Ansichten eines Informatikers

Das mehr als nur verlogene Gerede des Robert Habeck im Vorwort zu Orwells 1984

Hadmut
15.10.2022 0:13

Da zieht’s einem die Socken aus.

Ich hatte vorhin, als ich den Tweet erwähnt habe, nicht die Zeit, das nachzusehen, ich bin irgendwie an der Hörversion hängengeblieben, aber ein Leser hat mich drauf gebracht: Robert Habeck hat ja das Vorwort zu dieser Ausgabe von 1984 verfasst und gesprochen, und auf der Amazon-Verkaufsseite kann man das Vorwort unter Blick-ins-Buch vollständig lesen.

Habeck schreibt:

So schlimm es ist, in einem Staat zu leben, in dem das Recht auf freie Rede genommen ist, schlimmer ist es, in einem Land zu leben, das die Menschen so manipuliert, dass sie überhaupt nicht mehr auf den Gedanken kommen zu widersprechen, beziehungsweise ihnen die Sprache genommen wird. Auch hier liefert die jüngste Geschichte eindringliche Beispiele dafür, dass genau solche Versuche unternommen werden, auch in Deutschland. Nach der Landtagswahl in Thüringen 2019 konnte man AfD-Funktionären einen Abend lang zuschauen, wie sie behaupteten, dass ihr Wahlerfolg ein Sieg über Hass und Hetze sei. Diejenigen, die alle Grenzen des Sagbaren verschieben und überschreiten, beklagen sich, dass es in Deutschland Sprachverbote gebe.

Und

Da ist zunächst die Hauptperson Winston, die mit ihrer Arbeit im »Ministerium der Wahrheit« selbst dazu beiträgt, die Geschichte so umzuschreiben, dass sie zu der gegenwärtigen herrschenden Doktrin passt. In einem gewissen Sinn interpretiert Politik die Vergangenheit immer zu ihren Gunsten. Aber Orwell zeigt, dass die Vergangenheit nicht nur auf eine bestimmte Art und Weise interpretiert, sondern tatsächlich verändert wird. Das ist etwas ganz anderes. Es macht einen Unterschied, ob man darüber streitet, was die deutsche Geschichte ausmacht, oder ob man behauptet, die »Wehrmacht« der Nazis stehe in einer humanistischen Tradition, bzw. der Holocaust sei ein »Vogelschiss in 1.000 Jahren erfolgreicher Geschichte« gewesen, wie es Politiker der AfD in den letzten Jahren taten. Orwell führt in seinem dystopischen Roman dieses Umdeuten der Wahrheit und infolgedessen ihren Verlust vor. Und dann ist da vor allen Dingen »NeuSprech«. Eine Sprache, die »gereinigt« ist, die »schädliche Begriffe ausgemerzt hat« und damit nicht mehr nur Propaganda ist, sondern eine eigene Wirklichkeit schafft, eine, in der es keine Wahrheit mehr gibt, sondern nur noch Ansichten über Wahrheit, wo dann »Unwissenheit« »Stärke«, »Krieg« »Frieden«, »Freiheit« »Sklaverei« ist. So entsteht »Doppeldenk«, eine Logik, nach der von zwei widersprüchlichen Überzeugungen beide richtig sind. Heute nennt man das »alternative Fakten« oder »Fake News«.

Da haut es einen aus den Latschen. Nicht nur, weil Habecks Sprache für einen Autor und Philosophen bemerkenswert schlecht ist.

Beschreibt Habeck hier nicht gleichzeitig und exakt 1984 und die Grünen?

Ist das nicht genau das, was die Grünen ständig betreiben? Nämlich die freie Rede zu nehmen und den Leuten durch Indoktrination schon ab dem Kindergarten die Möglichkeit zu nehmen, überhaupt nur auf den Gedanken zu kommen, Kritik zu üben?

Er kritisiert die „Verschiebung der Grenzen des Sagbaren“.

In meiner Jugend konnte man noch „Neger“ sagen, Witze über Frauen machen und so weiter und so fort, und heute kann und darf man vieles davon nicht mehr sagen. Wer also hat die „Grenzen des Sagbaren verschoben“, wenn nicht Grüne und SPD?

Wird hier nicht ständig die Geschichte geändert, indem man pausenlos cancelled, Statuen abreißt, Straßen und Schulen umbenennt, Bücher wie Pippi Langstrumpf umschreibt, den weißen Mann, der hier alles aufgebaut hat, zum Sündenbock zu machen?

Haben wir hier nicht diese „bereinigte“ Sprache, die Gendersprache, in der wir ständig lügen müssen, weil wir überall Frauen mitnennen müssen, auch wenn sie gar nicht da sind oder nichts machen?

Ist es nicht diese Sprache, in der Begriffe „als schädlich ausgemerzt“ sind wie eben Neger oder Fußgänger?

Ist es nicht diese Sprache der Grünen, die ihre Wirklichkeit erst schafft und sie nicht beschreibt, weil überall diese Ideologie der Sprechakttheorie herrscht, man glaubt, dass es keine absolute Wirklichkeit gibt, sondern die Sprache jede beliebige Wirklichkeit einfach erschafft, man also glaubt, dass man seine Utopie herbeizwingen kann, indem man die Leute zwingt, genau so zu sprechen und ihnen alle abweichende Sprache verbietet?

Wo man die Geschichte der Frau einfach fälscht, indem man erzwingt, dass Frauen nach Quoten als Erfinder, Wissenschaftler und so weiter genannt werden oder – ganz neu – per Quote mit Bundesverdienstkreuzen behängt werden müssen, also eine komplette Leistungshistorie zusammengefälscht wird, damit die Geschichte zur Ideologie passt? Oder Filme mit schwarzen Darstellern neu gedreht werden müssen, und in Serien Frauen-, Schwarzen-, Migrantenquoten durchgesetzt werden?

Oder das Selbstwidersprüchliche: Mal heißt es, es gäbe keine Geschlechter, wir seien alle gleich. Dann wieder heißt es, wir bräuchten Frauenquoten und andere Medizin, andere Sicherheitsgurte für Frauen, weil sie anders seien? Das Doppeldenk des Feminismus ist legendär, weil sie gleichzeitig einen Gleichheits- und Differenzfeminismus betreiben und sich willkürlich aussuchen, ob sie gleich oder anders sein wollen, je nachdem, was gerade besser ist? Die ständige Rosinenpickerei?

Wo man in Vorständen und hohen Posten unbedingt Frauen haben will, es aber für völlig selbstverständlich hält, dass alle gefährlichen und harten Jobs von Männern erledigt werden?

Wo man behauptet, Frauen seien das als benachteiligt und unterdrückt konstruierte Geschlecht, wofür sie Schadensersatz und Förderung bräuchten, gleichzeitig aber behauptet, es könne doch jeder jederzeit nach Belieben sein Geschlecht wechseln? Wo man Frauenquoten fordert, aber nicht sagen kann und will, woran man die festmacht, weil man jeden zum Nazi erklärt, der zwischen Männern und Frauen unterscheidet?

Ist das nicht exakt das Doppeldenk im Orwell’schen Sinne?

Oder anders gefragt:

Sind nicht die Grünen eben gerade diese dreckigen Kommunisten, die Orwell da beschrieb?

Es ist deshalb eine Täuschung zu glauben, dass die Beschreibung Orwells gleichermaßen, gleich gut auf das in 1984 beschriebene kommunistische Regime und auf die Grünen passt, dass sie sich gleichen, weil die Grünen den von Orwell beschriebenen Kommunisten eben nicht gleichen, sondern mit ihnen identisch sind, sie nicht Gleiche, sondern dieselben sind?

Was für eine Dreistigkeit ist es, hier die AfD als Beispiel anzuführen, obwohl die AfD noch nie in der Regierung war? Sie hat nie Gesetze gemacht, nie irgendwem solche Sprachvorschriften. Habeck zitiert Gauland mit seinem Vogelschiss. Nur: Gauland hat dabei seine Meinung geäußert, über die man sich streiten kann, aber er hat damit niemand anderem Sprachvorschriften gemacht. Gauland oder die AfD haben keine Gesetze gemacht, keine Lehrpläne für Schulen, sie haben keine Dienstanweisungen herausgegeben und niemanden gefeuert, weil er nicht so spricht, wie er soll. Und die AfD sitzt auch nicht im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und verkündet gereinigte Gendersprache. Sie macht keine Vorschriften für Beamte, und überfällt keine Dozenten in Hochschulen. Die AfD ist bisher nur Opposition. Und von allen Parteien im Bundestag ist sie die einzige, die keine Sprach- und Gendervorschriften hat.

Aber es entspricht dem Regime in 1984, die Opposition zu verleumden und ihr die Schuld anzuhängen.

Wenn ich das lese und mit Habeck und den Grünen vergleiche – und der Roman ist zwar alt, aber diese Übersetzung mit Habecks Vorwort ist ja erst 2021, also im Jahr des Bundestagswahlkampfes und des Baerbock-Skandals erschienen – dann wirkt Habeck auf mich unfassbar verlogen.

Wie kann man im selben Jahr für eine bösartige totalitäre geschichtsfälschende sprachverbiegende begriffsumdefinierende doppeldenkige ideologische Partei wie die Grünen auftreten und so einen Kommentar abgeben?

Ist es Doppeldenk?

Hat Habeck diese Orwell’sche Doppeldenk-Eigenschaft, gleichzeitig das zu kritisieren, was er selbst mit den Grünen macht?

Es gab dieses absurde Interview, in dem Annalena Baerbock behauptete, sie käme aus dem Völkerrecht, während Habeck Schweine züchte.

Züchtet Habeck da Orwell’sche Schweine? Sind wir gleichzeit in 1984 und in Animal Farm?

Herrje. Ich habe bisher Baerbock für die Lügnerin und Habeck für den Naiven gehalten. Aber wenn ich das lese, dann wirkt Habeck auf mich völlig verlagen. So dumm, so realitätsverschoben, dass selbst zu glauben, was Habeck da schreibt, kann man gar nicht sein.

Habeck ist so durchverlogen, dass ich mir wirklich wie in 1984 vorkomme.