Ansichten eines Informatikers

Fahrschüler

Hadmut
28.12.2022 12:19

Wir haben die selbstfahrenden Autos bald bitter nötig.

Fahrschüler in Deutschland sind nach Einschätzung von Fahrlehrern weniger aufmerksam im Straßenverkehr als noch vor Jahren.

„Der junge Mensch, der heute in die Fahrschule kommt, hat eine ganz andere Verkehrswahrnehmung als noch vor 20 Jahren – nämlich eine geringere“, sagte der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Kurt Bartels, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.

Er führte das auch auf die Handy-Nutzung zurück. „Schauen Sie mal in ein Auto, ob die Kinder auf die Straße schauen. Nein, sie gucken auf ihr Smartphone. Sie gehen zu Fuß und gucken auf ihr Smartphone“, sagte Bartels. Deshalb hätten junge Menschen nicht mehr diese „natürliche Affinität zum Verkehrsgeschehen wie früher“.

Nach Angaben des Verbands steigt nicht zuletzt deshalb seit Jahren die Durchfallquote bei Führerschein-Prüfungen an. Der TÜV-Verband hatte zuletzt unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes berichtet, dass im Vorjahr 37 Prozent der Theorie-Prüfungen nicht bestanden worden seien – nach 29 Prozent im Jahr 2013.

Dass Leute an der praktischen Prüfung scheitern, das kann ich mir gut vorstellen und nachvollziehen, viele haben einfach Prüfungsangst. Ich habe zwar meine PKW- und LKW-Prüfungen auf Anhieb bestanden, kann mich aber auch erinnern, wie die Prüfungssituation war, und bin beide Male vom Fahrprüfer ermahnt worden. Im PKW, weil ich mich beim Anfahren nach hinten umgedreht und nicht nur in den Außenspiegel geguckt habe, und beim LKW, weil ich bei der Abfahrt von der Karthause zuviel normale Bremse und zuwenig Motorbremse verwendet habe (der Prüfer das aber nicht mir, sondern dem Fahrlehrer anlastete). Ich kenne aber auch Leute, die durchgefallen sind, und das war dann meist Prüfungsnervosität, die hätten das eigentlich gekonnt. Davon ganz abgesehen halte ich es mit nun fast 40 Jahren Fahrerfahrung auch für richtig, sich bei Anfahren (zumindest bei Autos damaliger Bauart) rumzudrehen, wenn man nicht die Zeit hat, lange genug in den Rückspiegel zu schauen, um zu vermeiden, dass irgendwas, etwa ein Rad- oder Rollerfahrer im toten Winkel ist, den nietet man nämlich sonst ganz leicht um. Und die Karthause runter gilt auch Lärmschutz. Ich bin in beiden Fällen der Meinung, dass ich richtig oder zumindest „vertretbar“ gehandelt habe. Egal, bestanden.

Und ich weiß auch noch, dass ich mich dann bei meiner allerersten Fahrt alleine mit einem Auto auf den ersten Metern fast verfahren hätte und anhalten musste, um zu überlegen, wo ich jetzt hinfahre, obwohl ich die Strecke eigentlich in- und auswendig kannte und hunderte Male mit dem Fahrrad befahren hatte, mich aber einfach noch nicht an die höhere Geschwindigkeit und kürzere Überlegenszeit mit dem Auto gewöhnt hatte. Nach zwei Tagen ging das dann.

Wie man aber bei der Theorie durchfallen kann, ist mir rätselhaft.

Denn da gibt es ja so viele Lernmöglichkeiten, inzwischen auch elektronisch auf dem Handy und Tablet, dass man das eigentlich gar nicht falsch machen kann. Zu meiner Autoführerscheinzeit gab es das noch nicht, da hat man noch mit den Papierbögen und Pappstreifen zum Dranhalten mit Pfeilen für die richtige Lösung geübt, aber beim Boots- und Drohnenführerschein habe ich das praktiziert: Eine App runtergeladen und so lange im Kreis herum die Fragen durchgebimst (und die stellen einem die, die man falsch beanwortet, immer öfter), bis man die Fehlerquote auf oder nahe Null hat und die App sagt “So, jetzt kannst Du an eine Prüfung denken”, und dann auch noch Testprüfungen durchführt, und einem dann sagt, ob man bestanden hätte. Das kann man heutzutage ja nun wirklich kostenlos und endlos üben, bis es sitzt.

Neulich schrieb mir allerdings jemand, dass das beim heutigen Autoführerschein kein fester Fragenkatalog wie früher sei, sondern die neue Fragen generierten, man also wirklich denken muss und nicht einfach nur auswendig gelernte Antworten gibt, ohne zu wissen, warum sie richtig sind.

Trotzdem. Ich bin der Meinung, dass man so etwas nicht nur lernen kann, sondern auch selbst feststellen, ob man prüfungs- und bestehensfähig ist, um nur dann in die theoretische Prüfung zu gehen, wenn man das kann. Und wenn ich das mit über 50 noch leicht schaffe, und mir die Drohnenprüfung in ein paar Stunden reingebimst habe, dann verstehe ich nicht, wie Leute Anfang 20 oder noch im Schulalter sogar mit Fahrschule und wochenlanger, monatelanger Vorbereitung an einer theoretischen Prüfung scheitern können.

Ich verstehe auch nicht, warum die Leute einen riesigen Aufwand treiben um zu schummeln, mit irgendwelchen versteckten Funkkameras und Funkübertragungen. Das ist nicht nur riskant. Es ist schlicht weniger Aufwand, den Prüfungsstoff zu lernen. Manche treiben mehr Aufwand, um bei der Prüfung zu täuschen, als es wäre, sie zu bestehen.

Komischerweise sagen sie nur etwas im Vergleich zu „früher“ und schieben es auf Handys, sagen aber nichts zur Veränderung in der Bevölkerungsstruktur.