Automatik fahren
Uuuuhhh…
Ein Leser schreibt mir
Lieber Herr Danisch;
ich weiss nicht, ob Sie sich da nicht verrennen.
Es ist eine Frage der Gewöhnung – ich fahre defaultmässig mit Automatik, d.h. bremse mit links und gebe Gas mit rechts.
Wenn ich mal einen Schaltwagen habe, kuppele ich mit links und beschleunige/bremse mit rechts.
Bislang ist noch nichts passiert – toi toi toi 🙂
Ich habe zwar meine Fahrschule damals auf Schaltwagen gemacht, hatte aber auch ein paar Stunden auf Automatik, weil der Schaltwagen mal in der Werkstatt war und ich das auch mal wissen wollte. Der Fahrlehrer hatte halte nur diese zwei Autos. Und der hatte damals gesagt, sowas geht gar nicht, beim Automatik hat das linke Bein gar keine Funktion und bleibt einfach ruhig liegen.
Es soll wohl auch verhindern, dass man gleichzeitig Bremse und Gas tritt. Ich kann mich nämlich noch erinnern, wie der mir vor der ersten Fahrt erklärte, wie das alles geht – Anlassen nur auf P, vor dem Anlassen und Wechseln immer Bremse treten, und so weiter. Ich hatte nämlich die Frage gestellt, was passiert, wenn ich Gas gebe und er als Fahrlehrer eingreift und die Bremse tritt (was er bei mir allerdings auch nur ein einziges Mal getan hatte, weil ich sonst bei meinem allerersten Rechtsabbiegen in eine Seitenstraße in der ersten Fahrstunde den Außenspiegel abrasiert hätte), weil er ja kein Kupplungspedal hat, um zu trennen. Der grinste nur und meinte, ich soll’s doch mal probieren. Ich Gas, er Bremse, Motor aus. Hat mir dann erklärt, dass er an der Fahrlehrerbremse beim Automatikfahrzeug aus genau diesem Grund einen Zündunterbrechungsschalter hat, weil genau das nicht passieren dürfe, dass man Bremse und Gas gleichzeitig tritt. Allerdings war das 1984, als die Autos (ich hatte Jahre später mal genau dasselbe Modell wie das Fahrschulauto, einen Audi 80) noch frei von Elektronik waren und noch mit Vergaser, Verteilerfinger, Zündunterbrecher und sowas funktionierten und das Gaspedal ein Seilzug an die Luftklappe war. Heute ist das Gaspedal ja nur noch ein Bedienelement, das der Elektronik den Fahrerwunsch mitteilt. Eine Art Potentiometer. Insofern dürfte da heute kein Schaden mehr auftreten, sondern es eigentlich einfach keine Rolle mehr spielen, ob man beim Bremsen auch noch das Gaspedal tritt. Für gut halte ich das aber trotzdem nicht.
Ich hatte an meinem Auto mal einen unheimlichen Defekt. Ausgerechnet bei einer wichtigen, termingebundenen Fahrt ins Ausland gab es eine Fehlermeldung, dass mein Auto sich selbst für defekt erklärte und sich bis auf weiteres weigere, schneller als 100 km/h zu fahren, ich mich zudem mit einem schlechteren Fahrverhalten zu begnügen hätte. Also mit 100 über die Autobahn getuckert. Fährt ansonsten eigentlich normal, kein Defektverhalten zu bemerken.
Ab in die Werkstatt. Große Diagnose, Psychoanalyse des Fahrzeugcomputers.
Ergebnis: Der Schalter am Bremspedal war kaputt. Bauteil mit Kosten im einstelligen oder unteren zweistelligen Eurobereich.
Die Bremse wirkt zwar noch unmittelbar, richtig physisch, teilt aber trotzdem per Schalter der Elektronik mit, dass sie getreten wurde, damit die weiß, was los ist. Wird auch für das Fahrstabilitätsprogramm benötigt. Nun war der Schalter kaputt (ich weiß gar nicht, ob damit auch die Bremsleuchten versagt haben, das ist mir erst später eingefallen, weil ich ja erst mit der Rückgabe des reparierten Fahrzeuges erfahren habe, was der Grund war), und das Fahrzeug hatte sich gewundert, warum – beim Bremsen – das Fahrzeug schlagartig langsamer wurde, obwohl doch laut Sensoren der Fahrer nicht bremst. Also meinte die Elektronik, dass da was nicht stimmt, dass sie das Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle hat, und ist in einen Notbetrieb gegangen, der nur bis 100 km/h geht, weil bis dahin das Fahrzeug auch ohne Stabilitätsprogramm ausreichend stabil fahre. Diagnose, neuer Schalter, Fehlerzustand zurücksetzen, alles wieder gut.
Auch dann, wenn das Gaspedal nicht mehr physisch an den Motor gebunden ist, sondern nur noch ein elektronischer Geber ist, den auszuwerten und zu befolgen der Fahrzeugelektronik überlassen wird, würde ich das bleiben lassen, Gas und Bremse gleichzeitig zu treten. Sowas könnte als Fehler interpretiert werden. Und wenn man Bremse mit links tritt, sehe ich die Gefahr, dass man beides tut. Beispielsweise bei einer Notbremsung, wenn man sich wirklich reinstemmen muss. Wenn man mal so richtig bremsen muss, dass man mit allem reintritt, was das Bein hergibt und der Fahrersitz noch halten kann (viele junge, emanzipierte Frauen von heute regen sich zwar über die alten 7.-Sinn-Filme aus den 70ern auf, in denen man Frauen als zu doof und zu schwach darstellt, beim Einparken das Lenkrad – damals ohne Servolenkung – voll einzuschlagen, sind aber selbst so servo-verwöhnt, dass sie bei Tests bei Fahrtrainings keine richtige Bremsung hinbekommen, weil die das Bremspedal auch nur bitten zu bremsen, und nicht richtig in die Eisen steigen können, sich also selbst genauso wie die Tussis in den 70er-Jahre-Filmchen benehmen und sich eigentlich nichts daran geändert hat), dann glaube ich nicht, dass man dann noch die Motorik und Berrschung hat, nur mit dem linken Bein zu treten und rechts vom Gas zu gehen. Ich halte das deshalb für keine gute Idee, mit links zu bremsen.
Eigentlich müsste in jeder Fahrschule so ein Body-Builder-Gerät stehe, nämlich das mit dem Sitz, bei dem man mit den Beinen eine Platte wegdrückt und damit Gewichte hebt. Da müsste man die Gewichte so einstellen, dass es einer richtigen Vollbremsung mit und ohne Bremsunterstützung entspricht, und dann muss jeder zehnmal treten, damit die Leute mal ein Gefühl dafür bekommen, was das heißt. Und wie man seinen Sitz dafür einstellen muss.