Böhmermann, das ZDF und der Geheimdienst

Ach, guck mal an.

Ich hatte doch neulich geschrieben (und mittlerweile auch in einem Interview gesagt), dass ich die Sendung von Jan Böhmermann, ZDF Magazin Royale, über Arne Schönbohm für eine Auftragsarbeit halte und Böhmermann nur zur Tarnung als Strohmann und Medienposaune auftrat. Der will ja auch mit einer Organisation zusammengearbeitet haben, von der man nicht mehr findet als einen dubiosen Twitter-Account.

Golem berichtet nun, Böhermann sei damit dem BND in eine Geheimdienstoperation gegrätscht. Ob nun zufällig oder absichtlich bleibt offen.

Das russische Mutterunternehmen der Firma wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes KGB gegründet und steht seit Jahren auf einer Sanktionsliste der USA. Der Firmenkomplex rund um Protelion soll seit Längerem Ziel einer Operation den Bundesnachrichtendienstes (BND) sein. Dieser sei an den gewonnenen Informationen über Russland höchst interessiert und habe die offenbar erfolgreiche Operation dreimal verlängert, berichtet der Spiegel. Der BND soll daher über den Beitrag des ZDF Magazins Royale nicht glücklich gewesen sein.

Hat Böhmermann hier also gezielt eine Geheimdienstoperation gegen die Russen sabotiert und Schönbohm nur als Publizitätsverstärker verheizt?

Der erste Gedanke, auf den man da käme, wäre, dass Böhmermann – wissentlich oder unwissentlich – von den Russen beauftragt worden sei. Der ist aber unlogisch. Denn wenn die Russen wüssten, dass der BND diese Firmenachse da ausleuchtet, würden sie sie abschalten und nicht solch ein Theater darum machen.

Die Frage ist also eher, ob jemand anderes ein Interesse daran haben könnte, BND-Operationen gegen die Russen zu unterbrechen, ohne aber gleichzeitig mit den Russen so eng zu sein, dass er die einfach warnen könnte. Zumal eine Warnung ja immer nach Feindkooperation aussehen würde.

Könnte so eine BND-Aktion also zu Ergebnissen, Wirkungen oder Erkenntnissen führen, die irgendwem nicht passen?

Fragen wir andersherum: Besteht, außer der zeitlichen Nähe, ein Zusammenhang zwischen der Sprengung von Nord Stream 2 und Jan Böhmermann? Auf den ersten Blick widersprüchlich, denn die Sprengung von Nord Stream war ja, so genau weiß man das nicht, entweder eine Aktion gegen den Willen der Russen, oder (man blickt halt nicht in Putins Kopf) ein seltsamer Schachzug von Putin selbst. Zu beidem aber würde es nicht passen, eine BND-Aktion gegen die Russen auf diese Weise hochgehen zu lassen, weil ihr Abbruch ja den Russen diente, sie selbst das aber nicht so machen würden.

Wer also könnte und würde ein Interesse daran haben, dass der BND an dieser Stelle nicht die Russen beobachtet, ohne selbst zu den Russen zu gehören?

Und warum schießt man auf das BSI?

Ist das BSI nicht das, was es vorgibt zu sein?

Aus meiner Vergangenheit und eigenen Geschichte weiß ich, dass ein BND-Topspionagechef, Otto Leiberich, nicht nur Spionagekrieger gegen die DDR (und damit gegen die Russen) war, sondern auch in der Operation Rubikon (Schweiz) und Terminierung Danisch (ich) drin war, und ebenso Gründungsdirektor des BSI.

Nun wissen wir, dass der BND viele Tarnadressen hat.

Die Frage stellt sich, ob das BSI eine Tarnorganisation des BND ist. Und ob die Beziehungen Schönbohms zu den Russen vielleicht gar nicht so russophil, sondern Teil einer Operation waren.

Wenn sich das aber nun bestätigen würde, dass ZDF/Böhmermann hier Geheimdienstoperationen sabotieren, dann … mmmh, weiß ich nicht. Ich habe gerade mal im StGB gelesen, Agententätigkeit und so, das passt aber alles nicht, weil es sich immer um das Verraten irgendwelcher deutschen Geheimnisse geht, aber nicht um das Sabotieren eigener Geheimdienstätigkeit.

§100 StGB ist noch nicht abzusehen.

Die Sache ist würzig.

Vielleicht bin ich da auch selbst auf die Masche hereingefallen, das als Aktion gegen Schönböhm dastehen zu lassen. Vielleicht diente der aber nur zur Ablenkung. Vielleicht ging es eher darum, dieses russische Unternehmen oder die BND-Aktion dagegen hochgehen zu lassen.

Oder zwei Fliegen mit einer Klappe.