Von wegen Home Office
Ist Euch mal was aufgefallen?
Es interessiert in der Politik keine Sau mehr.
Leute, die schon mal so richtig gearbeitet, so richtig einen produktiven Beruf ausgeübt haben, würden sich nun sagen: Ei, da haben wir in der Corona-Pandemie gemerkt, dass das ganz wichtig und nützlich sein kann, wenn möglichst viele Leute von zuhause aus arbeiten, oder Schulkinder von zuhause aus lernen. Das ist zwar nicht schön und macht vielen keinen Spaß, aber das kann ganz schnell und unvorhergesehen wichtig sein.
Da könnte man ja nun, wenn man schon mal irgendwie produktiv oder effektiv gearbeitet hat, auf den Gedanken kommen: Schön, dass das mit der Corona-Pandemie jetzt überwiegend vorbei ist, aber die nächste Krise kommt bestimmt. Und damit wir dann nicht wieder blank und mit heruntergelassenen Hosen dastehen, könnten wir uns jetzt, wo es gerade mal nicht so dringend ist, darum kümmern, damit es in der nächsten Krise besser funktioniert. Denn die nächste Krise kommt bestimmt. Spätestens, wenn uns die Heiz- und Fahrenergie wieder mal knapp wird.
Also würde sich jeder mit ein bisschen Grips in der Birne jetzt mal darum kümmern, dass wir als Land, als Staat in die Pötte kommen, um so viel wie möglich Home Office- und Home Schooling-fähig zu machen.
Beispielsweise die Firmen auffordern, sich darum zu kümmern.
Oder die Behörden.
Und die Schulen. Lehrer und Schüler ausstatten, und vielleicht mal Video-Versionen der Unterrichtseinheiten machen. Oder mal für einheitliche und funktionierende Videokonferenzsysteme zu sorgen.
Oder beispielsweise mal ausprobieren und dokumentieren, was denn so ein Rechner eigentlich alles haben muss, um Schülertauglich zu sein. Reicht ein Tablet, oder braucht’s ein Notebook. Braucht der eine Kamera, damit der Lehrer einen sehen kann, oder eher nicht? Oder eine mit Schieber zum Schließen? Reichen 8GB RAM oder nicht? Wieviel Kerne? Welche Auflösung? Wieviel Bandbreite braucht man pro Schulkind? Wieviel braucht ein Standard-Arbeitsplatz?
Die Schulen einfach mal mit Serverkapazitäten ausstatten, damit die Lehrer das im Notfall nicht wieder selbst irgendwie zusammenbasteln muss. Vor allem bei sinkendem Männeranteil.
Oder, weil ich es doch gerade davon hatte, dass Lenovo Schrott-Tablets mit abgelaufenem Support verhökert: Wie lange muss ein Gerät mindestens Support bieten, um schülertauglich zu sein?
Welche Software darf man verwenden? Microsoft Teams wird als datenschutzproblematisch angesehen. Aber was ist mit Zoom? Windows? Android? ChromeOS? Apple?
Müssen überhaupt alle dieselben Betriebssysteme haben oder gibt es verschiedene, und eine Liste, womit es geht?
Das wären jetzt genau die Sachen, die man tun müsste.
Man könnte beispielsweise auch den Architekten mal verklickern, dass sie mal dafür sorgen sollen, dass Wohnungen eine videotaugliche Ecke haben. Ich habe ja schon beschrieben, wie unfassbar schwer sich Architekten damit tun, Wohnungen IT-fähig zu machen und auch nur ansatzweise zu verstehen, wie das mit den Kabeln so läuft. Man könnte beispielsweise dafür sorgen, dass das ins Curriculum eines Architekturstudiums kommt, was ein Ethernetkabel ist, wie man es verwendet, und was es mit einer Wurst gemeinsam hat: Die zwei Enden.
Aber: Keine Sau kümmert sich drum. Aus den Augen, aus dem Sinn. Kaum sind die Schüler wieder alle in der Schule, ist das alles komplett wieder vergessen.
Und das nächste Mal brennt es wieder an. Weil wir überhaupt nichts daraus gelernt haben. Weil in der Politik Leute sitzen, die noch nie irgendwas aus irgendwas gelernt haben.
Aber in Sachen Digitalisierung an die Spitze wollen sie…