Ansichten eines Informatikers

Ein Volk von Opfern

Hadmut
14.1.2023 13:39

Interessante Meinung.

Ich habe leider den Anfang und den Kontext nicht mitbekommen, weil ich nur so als Hintergrundbegeräuschung das Radio laufen hatte, lief gerade auf RBB 88.8 „Die Experten“. Keine Ahnung, ob es das hinterher noch als Podcast oder Download gibt.

Ich habe auch leider zunächst nicht mitbekommen, worum es in der Sendung eigentlich ging, weil ich mehr damit beschäftigt war, zwischen Arbeitszimmer, Küche und Schlafzimmer hin- und herzurennen und Dinge einzuräumen, aufzuräumen, auszuräumen, rumliegen zu lassen oder zu verspeisen.

Irgendwie fiel mir dann auf, dass sie gerade irgendeine Meinungsäußerung, vielleicht eine Hörerzuschrift, vorlasen.

Sinngemäß, aus dem Gedächtnis:

Ich verlasse Deutschland, weil hier niemand mehr für irgendetwas verantwortlich ist.

Alle sind nur noch Opfer, keiner trägt mehr für irgendetwas Verantwortung.

Worauf einer (wohl ein „Experte“ für irgendwas) vorhersehbar erklärte, dass wir für unser Leben selbst verantwortlich seien.

Ich finde es aber beachtlich, dass da andere dieselbe Beobachtung machen und das damit bestätigen, was ich ja auch oft schreibe. Das hat (spätestens) mit dem Feminismus angefangen, dass man sich zum Opfer jedes, der nicht bei drei auf dem Baum ist, erklärt,

Und noch nie in der Geschichte des Feminismus war jemals irgendeine Frau für irgendetwas selbst verantwortlich. Verantwortlich ist immer der nächstgreifbare Mann. Quasi so eine passive Islamisierung, so eine Selbstverburkaisierung. Sie geben sich als unterdrückt aus, machen aber permanent nichts anders, als hinter irgendwelchen Männern herzulaufen, die für alles die Verantwortung zu tragen und für ihr Wohlergehen verantwortlich zu sein haben. Gibt ja den Spruch, dass die Frau die einzige Beute sei, die ihrem Jäger auflauere. Und so geben wir in der Politik Hunderte von Millionen Euro dafür aus, dass die Männer, die wir als Patriarchat zur Vordertür rausgeworfen haben, um ihre Posten an Frauen zu geben, als Berater durch die Hintertür wieder reinholen, um genau die Verantwortung, die Frauen unbedingt wollten, solange sie sie nicht hatten, aber sofort wieder loswerden wollen, sobald sie sie haben, wieder zu übernehmen und als Berater und externe Firmen schuld an wirklich allem zu sein, was anfällt. Prinzip der letzten drei Verteidigungsministerinnen. Schuld sind immer die Hersteller, die Umstände, wer sonst was. Der Feminismus hat einen ganze Branche von Schuldstellvertretern und professionellen Schuldhabern gebracht, die wir brauchen, seit wir die Frauenquote haben.

Die Masche hat sich aber längst viel weiter ausgebreitet – oder war schon immer da, wurde nur beim Feminismus besonders sichtbar.

Inzwischen hat jeder die Masche, dass irgendwer an irgendwas schuld ist. Sowas gab es zwar schon immer.

Habe ich vor etwa 15 Jahren mal im Job miterlebt: Ich war gerade freiberuflich für die Firma A tätig, die mit der Firma B kooperierte und Besprechungen abhielt. Es lief aber nicht gut, B ein arroganter lausiger Saftladen. Ein Mitarbeiter von B hatte etwas völlig verbockt, was sie aber nicht gemerkt hatten, dass sie das selbst vermurkst hatten. In einer Besprechung fragte B vorwurfsfall, wer dran schuld ist, unterstellend, dass A das gewesen sein müsse. A sagte, das sei eindeutig Herr X gewesen (eben dieser Mitarbeiter von B). Die von A hatten aber den Namen akustisch falsch, als Y verstanden, und weil sie keinen Herrn Y hatten, das als Eingeständnis von A missverstanden, dass Herr Y von der Firma A das Ding verbockt haben müsse. Dem sei nun mal gehörig der Kopf zu waschen. Aus diplomatischen Gründen und weil Chef von A selbst nicht sofort gemerkt hatte, dass es eine Namensverwechslung war und es Herrn Y gar nicht gab, sicherte Chef von A B zu, Herrn Y einen Einlauf zu verpassen. Weil man Chef nicht vor dem Gegner korrigiert, erklärte man Chef von A erst nach der Besprechung, dass wir keinen Herrn Y haben und das verwechselt wurde.

Weil es sich aber so positiv auf die Besprechung ausgewirkt hatte, blieb man dabei, dass Herr Y das verbockt hatte, und der dann auch künftig immer wieder dran schuld, wenn etwas schief lief. Tut uns leid, aber wir haben diesen Mitarbeiter nun einmal, wir haben ihm das gesagt und er wird es nicht wieder tun. Seit es aber diesen Universalsündenbock Herrn Y gab, lief alles irgendwie runder und glatter. Alle waren wir Opfer von Herrn Y. Wochen- und Monatelang war Herr Y an allem schuld, was schief ging.

Und als dann irgendwas eskalierte, B wieder mal stinksauer war und unbedingt Herrn Y zu einer Besprechung vorladen wollte, erklärte A „Tut uns leid, das geht nicht, den haben wir gerade gefeuert.“ Womit B zufrieden und die Wogen wieder geglättet waren.

Hätte man B aber – wie unsprünglich beabsichtigt und versucht – gesagt, dass sie da was verbockt haben, wäre das viel mehr eskaliert und geplatzt.

Tatsächlich aber dürfte dieses permanente Opfertum eine Folge des Linksdralls der Republik sein, denn das ist fester, elementarer Bestandteil linker Ideologie, Gegenstand des Marxismus. Denn in deren Weltbild gibt es ja keine Individuen, keinen individuellen Willen und keine eigene Verantwortung. Jeder ist nur Angehöriger seiner „Klasse“, irgendeines Kollektivs, irgendeiner Gruppe, deren Verhalten allein von außen, von finsteren Mächten gesteuert und beeinflusst wird. Darauf beruht ja auch diese Diskurstheorie, wonach es keine Wirklichkeit, keine Realität gibt, sondern nur Diskurse, die ihre Wahrnehmung der Umwelt schaffen.

Deshalb kann der Einzelne niemals selbst verantwortlich sein, sondern jedes Unbill muss zwangsläufig Folge finsterer Einflüsse von Außen sein. Im Mittelalter nannte man es Hexerei, Zauberei, Flüche, heute nennt man es Kapitalismus und so weiter.

Daraus kommt auch der Glaube, dass sich auf wundersame Weise ein Paradies einstelle, wenn nur erst alles kaputtgemacht ist. Weil man nicht mehr einsieht, dass man selbst irgendetwas aufbauen muss, sondern das Paradies der Normalzustand sei, von dem wir nur durch die Einflüsse finsterer Kapitalisten und Nazis ferngehalten würden, es also reiche, sich durch Zerstörung von diesen Einflüssen zu befreien. Im Prinzip wie Scientology. Die glauben ja auch, dass jedwede Wunder eintreten und wir zu Superman werden, wenn nur erst endlich all die negativen Einflüsse entfernt wurden. Marx und Hubbard sind sich so unähnlich nicht. Ihre Anhänger auch nicht.

Und damit geht einher, dass immer mehr Leute sich aus jeder Pflicht, Verantwortung und Leistungserwartung entlassen sehen und den Umstand, dass sie nicht im Paradies mit Primaklima und freiem Einkommen leben, all den finsteren Einflüssen anlasten.

Und das hat die Gesellschaft kaputt gemacht.