Ansichten eines Informatikers

Warum der Flughafen BER kaputt ist

Hadmut
7.1.2023 12:30

Leserantworten bekommen.

Ich hatte ja gerade aufgeschrieben, was mir als normalem Passsagier am Flughafen BER so an Fehlkonstruktionen aufgefallen ist. Ich fasse das mal in zwei Kategorien zusammen:

  • Der Flughafen wirkt auf mich wie von Leuten gemacht, die keine Ahnung von Flughäfen haben, noch nie oder nicht viel geflogen sind, und ansonsten dröge Bürogebäude ohne Besucherverkehr und Menschenströme bauen, und sich nicht vorstellen können, dass es auf einem Flughafen anders zugeht als in der Vorstandsetage der Schnarch AG.
  • Der Flughaen wirkt auf mich, als wäre er von lauter Kleinauftragnehmern gebaut worden, von denen sich kein einziger dafür interessiert hat, wie ein Flughafen funktioniert oder dass das alles irgendwie zusammenpasst, sondern jeder nur nach dem Schema „Haken dran“ seinen individuellen Auftrag mit Tunnelblick irgendwie erfüllt hat, völlig egal, ob das dann taugt, Hauptsache Auftrag irgendwie erfüllt.

Woran man schon merkt, dass der Flughafen von der SPD gebaut wurde. Den Grünen wäre das nicht passiert, denn die haben ganz viele erfahrene Vielflieger, die wissen, wie Flughäfen laufen.

Nun schreiben mir Leser, dass meine Einschätzung nicht nur richtig sei, sondern auch, warum:

Sehr geehrter Herr Danisch.

Ich saß vor einigen Jahren ( noch in der Bauphase ) im Flugzeug zufällig neben jemandem, der von Berufswegen mit den Vorgängen beim Bau des BER bestens vertraut war. Es ist ja bekannt, daß der linke Berliner Senat das Angebot einer renomierten Hoch-Tief-Baufirma als Generalunternehmer abgelehnt hat, den BER für ich glaube es waren 2,5 Milliarden Euro zu einem bestimmten Termin fertigzustellen. Der Senat hat statt dessen eine Unzahl einzelner Aufträge an kleinere Firmen und Ingenieursbüros vergeben. So hat sich jeder für sich nur im seinen Auftrag gekümmert, ohnen zu wissen, was die anderen machen. Und da die meisten Aufträge sicherlich nicht nach Eignung der Firmen vergeben wurden, sondern wie es im linken Berlin so üblich ist, nach Gesinnung und Parteibuch, waren viele Firmen auch ungeeignet. Auf meine Frage, warum man die Firmen nicht dafür haftbar machen kann, wenn diese ihren Auftrag nicht oder nicht termingerecht erfüllen, antwortete besagter Fachmann: Es gab oft keine Termine oder wenn doch keine Konventionalstrafen bei Überschreitung. Für diese Firmen und Ingenieursbüros war es besonders attraktiv, möglichs lange herumzuwerkeln, da sie für immer neue Aufträge immer mehr Geld erhielten, sodaß der um viele Jahre verspätet in Betrieb gegangene BER ( fertiggestelt wollte ich nicht sagen ) letztlich ich glaube so um die 7,5 Milliarden Euro gekostet hat. Ihre Beobachtungen sind also exakt, da der BER in Mosaikbauweise gebaut wurde.

Mit freudlichen Grüßen.

Wobei man zu den Mehrkosten beim Bau ja noch die Blamage, die Einnahmeausfälle und die Kosten zum Weiterbetrieb von Tegel rechnen muss. Würde mich nicht wundern, wenn das effektiv eher so auf 10 Milliarden hinausliefe.

Ein anderer Leser nennt etwas andere Zahlen:

Hallo Herr Danisch,

Sie haben eine lange Mängelliste, die in Wahrheit aber noch länger ist! Ihre Ursache lässt sich kurz und bündig gemäß dem bekannten Spruch beschreiben: Ein Esel ist ein von einem Beirat entworfenes Pferd. Im Falle des BER war es die Flughafengesellschaft und ihr von Politikern mitbesetzter Aufsichtsrat, die mangels Projektmanagementkompetenz mit einem derartig komplexen Projekt völlig überfordert waren, von den zahlreichen Interventionen in den Planungsprozess einmal abgesehen. Hier hätte ein Generalunternehmer, zumindest aber eine unabhängige Consultingfirma für die Ausschreibung hingehört, aber die wollte man nicht, wohl auch, um nicht zugeben zu müssen, dass BER-Projektkosten von unter einer Millarde schon vor 20 Jahren völlig unrealistisch waren.

Beste Grüße

Da tut man, glaube ich, dem Esel Unrecht, denn Esel sind sehr nützliche, zuverlässige und, zumindest soweit ich sie bisher persönlich kennengelernt habe, auch nette, liebenswürdige und neugierige Tiere.

Hallo Herr Danisch,

ich bin seit 10 Jahren formal Vielflieger und nahezu ausschließlich beruflich bedingt im Flugzeug unterwegs. Am BER startete und landete ich bisher nur einmal und das war bereits 2020 kurz nach dessen Eröffnung.

Um die Wartezeit bis zum Abflug zum Essen und Arbeiten nutzen zu können, gehe ich – wenn möglich – in die Lounge. Diese sind üblicherweise zentral im Terminal, sodass man stets relativ kurze Wege hat. Als ich am BER nach der Lounge suchte, fand ich nicht sofort einen Wegweiser zur Lounge. Die unzureichende Ausschilderung ist evtl. zwischenzeitlich behoben. Aber: die Lounge ist nicht zentral sondern am Ende des Terminalgebäudes platziert (und natürlich musste ich von der Lounge durch das ganze Terminalgebäude zurück zu dem für mich relevanten Gate laufen). Ich hatte den Eindruck, dass da zum Schluss noch jemand festgestellt hat, “ach stimmt, eine Lounge gibt es normalerweise an Flughäfen auch” und die dann noch nachträglich ans Terminalgebäude drangebaut wurde. Einem Vielflieger (ich rede nicht von Flughafenplanern) hätte das bei der Planung bereits auffallen können.

Viele Grüße,

Das ist der ultimative Beweis, dass die Grünen daran unschuldig sind, denn die Vielfliegerlounge hätten die niemals vergessen.

BER: Das Angebot von Hochtief über 4 Mrd Euro für einen schlüsselfertigen Flughafen war Wowereit zu teuer

Sehr geehrter Herr Danisch,

der damalige Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, links, von sich überzeugt, inkompetent, war der Meinung, er könne den Flughafen billiger bauen als ein im Bau von Flughäfen erfahrener Generalunternehmer wie Hochtief.
Die Story der BER- Pleite, von Anfang an – B.Z. – Die Stimme Berlins

Also die übliche linke Mischung aus Chuzpe, Haltung, Überzeugung, Ignoranz, Faktenresistenz, Selbstüberschätzung, Inkompetenz.

Wie wir sie heute auch in gesellschaflichen Fragen wie Migration, Energiewende, Digitalisierung etc. erleben.

Das Schlimme ist, dass 16 Jahre Merkel aus der CDU im Prinzip auch nur eine schwarz angemalte SPD (bzw. Grüne) gemacht haben, in der man auf politischer Ebene Fachkompetenz mit der Lupe suchen muss.

Mit freundlichen Grüßen

Also könnte man im Prinzip sagen, dass der BER an der Wokeness der SPD kaputt gegangen ist, die ja jede Sachkunde negiert und der Meinung ist, dass Wissen und Können alles nur ausgrenzende Diskurse sind, und dass jeder alles kann, und dass man sich einfach selbst für kompetent und fachmännisch erklären kann, so wie man das Geschlecht wechselt. Die Frauenquote beruht ja auch auf der Annahme, dass jeder ad hoc alles sein könne und das Problem einzig und allein darin bestehe, dass die anderen sich daran gewöhnen müssten. Wie Geisteswissenschaftler eben so die Welt sehen.

Also kann, als Verallgemeinerung der Frauenquote, auch Klaus Wowereit Flughäfen bauen. Man hat ja im feministischen Umfeld dann, wenn Kritik daran kommt, dass irgendeine unqualifizierte Quotenfrau auf einen Posten gehievt wird, das Argument gehört, dass es ausreichend sei, wenn sie sich das zutraue. Bei Baerbock zum Beispiel. Sie traue sich Kanzler zu, also könne sie Kanzler werden. Wowereit hat sich Flughafen zugetraut. Ergebnis bekannt.

Dazu kam dann aber wohl noch die antikapitalistische Grundhaltung, es diesen Großunternehmen mal so richtig zu zeigen.

Und nun steht da eben so ein Murksflughafen, der aus unpassenden Versatzstücken zusammengenagelt wurde und nicht mal in den 10 Jahren Verlängerung richtig zum Funktionieren gebracht wurde.

Was schon an sich erstaunlich ist. Geht man durch ein Kernkraftwerk, dann wird einem klar, dass da schrecklich viele Anforderungen zu erfüllen sind und alles ganz schwierig ist. Geht man aber durch den BER, dann fragt man sich, worin da eigentlich die Schwierigkeit gelegen haben soll. Ich hatte da Wunder was erwartet, wenn sie den schon so nachbessern mussten. Tatsächlich aber finde ich den erschreckend banal.