Die Raucherin, der Flughafen, die Philosophie
Gestern beim Abflug beobachtet.
Gestern vor dem Einsteigen ins Flugzeug beobachtet, als die einsteigenden Passagiere am Boden noch warten mussten, bis aus der gerade angekommenen und an die Parkposition gerollten Maschine die ankommenden Passagiere alle ausgestiegen sind. Ich konnte nicht hören, was sie sagen, weil da Turbinenlärm war und auch noch eine Glasscheibe dazwischen, aber Gestik und Mimik waren eindeutig:
- Eine Frau kommt aus dem Flugzeug, aber anstatt wie die anderen entlang des aufgemalten Zebrastreifens ins Terminal zugehen, bleibt sie auf dem Vorfeld stehen und zündet sich erst einmal eine Zigarette an. Gesichtsausdruck: Ah, die habe ich so gebraucht.
- Eine andere Frau, Bodenpersonal für das Flugzeughandling mit Helm, Warnweste, Schutzbrille usw. kommt angeflitzt, gestikuliert, sagt zweifellos, obwohl ich es nicht hören könnte, dass man hier nicht rauchen darf. Tonfall wohl so in die Richtung „Sind sie verrückt geworden? Machen Sie sofort die Zigarette aus!“ Es sah nicht freundlich aus.
- Raucherin verständnislos und uneinsichtig, der Gestik und Mimik nach, „Wieso, wir sind doch im Freien!“
- Bodenpersonalfrau: Aber wir stehen direkt nebem dem Tanklaster, der gerade das Flugzeug auftankt. (Naja, ein paar Meter waren es schon, weil die Passagiere links ausgestiegen sind, der Tanker rechts vom Flugzeug stand, und die Raucherin vor der Nase des Flugzeugs. Reicht aber, um Funkenflug zu verursachen oder unerwartete Treibstoffdämpfe, die zwar nicht entstehen sollten, aber im Fehlerfall können, zu entzünden. Riesengroß, eigentlich nicht zu übersehen, dicken Schlauch in der Tragfläche im Tankstutzen.
- Raucherin guckt, als wäre der große Tank-LKW gerade aus dem Nichts vor ihr materialisiert. Die hat den überhaupt nicht wahrgenommen. Erst, als die Bodenpersonalfrau ihr erklärte, dass sie direkt vor dem Tank-LKW gerade raucht, macht dann die Zigarette aus.
Vermutlich eine Deutsche, der Flieger kam aus Berlin.
Ich habe erst nur gedacht „wie doof“.
Dann ist mir aber mein amygdala-soziales Tarnkleid eingefallen, wo ich ja selbst in greller Warnschutzaufmachung vor einer Frau stand und die mich nicht sehen konnte, mich erst wahrnahm, als ich sie ansprach. Und meine Beobachtung von Feministinnenkonferenzen, bei denen ich immer wieder den Eindruck hatte, dass denen der rationale Teil im Gehirn funktional oder organisch fehlt. Inzwischen hatte ich ja einige Texte zu Phänomenen, die nahelegen, dass die Amygdala den rationalen Teil gewissermaßen abschalten kann.
Im weiteren Nachdenken kam mir dann eine Frage:
Denn die Beobachtung an dieser Raucherin entspricht ja in gewisser Weise dieser völlig bekloppten und moderne-geisteswissenschaftskonstitutierenden Spreachakttheorie, wonach es keine Wirklichkeit gebe und sie nur durch Sprechakte hervorgerufen werde. Es gebe nichts, bis nicht irgendwer daherkommt und es bezeichne oder sich einen Begriff dafür ausdenke, der es differenze, neudeutsch diskriminiere. So lastet man ja die Existenz von Geschlechtern den Hebammen an, weil die im Laufe eines Menschenlebens die ersten und damit die Urtäter sind, die einen Menschen mit „Es ist ein Mädchen!“ begrüßen und damit das „Geschlecht“ zuweisen. Und darauf beruht ja auch diese ganze Sprachumerziehung, der wir gerade unterworfen werden, diese Political Correctness, was wir sagen müssen, sollen, nicht mehr dürfen. Das ist ja das feministische Geschwätz, dass Sprache „sexistisch“ wäre, weil sie Geschlechtsstereotype wiederhole, reproduziere, verfestige, und man „Geschlecht“ loswerde, wenn man den Leuten verbietet, es auszusprechen.
So unfassbar bekloppt diese Sichtweise ist, diese Raucherin hat sich im Prinzip so verhalten. Da kam eine an und sagte „Tanklaster“, und plötzlich stand da für sie ein Tanklaster, der für sie da vorher nicht stand, nicht existierte. Nicht weil der unsichtbar war, sondern weil er außerhalb ihrer Wahrnehmung war. So wie ich damals im Tarnkleid. Und man sagt mir nach, sowohl als Blogger, als auch im normalen Alltagsleben, als Informatiker bei der Fehlersuche und beim Fotografieren, dass mir häufig Dinge auffallen, die eigentlich offensichtlich sind, an denen aber vorher 20.000 Leute vorbeigegangen sind ohne sie zu sehen. So oft, dass ich schon überlegt habe, ob das eine ungewöhnliche Fähigkeit sein könnte.
Nun bin ich mir sicher, dass die Wirklichkeit nicht von der Wahrnehmung abhängt und dieser Tanklaster auch vor dem Zusammentreffen der beiden Frauen schon da stand, denn der steht immer da, das Flugzeug muss ja immer aufgetankt werden. Der ist ja nicht erst da, seit die Bodenpersonalhebamme verkündet hat „Es ist ein Tanklaster!“, um ihn beispielsweise von einem Polizeiauto zu unterscheiden und fürderhin zu diskriminieren. Es wäre eine bemerkenswerte Methode, Sprit zu sparen und den Klimaaktivisten ihren Willen zu lassen, wenn man auf das Auftanken von Flugzeugen einfach verzichten könnte, indem man den Leuten dort verböte, das Thema Tanklaster anzusprechen, obwohl das in der Konsequenz unsere Öffentlich-Rechtlichen Genderdebatte funktionieren müsste.
Nun geht mir die Frage durch den Kopf, ob der Schwachsinn der modernen Philosophie und Soziologie mit dieser Sprachakttheorie vielleicht eine Folge eben dieses Effektes ist, dass manche Menschen eigentlich gar nicht in der Lage sind, ihre Umgebung wahrzunehmen, solange sie nicht auf sozialer Ebene darauf angesprochen werden. Ob diese Sprachakttheorie die akademisiert formulierte Symptomatik unvollständiger und unzureichender Hirnfunktionen ist, also eine Art Realitätsblindheit beschreibt, bei der die Wahrnehmung auf die soziale Kommunikation reduziert ist und deshalb dieser Kommunikation die Schuld für die dadurch eröffnete Realität gibt.
Anders formuliert: Ob die moderne Philosophie und Soziologie letztlich nur die steuerbezahlte Fakultätwerdung einer Hirndysfunktion und Rezeptionsinsuffizienz ist, und die damit einhergehende Realitätsunfähigkeit bis ins tiefe Zivilversagertum praktischerweise und zum Vorteil der Betroffenen durch die Vollversorgung als Beamte kompensiert.