Frisch gemessert

Gerade hatte ich noch erzählt, dass es in dem Studentenwohnheim, in dem ich damals war, vor meiner Zeit dort zu Messerstechereien kam.

Nürtingen: Brutale Messerattacke in Studentenwohnheim – 19-Jähriger in U-Haft

Es ist eine grausame Tat, die sich in der Nacht zum Samstag (5. November) in einem Studentenwohnheim in Nürtingen (Baden-Württemberg) ereignet. Wie das Polizeipräsidium Reutlingen in einer Pressemitteilung bekannt gibt, kommt es gegen 2 Uhr in einem Wohnheim im Schelmenwasen zu einer „tätlichen Auseinandersetzung“ zwischen einem 19-Jährigen und drei dortigen Bewohnern im Alter von 22, 26 und 19 Jahren. Dem Vorfall soll ein verbaler Streit vorausgegangen sein, wie HEIDELBERG24 berichtet.

Der letzte Satz ist etwas verunglückt, weil sie sich als Quelle auf HEIDELBERG24 berufen – also auf sich selbst, und dabei nur auf ihre Eingangsseite verweisen.

Da bin ich ja nun mal gespannt, was für Leute das gewesen sein mögen.

Waren es Soziologen? Philosophen? Physiker? Chemiker? Am Ende gar Juristen?

Es erinnert mich an gewisse Vorfälle im HaDiKo, bei denen entweder aus allerwinzigsten Nichtigkeiten schiere Mordgewalt aus den Leuten hervorbrach, oder die Leute auch sehr berechtigte Kritik an sich überhaupt nicht ertragen konnten und durchdrehten. Ein Studentenwohnheim ist ein Ort, an dem oft Leute, die gerade erst frisch von Mutti weg sind und noch nie so richtig Realitätskontakt hatten, noch nie nach dem Sandmännchen, plötzlich mit völlig anderen Leuten zusammenwohnen müssen, das auf engstem Raum und fast 24 Stunden am Tag. Der Grundwehrdienst damals war eine Sauerei und vermurkste Zeit, aber man merkte, dass Leute, die gerade ein Jahr mit 7 anderen auf der Stube und keinerlei Privatsphäre und mit nicht mehr als einem Bett und einem Spind zusammenhausen und erzwungen Rücksicht nehmen mussten, mit dem Studentenleben einfach besser klarkamen. Und damit meine ich nicht nur die Fähigkeit, Hemden auf A4 zu falten und das Bett so zu machen, dass man es mit dem Lineal nachmessen kann, sondern einfach seinen Freiraum so zurückzunehmen, dass man mit anderen nicht kollidiert. Ich hatte in der Kompanie damals so eine seltsame Mischung, weil wir erst einen Spezialauftrag hatten, deshalb nur Abiturienten und ausgebildete Handwerker da waren, dann aber der Auftrag beendet wurde und dann Analphabeten, Zuhälter und sowas kamen, und man sich gegenseitig trotzdem aushalten musste. Es ist eine gewisse Schule.

Treffen da jedoch diese neumodischen Nulltoleranten und Moralextremisten aufeinander, kann man eigentlich nur hoffen, dass die Besteckschublade abschließbar ist.