Zitat des Tages – Habecks Rechnungen
Ein Leser fragt an:
Zitat des Tages
Lieber Herr Danisch,
vielen Dank für die Denkanregungen in Ihrem Blog.
Wie gefällt Ihnen folgendes aktuelle Zitat?
“Dadurch bleiben 280 Millionen Tonnen Braunkohle in der Erde und sie verhindern eine potentielle Verfeuerung von 280 Millionen Tonnen CO2.”
Robert Habeck im Deutschlandfunk, nachzuhören auf https://www.deutschlandfunk.de/audiothek , 4.10.22, 11:46, in “Habeck und Neubaur zu Energieversorgung und Klimaschutz”, dort ab 01:44.
Besten Gruß,
Mmmh, hier gefunden.
Zeugt auf den ersten Blick nicht von allzuviel Verständnis für Chemie. Kohlenstoff hat ein Atomgewicht von 12u, Sauerstoff von 16u. Ein CO2-Molekül damit 12+2*16=44u, also das 3,66-fache des Gewichtes an Kohlenstoff. Wenn man 1kg Kohlenstoff verfeuert, dann wird daraus nicht 1, sondern 3,66kg CO2, was man in der Praxis nur nicht so merkt, weil es ein Gas ist und entsprechend Auftrieb hat. So gesehen müsste man Habeck unterstellen, dass er nicht verstanden hat, wovon er redet, oder sich verplappert hat.
Aber, so gebe ich zu bedenken, ganz so leicht ist es nun auch wieder nicht. Denn die Rede war von Braun- und nicht von Steinkohle. Braunkohle ist keine reine Kohle, sonst hätte sie ja keinen so deutlich niedrigeren Brennwert als Steinkohle, und würde auch nicht braun heißen. Braunkohle enthält Wasser, Lehm, Pflanzenrückstände, Gestein und so weiter. Auf Chemie.de findet man
Braunkohle ist ein bräunlich-schwarzes, meist lockeres Sedimentgestein, das durch Carbonisierung von Pflanzenresten (Inkohlung) entstand und abgesehen von im Schnitt 50 % Wasseranteilen in der Trockenmasse zu mehr als 50 Prozent des Gewichtes und mehr als 70 Prozent des Volumens aus Kohlenstoff besteht.
Die Hälfte ist also Wasser, und wenn das Wasser raus ist, ist in der verbleibenden Trockenmasse mehr als 50% des Gewichts und 70% des Volumens noch Kohlenstoff.
Wenn aber 50% Wasser ist und vom Rest dann der Kohlenstoff noch 50% beträgt, dann ist der Kohlenstoffanteil der Braunkohle, wie man sie aus dem Boden holt, insgesamt so ganz grob geschätzt und Pi mal Daumen etwa 25%. Und das könnte den Faktor 3,66 wieder ausgleichen.
Es könnte also tatsächlich sein, dass die Verfeuerung von Braunkohle zumindest so ungefähr und von der Größenordnung her im Gewicht soviel CO2 erzeugt, wie man Braunkohle dazu verfeuert hat. Weil etwas mehr als ein Viertel der Braunkohle Kohlenstoff ist und aus Kohlenstoff das 3,66-fache Gewicht an CO2 wird. Ob er das weiß und verstanden oder nur zufällig getroffen hat, ist eine ganz andere Frage. Aber zumindest sehe ich da jetzt keinen ernstlichen Angriffspunkt. Ich halte Habecks Aussage daher für ungefähr richtig und damit für vertretbar.