Die siebzehn und der achtzehnte Panzer der Bundeswehr
Und damit sollen wir uns verteidigen.
Oder: Im Westen nichts neues.
Ihr könnte euch doch sicherlich noch an die Meldung erinnern, dass der wahnsinnig teure und moderne Panzer Puma einen Totalausfall erlitten habe, 18 von 18 Panzern seien ausgefallen, Deutschland stehe wehrunfähig da und könnte seine NATO-Verpflichtungen nicht erfüllen.
Sieht inzwischen eher nach Fake-News aus. Anscheinend war die Story vorgeschoben, um vom eigenen personellen und führungstechnischen Versagen abzulenken, und da schiebt man die Schuld wohl gerne den Herstellern zu. Das erinnert an die Story mit dem Gewehr G36, bei dem Ursula von der Leyen damals auch dem Hersteller die Schuld gab, dass es nicht treffe, und es hinterher aber so aussah, als habe man minderwertige oder ungeeignete Munition gekauft und verwendet, und als verwende man das Gewehr anders als in der Ausschreibung spezifiziert (Dauerfeuer).
Die Tage schickte mir jemand einen Link auf diesen Artikel in der Wirtschaftswoche: So groß – oder besser klein – waren die Schäden an den Puma-Panzern wirklich
Jetzt zeigt ein internes Dokument der Bundeswehr: die Pannen waren nicht nur geringer als das Verteidigungsministerium berichtet. Alle Probleme waren entweder unbedeutend oder vermeidbar.
Am Dienstag gestand die Bundesregierung, die vor Weihnachten noch mehr oder weniger direkt mit einem Stopp des Pumaprogramms gedroht hatte, dass die Fehler weniger dramatisch seien als vor dem Fest angenommen. […]
Laut Informationen der WirtschaftsWoche war zu diesem Zeitpunkt für die Regierung dabei durchaus klar: Zahl und Ausmaß der Probleme waren übertrieben. Die Fakten zeigt eine Zusammenfassung eines streng vertraulichen Schadensprotokolls der Herstellerfirmen und der für die Bundeswehrwartung zuständigen bundeseigenen HIL Heeresinstandsetzungslogistik (HIL), dessen entscheidende Teile der WirtschaftsWoche vorliegen. Demnach hatte es während der Übung zwar insgesamt 76 Fehlermeldungen bei den Pumas gegeben. Doch von diesen stellten sich später 44 als falsch heraus. Ein Viertel der verbleibenden 32 Fehler war danach wohl bereits vor Übungsbeginn in den Logbüchern der Fahrzeuge dokumentiert. „Die Truppe ist also mit teilweise kaputten Autos in die Übung gegangen und wusste das auch“, berichtet ein Insider. […]
Einige der Panzer standen außerdem kurz vor der Wartung, obwohl sie eigentlich schon zum Jahreswechsel für die Führungsrolle Deutschlands bei der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) genannten schnellen Eingreiftruppe der Nato zur Verfügung stehen sollten. Und der einzige tatsächlich bekannte „schwere Fehler“, der oben beschriebene Kabelbrand, rührt laut Protokoll-Transkript nicht aus einer Fehlkonstruktion, sondern aus handwerklichen Versäumnissen bei den Wartungsarbeiten des betroffenen Pumas.
Zwar sind laut dem Schadensprotokoll zwölf Defekte während der Übung selbst aufgetreten. Doch hätten offenbar vor allem die mangelhafte Bedienung des Geräts sowie fehlende Schulung der beteiligten Soldaten zu den Zwischenfällen geführt. Dazu hätten sie den Betrieb nicht wirklich beeinträchtigen müssen. „Fast jeder der Fehler hätte sofort vor Ort durch Truppeninstandsetzung der niedrigsten Instandhaltungsstufen Eins und Zwei beseitigt werden können“, sagt der Insider. Denn die Aufstellung macht deutlich: Die überwiegende Zahl an Problemen lässt sich offenbar tatsächlich durch den Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal, fehlenden Ersatzteilen und Sonderwerkzeugen sowie Verschleiß und Verstößen gegen Bedienungs- und Wartungsvorschriften erklären.
Das heißt, die Panzer waren, bis auf den mit dem Kabelbrand, eigentlich gar nicht kaputt, sondern schon vorher nicht ordentlich gewartet, und die Soldaten und deren Wartungstruppe waren schlicht und einfach nicht in der Lage, mit dem Panzer umzugehen. Die bestellen da hochmodernes Zeug mit kilometerlangen Anforderungslisten, eierlegende Wollmilchsäue, bei denen keine Anforderung fehlt, hochkomplexe Dinger, und sind dann nicht in der Lage, die Dinger auch zu fahren und zu benutzen, weil nicht ausreichend im Umgang geschult. Es war kein technisches, sondern ein Personalversagen. Und damit ein Führungsversagen.
Das wird auch dadurch bestätigt, dass schon kurz nach der Übung die Meldung rumging, dass 17 der 18 ausgefallenen Panzer wieder normal funktionieren, es also kein schwerwiegendes Problem gewesen sein kann. Im Krieg ist das natürlich blöd, wenn das Ding nicht funktioniert und eine Kleinigkeit erst nach Tagen behoben werden kann, denn dann ist man tot. Aber, so die Meldung hier, wären diese Probleme im Feld zu handhaben gewesen, wenn das Personal qualifiziert wäre, und bei gehöriger Wartung der Panzer vorher schon behoben worden, weil sie ja überwiegend vorher schon bestanden und bekannt waren. Man lässt ja nicht kaputte Panzer in der Halle stehen, bis es Krieg gibt, um dann zu sagen, der Panzer ist ausgefallen, der Hersteller ist schuld dran.
Der Panzer mit dem Kabelbrand
Schon kurz nach dieser Übung, über die alle Medien berichteten, dass die Hersteller Schrott lieferten und 18 von 18 Panzern ausgefallen und nicht zu gebrauchen seien, kam ja so kleinlaut die Meldung rum, dass 17 der 18 Panzer wieder einsatzbereit seien, weil sich nun mal Wartungspersonal darum gekümmert habe, das sich mit den Dingern auskennt. Angeblich das der Hersteller und nicht das der Bundeswehr.
Lediglich ein Panzer müsse nun länger repariert werden. Offenbar der mit dem Kabelbrand.
Irgendwo habe ich dann gelesen, finde es jetzt nicht mehr auf Anhieb, dass auch dieser Kabelbrand nicht, wie es in den Medien dargestellt wurde, Schuld der Hersteller sei, sondern unzureichend qualifiziertes Wartungspersonal bei irgendeiner Wartungsmaßnahme das Kabel falsch verlegt habe und es infolgedessen eingeklemmt und beschädigt wurde. Also auch das ein Murks der Bundeswehr und nicht der Hersteller sei.
Nun aber schickt mir jemand einen Hinweis, warum dieser Panzer nun so lange ausfällt:
Öko-Feuerlöscher macht deutschen Bundeswehr-Panzer kampfunfähig – FOCUS online
Zum Schluss noch ein Beitrag für die nicht vorhandene Rubrik “heute schon gelacht”. Da Halon-Feuerlöscher wegen Umweltschädlichkeit verboten sind und auch von der Bundeswehr nur noch im Krieg verwendet werden dürfen, haben sie einen Kabelbrand in einem der Puma-Pannen-Panzer mit einem üblichen Pulverlöscher (echt Öko!) gelöscht. Das Zeug dringt natürlich in jede Ritze ein und macht bekanntlich eine echte Schweinerei. Jetzt müssen sie den ganzen Panzer auseinandernehmen und reinigen und wieder zusammensetzen. Dauert voraussichtlich Monate.
Weiter bei FOCUS
Hintergrund ist, das halonbetriebene Feuerlöscher seit 1994 aus Umweltschutzgründen in der Europäischen Union verboten sind. Ausnahmen sind im Militär- und Flugbetrieb zwar möglich, jedoch nicht bei Übungen. Pulver-Feuerlöscher sind hingegen umweltschonender.
Umweltschonend. Und jetzt ist ein Panzer für Monate ausgefallen und muss einmal komplett geputzt werden. Und das ist dann „umweltschonend“.
Erinnert mich an meine Zeit im Studentenwohnheim. Wir hatten im Erdgeschoss nicht nur ein Großkopiergerät mit Münzeinwurf (damals in den 90ern lief im Studium alles noch über Kopiergeräte), sondern nebendran auch eine Sitzecke mit Kamin, in dem man gemütlich Holzfeuer machen konnte. Zweimal sind Idioten auf die Idee gekommen, das Holzfeuer einfach mit dem Feuerlöscher zu löschen, als sie keine Lust mehr hatten und gehen wollten, und nicht wussten, was für eine Riesensauerei das macht, der Pulverstaub bis in den dritten Stock hoch flog und alles versaute. Der Staub bedeckte aber auch den Kopierer. Und weil andere Idioten dumm genug waren, den mit Löschstaub bedeckten Kopierer auch noch zu benutzen, saugte der dann das Pulver noch in sich rein und fiel komplett aus. Weil das Ding aber sauteuer war, saßen wir dann da und haben das Ding zerlegt und einzelteilig gereinigt. Das ist eine ganz elendigliche Arbeit. Vor allem ärgerlich, weil es zweimal passierte, es also nach dem ersten Mal noch nicht alle kapiert hatten. Das Zusammenwirken jeweils zweier Idioten.
Das heißt, dass nicht die Hersteller dran schuld waren, dass dieser Panzer länger ausfällt, sondern die Kombination aus unfähiger Wartung und bekloppten grünen Vorschriften.
Wo wir gerade bei links-grün-Panzer sind
Einen hab’ ich noch.
Ihr habt doch sicher mitbekommen, dass unsere Panzer immerhin eines können: Sie sind Schwangerentauglich. Die sind extra so gebaut, dass schwangere Panzerfahrerinnen von den Abgasen, die beim Abfeuern der Munition entstehen, nicht geschädigt werden können.
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir jemals schwangere Panzerfahrerinnen in den Krieg schicken (und sie das dann auch noch überleben, es also wesentlich darauf ankommt, ob sie etwas Pulverdampf eingeatmet haben könnten), kann ich jetzt nicht sagen, aber offenbar herrscht da bei manchen eine sehr romantische Vorstellung vom Krieg, in der wir dann alle fair, gerecht und mit korrekten Genderpronomen an den Kriegshandlungen teilhaben lassen. Eine Leserin (!) erklärte mir aber (letztes Jahr schon), wie es dazu kommt:
Schwangere im Panzer (WTF?)
Guten Abend Hadmut.
Schon alles sehr seltsam. Ich gehe davon aus, dass man nicht mal „der Mutterschutz erweitert“ werden. Ich denke, dass schwangere Soldatinnen in Kampftruppen mit Bekanntwerden der Schwangerschaft (also in der Regel schon ab der zweiten/dritten Woche) sofort und ohne über Los zu gehen ins sogenannte Beschäftigungsverbot gehen müssen – und das bereits nach dem derzeit geltenden Mutterschutzgesetz.
Das erste Beispiel, das mir dazu sofort einfiel sind Kindergärtnerinnen – die dürfen auch nicht mehr beschäftigt werden, sobald die Schwangerschaft bekannt ist. Hängt soweit ich weiß mit dem hohen Infektionsrisiko durch die enge Arbeit mit den kleinen Virenschleudern und der Unfallgefahr im Umfeld spielender Kindern zusammen (bei humorvoller Auslegung natürlich schon irgendwie auch mit einem Kampfeinsatz vergleichbar – aber nunja…)
Ich hab mal kurz geschaut, welche Gründe es für ein Beschäftigungsverbot gibt.
Und zwar tritt das in Kraft, wenn Schwangere folgenden Faktoren ausgesetzt sind:
- gefährliche Chemikalien und fruchtbarkeitsschädigende Stoffe
- Viren, Bakterien und Pilzen*
- Strahlungen
- Vibrationen oder Erschütterungen
- Lärm
- Hitze, Kälte oder Nässe*
- sauerstoffarme Luft oder Überdruck
- körperliche Belastung oder Belastungen durch mechanische Einwirkungen
- Tätigkeiten, die in einem vorgegebenen Tempo erledigt werden müssen
* sofern man im Arbeitsumfeld diesen Faktoren stärker ausgesetzt bist, als im alltäglichen Umfeld, wie etwa beim Einkaufen im Supermarkt
Quelle: MuSchG §11 https://www.gesetze-im-internet.de/muschg_2018/__11.html
Kurz zusammengefasst habe ich es hier gefunden und inhaltlich übernommen: https://www.echtemamas.de/schwanger-beschaeftigungsverbot-berufe/amp/
Hm hm.Ich würde sagen, mindestens 5 der 9 Punkte treffen auf die Arbeit in einem Panzer zu.
Von daher bestand und besteht meiner Ansicht nach auch keine Notwendigkeit bei der Entwicklung eines Panzers auf die Tauglichkeit desselben für Schwangere zu achten. Wie gesagt, auch eine Anpassung des Mutterschutzgesetzes dürfte nicht nötig sein. Denn eine Schwangere deren Job der (mögliche) Kampfeinsatz ist, gehört eigentlich schon jetzt nach Hause oder ihr muss ein alternativer Arbeitsplatz zugewiesen werden (was mutmaßlich in der Praxis auch so gemacht wird).
Verrücktes Deutschland.
Gruß und schöne Weihnachten,
Es geht noch etwas weiter. Ich habe dazu neulich schon was geschrieben. Schwangere im Pumakäfig. Es gilt nämlich auch noch die Arbeitsstättenverordnung, weil man erkannt hat, dass so ein Panzer ja schließlich eine Arbeitsstätte wie jedes andere Büro und jeder andere Kindergarten auch ist. Ist ja im Prinzip auch nur ein fahrender Bildschirmarbeitsplatz. Und deshalb greifen diese Verordnungen bereits vor dem Mutterschutzgesetz, das ja erst ab einer gewissen Schwangerschaftswoche zieht.
Gegensätzlich ist der Schutz von Schwangeren bei der Bundeswehr geregelt. Dort müssen bis zum Greifen der Mutterschaftsregeln auch hochschwangere Soldatinnen in einem Schützenpanzer im Gefechtseinsatz Dienst tun. Natürlich gilt in Deutschland auch im Innenraum eines Schützenpanzers die Arbeitsstättenverordnung. Danach müssen die Klimabedingungen im Innenraum so beschaffen sein, dass eine „Fruchtwasserbeschädigung durch Schussgasbelastung“ (Beschaffungsamt Koblenz) ausgeschlossen ist. Diese Vorgabe erhöhte die Kosten des Puma-Panzer um einen Millionenbetrag. Hier käme es den Staatshaushalt billiger und der Gesundheit zugute, wenn der Mutterschutz erweitert würde.
Das heißt, dass die Kosten, Panzer schwangerschaftskompatibel zu machen, weitaus höher sind als der Nutzen, den wir aus schwangeren Soldatinnen jemals haben werden. Es wäre weit billiger gewesen, einfach zu sagen, dass schwangere Soldatinnen nicht Panzer fahren, gibt ja genug anderes, was sie tun können. Als Pioniere Brücken bauen und Sprengminen verlegen, Schützengräben ausheben und so Zeug, da ist man an der frischen Luft, das ist gesund. Aber dann würden wir ja sofort gegen irgendein Antidiskriminierungsrecht verstoßen, das es uns verbietet, Schwangernde zu benachteiligen. Und man weiß ja auch nie, ob sich nicht irgendein Soldat mitten im Gefecht gerade spontan zur Frau und für schwanger erklärt.
Das heißt, wir schikanieren uns selbst mit Schwangeren- und Umweltschutz in die absurde Untauglichkeit. Sind dann nicht in der Lage, die deshalb hochkomplexen Geräte zu bedienen und zu warten. Und sagen dann, die Hersteller seien dran schuld.
Und die Moral von der Geschicht’: Panzer werden von Männern gebaut. Gesetze werden von Frauen gemacht, und die Bundeswehr wird von Frauen geführt.
Buchen wir es also auf das Konto Feminisierungsschaden.