Stinken im Sozialismus: Deodorants in Manhatten

Willkommen im 21. Jahrhundert.

Stellt Euch vor, Snake Plissken sollte noch eine Person aus New York holen, stellt fest, dass er so riecht, wie er aussieht, und will sich ein Deo holen.

Geht nicht. Nicht so einfach. Nicht in Manhattan.

Der Economist beschreibt, dass es gar nicht mehr so einfach sei, sich in Manhattan, Kern von New York, noch ein Deo zu kaufen. Da würde nämlich inzwischen so viel geklaut, dass die Läden das nicht mehr anböten oder nur noch in verschlossenen Vitrinen hätten.

Customers dashing into a Manhattan pharmacy for deodorant these days are confronted with shelves of locked glass boxes. Buttons marked “call for assistance” bring managers over to unlock them on request. Stores have responded to an uptick in shoplifting by revamping security systems, or closing down. Rite Aid, a pharmacy, closed a branch in Hell’s Kitchen in February after losing $200,000 worth of stuff last winter. And last week Target, a big retailer, reported that a rise in “shrink” (to use the industry jargon) had reduced its gross profit margin by $400m so far this year. The National Retail Federation says inventory loss, largely driven by theft, cost retailers a record $95bn last year.

Da schließen immer mehr Filialen, weil sie vor lauter Ladendiebstahl nur noch Verlust machen. Und eine landesweite Vereinigung des Einzelhandels schätzt dass der Schwund, hauptsächlich durch Ladendiebstahl, die Händler 95 Milliarden Dollar gekostet habe.

Hier können wir live sehen, wie ein Land am Sozialismus zugrunde geht. New York, schier das Zentrum amerikanischen Konsums, verfällt in kürzester Zeit in einem Mängelzustand wie im Sozialismus.

Ich hatte ja bei meiner letzten USA-Konferenzreise, in Boston, war 2006 oder 2007, beschlossen, nicht mehr in die USA zu reisen, weil erstens irgendwie immer alles gleich ist, egal wohin man fährt (ein Gefühl, das mich inzwischen allerdings auch international beschleicht, manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Länder nur noch darin unterscheiden, welche Währung sie haben, auf welcher Straßenseite sie fahren, welche Hautfarbe vorherrscht und welchen Stromstecker ich einpacken muss, und noch die Zeitzone). Und weil mir die USA damals doch auf den Wecker gingen, weil ich das Gefühl hatte, dass der ganze Umgang untereinander Fake ist, dass jeder nur auf die Gelegenheit lauert, einen über den Tisch zu ziehen, entweder wirtschaftlich oder moralisch. Die Leute haben so rigide Modellvorstellungen und warten nur darauf, einen da irgendwo in ihr Puppenhaus einzuordnen. Wobei ich allerdings auch sagen muss, dass die nettesten (und hübschesten) Frauen, die ich auf meinen Reisen (Gruppenreisen mache ich nicht mehr) in Reisegruppen hatten, trotzdem Amerikanerinnen und ein paar Schweizerinnen waren. Bei den Amerikanerinnen gibt es zwar völlig bekloppte, vor allem wenn sie it so einer aufgesetzten Micky-Mouse-Quietsche-Stimme sprechen, aber die angenehmsten, mit denen ich mich am besten verstanden habe und auf einer Welle war, waren eben auch Amerikanerinnen. Die haben ein paar, die tatsächlich sehr in Ordnung sind. Aber nur ein paar. Deshalb hatte ich die USA für mich da als Reiseziel erst einmal abgehakt. Nicht, weil ich grundsätzlich was gegen die hätte, sondern mir erst mal andere Länder ansehen wollte, und ich mich in Australien und Neuseeland einfach wohler gefühlt habe. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht identifizieren kann, hatte ich 2019 das spontane Gefühl, ich müsste mir jetzt noch mal schnell New York anschauen. Ich war da nur einmal, 1999 für zwei Tage (und deshalb noch auf dem World Trade Center). Ich hatte zwar beschlossen, nicht mehr in die USA zu reisen, aber dann doch irgendwie das Gefühl, vielleicht auch vom Bloggen her, mir das nochmal anzusehen. Und ich habe 10 Tage lang ein – muss ich sagen – sehr angenehmes New York erlebt. Selbst berüchtigte Gegenden wie Harlem oder Bronx erschienen beschaulich, friedlich, angenehm, sogar lebenswert. Abgesehen davon, dass die U-Bahn so marode und undicht ist, dass man an manchen Stationen bei Regen auch unterirdisch am Bahnsteig im Regen steht, fand ich das alles eigentlich erstaunlich angenehm und sicher. Bis auf die Nackte im Drogenrausch, die auf der Straße rumlag, habe ich eigentlich keine Konfrontation mit Kriminalität erlebt, auch keinen nennenswerten Dreck, und die Polizei machte einen entspannten Eindruck.

Wenn ich dann aber sehe, wie rapide New York dann ab 2020 mit Corona und vor allem George Floyd und BLM abgestürzt und in Kriminalität versunken ist, und das ganze Kulturding da ausgestorben ist, das Business nach Florida abgezogen ist, will ich das kaum glauben, dass die Stadt in gerade mal 3 Jahren so abgestürzt ist.

Im Nachhinein bin ich sehr, sehr froh, dass ich meinen ursprünglichen Entschluss gebrochen habe und mir 2019 New York nochmal angesehen und in gutem Zustand gesehen habe, den es wohl in meiner Lebensspanne nicht mehr wieder erreichen wird. Wenn überhaupt je.

Machmal frage ich mich, was mich 2019 getrieben hat, doch noch mal nach New York zu wollen.

Ein Unterschwelliges Gefühl, entstanden durch die Blog-Artikel über die USA?

Die Frage ist natürlich, was aus der Ost- und der Westküste der USA wird, wenn die in Kriminalität versinken und immer mehr Geschäfte und Gewerbe das einfach verlassen. Denn irgendwann ist ja auch die Versorgung mit Elementarem wie Lebensmitteln, oder wie in Gegenden um Chicago oder Detroit, nicht mal mehr mit Feuerwehr gewährleistet.