Themroc
Ein Leser schreibt, mein Gedanken von vorhin zur Endlosschleife und zur Rückabwicklung der Zivilisation seien 1973 schon in einem Film verwurstet worden.
Der Film heiße Themroc, und die Wikipedia erzählt dazu:
Jeden Tag der gleiche Trott: Schlecht gelaunt aufstehen, mit dem Fahrrad zur Métro, umgeben von Menschenmassen mit der Métro zur Arbeit und dort ein öder Job. Nachdem er von seinem Chef zusammengestaucht worden ist, reißt dem Anstreicher Themroc schließlich der Geduldsfaden. Er mauert die Tür seiner Pariser Wohnung zu, zerlegt mit dem Vorschlaghammer die Außenwand, zerrt sich die Klamotten vom Leib, wirft das Mobiliar auf die Straße und beginnt seine nächste Lebensphase als kannibalistischer Höhlenmensch, für den auch Inzest mit der eigenen Schwester kein Tabu mehr ist.
Es dauert nicht lange, bis sein Beispiel auf immer zahlreicher werdende Bewohner der umliegenden Wohnblocks abfärbt. In kürzester Zeit gähnen überall Löcher in den Wänden, und es wird ein triebhafter Anarchismus gelebt. Irgendwann rückt wegen dieser Verhältnisse die Polizei an. Doch selbst Staatsgewalt und Tränengas können dem Treiben keinen Einhalt gebieten. Zwei Polizisten landen auf dem Bratspieß und werden anschließend verspeist. Schließlich stöhnt und grunzt es überall in Paris.
Auch zuvor war bereits kein einziges artikuliertes Wort gesprochen worden. Stattdessen waren ausschließlich Laute zu vernehmen gewesen, die entfernt an die Französische Sprache erinnern.
Eine DVD-Beschreibung liest sich etwas frivoler:
Themroc hat einen langweiligen Alltag. Morgens aufstehen, von Muttern zur Pünklichkeit ermahnt werden, das Schwesterchen nackt beim Schlafen zu beobachten, auf der Treppe einer Hausbewohnerin lüstern nachschauen, mit dem Fahrrad zur Metro und mit der Metro zur Arbeit fahren, um dort die nach außen gerichteten Fensterrahmen zu streichen. Nachdem er seinen Chef beim Befingern seiner Sekretärin durchs Fenster beobachtet und daraufhin von diesem eine Rüge erteilt kriegt, ist er nicht mehr zu bremsen , das Tier in Themroc bricht durch. Er schnappt sich seine Schwester, mauert die Tür zu seinem Zimmer zu und bricht die Außenwand der Hinterhauswohnung im ersten Stock heraus. In dieser Großstadthöhle lebt er nun mit seiner Schwester und anderen Gleichgesinnten freie Sexualität aus, zieht nachts durch die Straßen und jagt sich Polizisten, die dann über offenen Feuer gegrillt werden. Die Einsatztruppen versuchen mit allen Mitteln, Herr der Lage zu werden, aber schon klopfen an allen Ecken und Enden Leute an den Außenwänden ihrer Wohnung herum…
Das hört sich doch schon eher nach Berlin an.
Das war wohl damals so in Filmmode, denn es gab ja auch Das große Fressen (auch 1973, auch mit Michel Piccoli), und bei uns dann sowas wie Datenpanne – Das kann uns nie passieren.
Leider habe ich den Film ad hoc nirgends finden können. Es gab ihn zwar mal auf DVD, aber die ist nicht mehr zu kriegen. Nicht auf Youtube. Nicht auf Amazon. Nur gebraucht zu Mondpreisen. Einen Trailer gibt es auf Youtube: