Ansichten eines Informatikers

Neues von der Schweizer Spionage

Hadmut
10.11.2022 19:45

Ich sammle ja gerne Puzzlestücke zu meiner Kryptopromotionstitanic rund um BND und die Spionagenummer in der Schweiz.

Hier zur Abwechslung mal kein Puzzlestück, sondern Saft und Würze.

Sie veranstalten doch da gerade so eine Fußball-WM in den Kühlschränken von Katar.

Die Schweizer NZZ hat einen Artikel über die Verstrickung von Katar, Fußball, Medien und der Schweizer Spionage: Zwei SRF-Beiträge, die sich mit der WM in Katar befassen, mussten wegen einer einstweiligen Verfügung überarbeitet werden

Die jüngsten Ausgaben von «Deville» und «Rundschau» waren kurzzeitig offline. Hintergrund ist ein Bericht über eine katarisch-schweizerische Spionageaffäre.

Dominic Deville wird geschnitten. Buchstäblich. Eben noch hat man den Satiriker gefeiert für den Gewinn des Kleinkunstpreises «Salzburger Stier». Und im nächsten Moment ist er nicht mehr da.

Aus rechtlichen Gründen sei die Sendung «gerade online nicht abrufbar», ist auf dem Twitter-Account von «Deville» am Sonntagabend zu lesen. Das SRF-Satireformat wurde vom Netz genommen. Tags darauf ist es wieder verfügbar, allerdings zensuriert. […]

Worum geht’s? Katar, ein Thema, das nicht nur Deville umtreibt: Auch die jüngste Ausgabe der «Rundschau», die sich mit einer Spionageaffäre um die WM beschäftigt, war kurzzeitig offline. Hatten die Katarer etwa die Anwälte auf das Schweizer Fernsehen losgelassen? […]

Später in der Sendung kommt Deville dann auf jenen Fall zu sprechen, den die «Rundschau» recherchiert hatte: Die Schweiz diente offenbar jahrelang als Drehscheibe eines Spionagenetzwerks, das von Katar aus finanziert wurde.

Oh, sowas hört der Danisch gern. Das zischt. Das würzt. Das schweizt.

Die Frage ist: Ging es da nur um die WM und Fußball, oder um mehr?

Nach der Vergabe der WM an den Wüstenstaat waren selbstredend kritische Stimmen laut geworden. Und laut dachte auch Sepp Blatter über die Möglichkeit nach, den Scheichs die Spiele wieder wegzunehmen. Für Katar hätte dies eine Schmach bedeutet, die es mit allen Mitteln zu verhindern gegolten habe, führt Deville aus: Hacker sollen deshalb über Schweizer Server den in Zürich lebenden Fifa-Berater Peter Hargitay ins Visier genommen haben, einen Blatter-Freund und vehementen Kritiker der Katarer.

Also eher fußballspezifisch. Aber doch groß:

Es sei einer der grössten Spionagefälle, die dieses Land je gesehen habe, sagt Deville. Und der Satiriker lädt ein auf «eine Reise durch fünf Kontinente, zu zwielichtigen Doppelnullagenten und ethischen Hackern». Die erste Station führt nach Indien, wo als Urheberin der Angriffe eine Sicherheitsfirma namens Appin Security ausgemacht wurde. Laut Eigenwerbung auf Facebook handelt es sich um die «viertgrösste Critical Infrastructure Security Solutions Company» der Welt.

Das stinkt.

Gut, zugegeben, das war jetzt eine Tautologie, eine Redundanz, natürlich stinkt es, sonst gäbe es ja keinen Artikel darüber. Aber es stinkt zu sehr, das ist einfach sogar für eine Fußball-WM irgendwie zu groß.

Vor allem gibt es in der IT-Sicherheit normalerweise zwei Disziplinen, die Angreifer und die Verteidiger. Und es ist selten, dass sich Verteidiger als Angreifer verdingen, weil das nicht nur mental irgendwie nicht passt, sondern weil man sich damit auch den Ruf kaputt macht und es auf Interessenkonflikte hinaus läuft.

Leider sagt das jetzt nicht viel über das – agenbliche – Spionagenetzwerk in der Schweiz. Aber es würzt.