Ansichten eines Informatikers

Die Sehnsucht der Linken danach, konservativ zu sein

Hadmut
1.11.2022 20:34

Fällt mir immer wieder auf.

Gerade läuft „ZDFzeit“ mit einer Jammerarie darüber, wie schlimm die Preise, die industrielle Landwirtschaft und so weiter alles sind.

Fällt mir gerade wieder auf:

Eigentlich jammern die Linken permanent über die Eigenschaften einer linken Gesellschaft. Sie schimpfen gerade über unsere Städte, billige Lebensmittel in Dauerversorgung, die Nebenwirkungen einer hochverdichteten Gesellschaft. Die Landwirtschaft sei auf viel, billig, immer verfügbar geeicht.

Sie schaffen es tatsächlich, gleichzeitig über billige Lebensmittel und deren ständige Verfügbarkeit zu schimpfen und sich darüber zu beschweren, dass Lebensmittel jetzt zu teuer sind, und man nicht mehr alles kriegt.

Annette Frier klagt gerade in Latzhosen darüber, dass wir mehr essen, als unsere Landwirtschaft produziert, produzieren kann. Jetzt schimpfen sie, dass wir die Nahrungsmittelversorgung an internationale Ketten angehängt haben. Wir haben nicht genug Land. Land ist hier zu teuer. Junge Leute, die Bauer werden wollen, müssen deshalb ins Ausland.

Warum aber stellt man dann nicht einfach mal fest, wieviel Menschen in Deutschland so leben könnten, dass wir uns selbst versorgen können, beispielsweise, um aus der Energiekrise etwas zu lernen, und machen einen auf „unbegrenzten Zuzug“?

Wieder so ein Selbstwiderspruch: Sie schimpfen, dass wir zuviele sind und gleichzeitig trommelt man für immer mehr Leute – ohne zu sagen, wie man sie ernähren soll.

Man fragt sich, was die Leute denn nun eigentlich wollen. Sie widersprechen sich doch selbst.

Ich habe zunehmend das Gefühl, dass Linke sich selbst hassen, weil sie merken, dass ihre utopische Gesellschaft nicht funktioniert und Schaden anrichtet, und sie sich inbrünstig wünschen, so zu sein, wie andere – Normale, Individualisten, Konservative, „Rechte“ – sind, und wie manche von ihnen selbst waren, bevor sie links wurden.

Ich habe den Eindruck, dass viele Linke gleichzeitig aus tiefer Überzeugung oder aus Gruppenzwang und Erziehung Linke sind, und es gleichzeitig bereuen, weil es immer offensichtlicher wird, dass es eben nicht funktioniert, und dass diese utopische, hochverdichtete, globale, grenzenlose, planwirtschaftliche, diverse, gemischte, unterschiedslose Gesellschaft nur in deren Phantasie, aber nicht in der Realität existieren kann.

Ich vermute, dass es zu einer Spaltung der linken Gruppen kommen wird, und zwar in solche, die abfallen und das aufgeben, und die Anhänger des unbeirrbaren Glaubens, die sich immer mehr radikalisieren werden.

Eines ihrer Ideale, die grenzenlose Globalisierung, haben sie wohl mit dem Ukrainekrieg schon beerdigt. Jetzt laufen sie in die Probleme der Gesellschaftsverdichtung und merken, dass eine globalisierte Ernährung genauso schief geht wie eine globalisierte Energiewirtschaft.