Ansichten eines Informatikers

Oh, was’n Scheiß Kaktus

Hadmut
29.9.2022 22:19

So einen will ich nicht nochmal haben.

Ich war die letzten Tage etwas unterwegs und habe deshalb an einem Flughafen den Mietwagen zurückgegeben, den ich für einige Tage hatte.

Als ich ihn abgeholt hatte, hatte ich mich zuerst gefreut. Man bekommt ja fast nie das, was man gebucht hat, sondern immer etwas „Vergleichbares“, und beim Abholen bekam ich unerwartet einen Citroën Cactus.

Och, dachte ich, das ist ja schön. So einen wollte ich immer mal probieren, weil ich den von außen eigentlich ganz schick finde.

Aber, ach.

Also, von außen gefällt mir das ja, und diese Gummibeplankung oder -armierung ist eigentlich eine ganz famose Idee, weil sie fremde und eigene Türrempler ziemlich weitgehend spurenlos absorbiert. Funktioniert prima.

Aber beim Fahren empfand ich das Auto als Katastrophe. Schon vom Design her tue ich mir damit schwer, weil das Ding bei der Automatik keinen Wahlhebel hat, sondern nur drei Tasten N, D und R (und zum Runterschalten dann trotz schwachem Motor solche Schaltpaddles wie in der Formel 1 hat. Es gibt aber kein P, keine blockierte Parkstellung.

Die Automatik fuhr sich gruselig, weil sie nicht sanft und auch nicht verhältnismäßig zur Gaststellung anzog. Auch wenn das bei normalen Autos auch nicht linear/proportional ist, ist das – mathematisch ausgedrückt – zumindest nahe dran und vor allem: Streng monoton steigend. Mehr Gaspedal heißt auch mehr vom Motor. Da ist mir das immer wieder passiert, dass man aufs Gas tritt und der Motor langsamer wird.

Dazu kam dann noch eine sehr seltsame Kupplung, die sich nach einer Art schlecht greifender oder klemmender Fliehkraftkupplung anfühlte. Man tritt aufs Gas, und selbst wenn der Motor reagiert und schneller wird, kommt erst gar nichts. Es kann sogar passieren, dass man rückwärts rollt, was bei einer Automatik eigentlich nicht passieren sollte, und wogegen man auch kaum etwas machen kann, weil man ja den Fuß auf dem Gas braucht. (Ich habe mal kurz nach dem Führerschein ausprobiert, ob man auch mit dem linken Fuß bremsen kann und fast einen Auffahrunfall provoziert, weil einem das Gefühl fehlt und ich viel zu hart gebremst habe.) Irgendwann greift dann die Kupplung, mitunter plötzlich, und ohne dass man es will, fährt man plötzlich mit quietschenden Reifen oder einem Kavalierstart an. Die Leute gucken einen dann an, als könnte man die Kupplung nicht benutzen, weil sie ja von außen nicht sehen, dass das Ding gar keine Kupplung hat, die man bedienen könnte.

Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, hat das Ding natürlich – Benzin zu sparen ist Trumpf – eine Abschaltautomatik, die, kaum im Stand, den Motor ausschaltet und ihn dann wieder anlässt, wenn man von der Bremse aufs Gas geht. Nur: Das dauert. Und beides zusammen, erst den Motor anzulassen und dann die Automatik/Kupplung zum Einkuppeln zu überreden, und dann auch noch die behäbige Beamtenmentalität des Motors zu überwinden, dauerte einfach zu lange. Und zwar so lange, dass ich das für richtig gefährlich hielt. Wenn man nämlich von einer Nebenstraße (Vorfahrt achten) auf eine befahren Hauptstraße einbiegt und dabei den großen Abbieger macht, muss man auf den Verkehr in beiden Richtungen achten und warten, bis man mal eine doppelte Lücke im Verkehr findet, um dann schnell reinzuwutschen, und dann kommt die Karre nicht vom Fleck. Dann steht man da und es kommt nichts, weil eben Motor aus und Kupplung ausgekuppelt und die beiden Lücken wieder weg sind, bis die Karre sich endlich in Bewegung setzt, die dann aber auch gleich einen Satz nach vorne in den Verkehr macht.

Einparken ist auch nicht gut damit. Solange man in den Parkplatz rollte, ging das noch, weil vom Fahren her langsamer zu werden geht. Ist man aber mal gestanden, dann klappte das mit dem langsamen Fahren nur manchmal. Konnte auch passieren, dass man wieder in diesen Modus gerät, dass das Auto auf Gas erst nicht reagiert und dann plötzlich so einen Kavalierhüpfer nach vorne macht. Das kann man aber nicht riskieren, wenn vor einem eine Wand oder ein anderes Auto ist. Sieht dann so aus, als könnte man nicht einparken.

Dazu dann beim Anlassen immer wieder Warnmeldungen „Parking Assistant Failure“ oder so ähnlich. Und dann passierte es noch manchmal, dass die Sparautomatik den Motor nicht mehr anbekam und dann eine Fehlermeldung angezeigt wird, man müsse das Auto jetzt mal manuell anlassen. Das wäre beim Schaltwagen nicht so schlimm, bei der Automatik heißt das aber, dass man erst auf N schalten muss, dann neu anlassen, und wieder auf D zu gehen. Und auch das dauert. Und wenn einem das dann mitten auf der Kreuzung passiert, während man abbiegt, und auf einmal die Karre den Neustart braucht, steht man dann blöd da. Fürchterlich.

Nun war ich der Meinung, dass kann unmöglich normal sein, das Auto muss eine Macke haben, irgendeinen Defekt. Oder mehrere. Obwohl das Auto erst so um die 35.000 km drauf hatte.

Nun neige ich ja dazu, bei der Abgabe eines Mietwagens zu erzählen, was nicht in Ordnung ist. Denn es bringt ja nichts, sich daran zu stören, wenn sie keine Chance haben, davon zu erfahren. Die können ja nicht mit jedem Auto größere Probefahrten unternehmen. Die machen das sauber und dann bekommt es der nächste.

Ich erzähle dem also so, was an dem Auto alles schräg ist, während mich der Typ von der Mietwagenfirma nur mit so einem Achselzucken-Gesicht anguckte, Gesichtsausdrucksunterton „Ja, das sagen sie alle…“, und als einzige Antwort ein lakonisches „It’s a french car…“ gab, womit die Sache für ihn erledigt schien.

Ich fragte nach, ob denn das Problem bei mehreren auftrete, weil ich eigentlich angenommen hatte, dass die nicht alle so schlimm sein können, dass dieses eine Fahrzeug irgendwelche Defekte haben und repariert werden muss. Die französischen Autos, seine Antwort, hätten alle das eine oder andere „transmission problem“. Mit deutschen und japanischen Autos hätten sie solche Probleme gar nicht.

Mmmh.

Zum Vergleich:

Ich hatte bei ähnlichen Gelegenheiten schon zweimal Kia irgendwas bekommen, Schaltwagen. Bis auf den Umstand, dass sie mir ästhetisch, vom Design her nicht so gefallen und etwas zuviel von dem, ich nenne es mal Japan-Manga-Barock, oder das, wie „Gaming-Computer-Mäuse“ so aussehen, und die Gangschaltung eine Tombola-Schaltung ist, waren die eigentlich ganz in Ordnung. Nur die Schaltungen waren so unpräzise, schwmmig, hakelig, ausgeleiert, dass man nie wusste, was jetzt eigentlich Sache ist. Irgendwie drin Rumrühren, bis der Schaltknüppel irgendwie stehen bleibt und dann sanft und mit viel Gefühl die Kupplung kommen lassen, um erste Hinweise darauf zu erhaschen, ob der Gang drin ist, und wenn ja, welchen man getroffen hat.

Bin ich auch zufriedenzustellen?

Oh, ja.

Ich hatte unlängst mal einen Skoda Fabia. Auch schon mit über 50.000 km. Alles prima. An dem Auto war alles, wie ich es mir wünsche. Das Auto hat mir genau gepasst, wie für mich gemacht. (Ich hatte vor über 15 Jahren mal einen Skoda Octavia als Dienstwagen, der war auch wirklich gut.) An dem hatte ich nur eines auszusetzen gefunden: Wenn man die Zündung ausschaltete, blieb die Zigarettenanzünderbuchse trotzdem unter Strom. Wenn man ein Navi drin stecken hat und vergisst, das beim Parken zu ziehen, saugt das die Batterie leer.

Aber dieser Cactus, der ging mir schwer auf die Nerven. Und nicht alle Macken wären mit Defekten am Fahrzeug zu erklären.

Der Typ von der Mietwagenfirma hielt zwar auch nichts davon, meinte aber, es gäbe Leute, die stünden drauf und wollten die unbedingt fahren, die würden nur solche französischen Autos haben wollen.