Zum subtilen Unterschied zwischen Batman und Barbie
Über Jungs und Mädchen.
Lego will angeblich einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen Mädchen und Jungs beim Spielen herausgefunden haben:
Wenn Jungs mit einer Batman-Figure spielen, dann nehmen sie die Charakterzüge und Eigenschaften von Batman an. Sie werden Batman, The Dark Knight.
Wenn Mädchen mit Barbie (oder Batman) spielen, dann ist es umgekehrt, dann projizieren sie ihre eigenen Eigenschaften auf Barbie. Wer ist Barbie? Von Barbie sind keine Eigenschaften bekannt, denn Barbie ist immer genau das Mädchen, das gerade mit ihr spielt. Barbie wird zu deren Stellvertreter.
Und der im Video meint nun, dass sich das auch im Erwachsenenalter nicht ändert. Männerrollen sind in Kinofilmen charakterlich durchgezeichnet, man kann sich mit ihnen identifizieren oder es bleiben lassen. Frauen dagegen seien oft austauschbar, charakterlos gezeichnet, damit sie für jede als Projektionsfläche herhalten kann.
Das könnte dann natürlich das erklären, worüber sich feministische Schauspielerinnen so oft beschweren, dass alte Männer noch gute Rollen bekommen, alte Frauen kaum noch. Weil Männer Charakterrollen haben, während Frauen im übertragenen Sinne eine Anziehpuppe sind, der man sich selbst überstülpt.
Darin sieht der dann eine Gefahr: Wenn nämlich feministische Autoren Filmfiguren – Superman oder was auch immer – und deren Rollen schreiben, dann beschreiben sie eben nicht einen Superman, wie er wäre, sondern sie beschreiben immer sich selbst als diese Rolle, sie beschreiben eine Feministin im Superman-Kostüm. Und Jungs geraten dann in die Gefahr, das zu übernehmen.
Ich stimme der Beobachtung zu, sehe aber die Konsequenzen etwas anders. Eine sehr ähnliche Beobachtung und Vermutung hatte ich vor vielen Jahren mal bei einem der Koch-und-Diskussionsabende während meiner Studienzeit (im bekannt-berüchtigten Z10 in Karlsruhe) geäußert, weil alle Mädels unbedingt über Pornos diskutieren, aber nur wenige sie auch schauen wollten (oder es zugeben). Damals mussten wir ja für einen Videoabend noch in die Videothek, Kassetten ausleihen, und während wir (Männer) immer zu den Action-Filmen sind, ging eine von den Mädels erst mal bei Hard Core gucken. Die meisten aber erklärten, a) keine Pornos zu gucken und b) Porno-Experten zu sein und alles besser zu wissen. Damals halt noch nicht so anklicken im Internet für umme, damals musste man noch zahlen und mit rotem Kopf an der Kasse in der Videothek vorbei.
Die Position war, dass viele Mädels ja schon gerne Pornos gucken wollten, aber eine höllische Angst hatten, dass da was passiert, was ihnen nicht passt. Daraus hatte ich die Theorie entwickelt (und ich glaube, auch irgendwann mal im Blog erwähnt), dass Männer und Frauen unterschiedlich gucken. Männer sehen sich das an, und wenn es ihnen gefällt, dann denken sie geil, will ich auch, so wie der, und wenn es ihnen nicht gefällt, denken sie halt „vorspulen“ oder holen sich ein Bier. Frauen dagegen würden zu der, die sie da im Porno sehen, identifizieren sich mit der. Und wenn nun einer was mit der anstellt, was ihnen nicht gefällt, kommen sie da nicht raus, weil die in so einer Art Quantenverschränkung plus Voodoo mit der Pornodarstellerin sind, und nicht schnell genug aus dieser Kopplung rauskommen und kapieren, das ist die und nicht ich, mir doch egal, was die da treibt.
Das nun wieder könnte erklären, was „feministische Pornos“ sind, ich formuliere es mal als „identifikationssicher“. Oder anders gesagt, genug „Bums-Barbie“ ohne Eigenschaften und ohne aufgezwungende Handlung, die es jeder Zuschauerin (oder zumindest den fenistischen) da oben im Hirn schmerzfrei ermöglicht, sich mit der Tussi da im Bild zu identifizieren und sich in deren Position zu begeben.
Das erscheint zunächst paradox, weil doch Jungs wie Batman werden, also die Rolle übernehmen. Aber sie gleichen Batman. Wenn Batman das mag, mögen sie das auch, und wenn es Batman nichts ausmacht, macht es ihnen auch nichts aus, und sie kopieren ihn nur. Boah, so ein Rammler will ich auch sein. Wenn Frauen Filme sehen, dann, so meine Vermutung, nehmen sie quasi die Position der Figur im Film ein, treten in die Handlung ein. Und wenn der die da vergewaltigt, dann fühlen sie sich auch vergewaltigt, weil sie ja in dieser Situation waren. Das waren ja dann sie in diesem Film.
Ein Leser meinte allerdings, dass Pornos auf Männer ausgelegt wären, läge schlicht und einfach an Kundenorientierung, weil Männer bereit wären, für Pornos zu zahlen, und Frauen eben nicht.
Das nun aber könnte wiederum erklären, warum es immer heißt, Frauen bräuchten Frauen in Führungspositionen als Vorbilder. Die Diskussion hatte ich ja schon einige Male im Blog, weil auch irgendwo eine Frau gesagt hatte, sie könne sich genauso gut Männer als Vorbild nehmen und denen nacheifern. Möglicherweise können viele Frauen das aber nicht, sondern wollen da eine Figur, auf die sie sich selbst projizieren, sich in dieser Rolle fühlen können.