall zu kennen, geht das auch nicht. Schulung/Training wird man auch brauchen.
So ein „Leg halt die Linux-CD ein, dann wird alles gut und alles kostenlos“ geht nicht mehr. Zumal die Qualität (und damit die Sicherheit) mancher Linux-Distributionnen auch nachgelassen hat.
Für viele Leute ist das dann eben so, dass sie abgehört und überwacht werden, weil das für sie unter dem Strich und mit dem Aufwand von allen verfügaren die beste Lösung ist. Sorry, aber manche Leute sind beim Umgang mit dem PC so oberflächlich, dass ein Kratzerchen im Lack reicht, um sie ins Schleudern zu bringen.
Ich muss leider nochmal auftischen:
Wie kann man verhindern, dass die Regierung und andere Akteure “mitlesen” was man so sagt und denkt? Wie kann man Google/MS/Apple am besten boykottieren ohne ein Nerd zu sein oder Einbußen in der Gebrauchstauglichkeit in Kauf zu nehmen?
Gar nicht, so lange wir unser Sagen und Denken permanent selbst auf Youtube raushauen. Solange wir sowieso den Exhibitionisten machen, ist es vergeblich sich zu sorgen, dass keiner hinschaut, wenn wir gerade nichts an haben.
Zuerst mal müssten wir technisch und charakterlich lernen, auch einfach mal die Klappe zu halten.
Man kann nicht beides haben, erst die Gedanken usw. an eine anonyme Menge von Leuten raushauen, und dann nicht wollen, dass sie in falsche Hände geraten.
Sorry.