Ansichten eines Informatikers

Ist die Migrationsbilanz Fachkräfte-negativ?

Hadmut
6.2.2023 22:24

Eine gute Frage.

Gut, die Frage ist nicht neu. Ich hatte sie auch schon zum Feminismus, zur Frauenquote gestellt. Da hieß es ja, wir bräuchten sie unbedingt, um wirtschaftlich zu prosperieren, um Fachkräfte zu gewinnen.

Mein Eindruck ist ein anderer. Mein Eindruck ist, dass man mit der Frauenquote und dem ganzen Feminismus mehr Fachkräfte verdrängt oder in die Flucht geschlagen, als geliefert hat. Meines Erachtens ist die Zahl der „Fachkräfte“ durch Frauenquoten gesunken, und zwar sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Bei Männern, weil sie den Job nicht mehr bekommen, rausgedrückt werden oder schlicht die Schnauze voll haben. Bei Frauen, weil sie sich keine Mühe mehr geben müssen.

Aber auch finanziell wurde die Frage nie beantwortet. Es wurde nie eine Bilanz darüber erstellt, wieviel uns das ganze Frauending volkswirtschaftlich gekostet hat und was es gebracht hat. Beides erfährt man nicht. Die Kosten hat man in unzähligen Töpfen und mit unzähligen Ausreden versteckt, und nicht etwa Frauen direkt gefördert und das auf das Konto „Frauen“ gebucht, sondern alles möglich gefördert, Nasebohren am Nordpol und solche Projekte, und dann immer über die Vergabe Frauenquoten erzwungen, also einen unglaublichen Haufen Geld ausgegeben, den kein Mensch mehr nachvollziehen kann. Alles in Allem dürfte uns da Frauending Hunderte Milliarden, wenn nicht Billionen gekostet haben. Zu hoch geschätzt? Geht mal von einer Million Fördernutznießern aus und multipliziert mal mit Gesamtkosten von 100.000 Euro pro Jahr. Dann seid Ihr schon bei 100 Milliarden pro Jahr. Mal 20 Jahre.

Der Nutzen?

Dazu fällt mir jetzt volkswirtschaftlich nichts ein. Viele haben sich die Taschen voll gemacht.

Dieselbe Frage müsste man für die Migration stellen: Was kostet sie uns? Was bringt sie uns?

Es heißt immer, wir bräuchten sie, um unser Rentensystem, unseren Wohlstand, unseren Status als Industrieland zu erhalten. Aber tragen sie dazu überhaupt mehr bei, als sie kosten?

Ein Leser fragte dazu:

Hallo Herr Danisch,

der einfachste Aspekt wird dabei sogar noch ignoriert.
Wenn 1000 Einwanderer drei Bäcker benötigen, um versorgt zu werden, aber nur einer davon Bäcker lernt und ein ausgebildeter Bäcker dabei war fehlt nachher ein zusätzlicher Bäcker.

Viele Einwanderer erbringen nicht das Facharbeitsniveau welches sie selbst zusätzlich konsumieren.

Grüße

Das ist eine interessante Frage jenseits des reinen Geldes: Konsumieren die Migranten mehr „Fachkraft“, als sie selbst leisten? Drücken oder heben sie also das freie Fachkräftevolumen?

Man könnte das nach Berufssparten aufdröseln: Brauchen wir mehr Ärzte und Krankenschwestern, um Migranten zu behandeln, als sie selbst an Arbeitszeit als Ärzte und Krankenschwestern erbringen?

Oder auch profaner: Kosten sie uns mehr Arbeitszeit von Klempnern, Müllabfuhr, Polizei, Busfahrern, und so weiter, als sie da jeweils erbringen?

Ich hatte erwähnt, dass das Wall Street Journal nicht mit Deutschland zufrieden ist. Sie schreiben: Germany Is Short of Workers, but Its Migrants Are Struggling to Find Jobs

Germany faces a paradox: After years of record immigration that has seen the equivalent of the population of a large city arrive in the country every year, one in six people in Germany was now born overseas, compared with one in seven in the U.S.

But unlike the U.S., Germany is failing to find work for the newcomers despite a worsening labor shortage that is stifling economic growth. Europe’s largest economy will in addition need to fill about seven million jobs by 2035 as older workers retire, economists estimate.

Experts have long pointed to immigration as the solution, saying Germany needs some 400,000 skilled immigrants each year.

So far, the current mix of immigrants isn’t filling the gap. Official data show that only about a third of the roughly 800,000 working-age Syrians and Afghans in Germany have a taxpaying job, compared with two thirds of Germans, even though most arrived over five years ago. Unemployment among foreigners is about 12%, and under 5% for Germans. In the U.S., foreigners are more likely to have jobs than locals.

The main problem: Many refugees are poorly suited for jobs in Germany’s highly skilled labor market and Germany hasn’t been very good at training them.

Die Regierung hatte gehofft, die verheerenden Folgen des Feminismus mit der Migration ausspachteln zu können, und hat den Unterschied zwischen „Fachkräfte“ und „irgendwelche Leute“ nicht begriffen. Wie sollte sie auch, wenn die Parteien nur noch aus Leuten besteht, die „Arbeiten“ höchstens vom Hörensagen kennen. Woher wollen alle diese Kevins und Ricardas wissen, was eine „Fachkraft“ ist?

Das Wall Street Journal bringt das auf einen bösen Punkt:

Experts say refugees and labor migrants are now competing for the same infrastructure.

Während uns die Regierung immer erzählen will, dass die Flüchtlinge doch die Fachkräfte seien, meint das WSJ, dass Flüchtlinge und Fachkräfte (Arbeitsmigranten) in einem Konkurrenzverhältnis um die Infrastruktur sind. Und wir sind voll, wir haben keine Wohnungen mehr. Das heißt, dass genau das Gegenteil dessen passiert, was uns Regierung und Medien erzählen: Die Migration verhindert die Einwanderung von Fachkräften.

Fundstück auf Twitter:

Ja.

Welcher fachkrafttaugliche Mensch würde noch freiwillig nach Deutschland kommen?

Steuern, Abgaben, Wohnungsmangel, Kriminalität, dumme Politik. Warum sollte man in ein Land gehen, in dem man sich kein Haus mehr erarbeiten kann?

Wie man so schön sagt: Der Islam gehört zu Deutschland.

Wer sollte als Fachkraft noch nach Deutschland wollen, wenn man solche Bilder sieht?

Zum Vergleich: In den USA verdienen Ingenieure und Informatiker sogar auf Einstiegsposten oft ab etwa 180.000 Dollar im Jahr. Ich hatte mich Ende der 1990er Jahre umgesehen, weil ich ursprünglich für ein paar Jahre in die USA wollte (hätte auch geklappt, wenn die mir mit dem Promotionsding nicht den Lebenslauf versaut hätten), und damals galt als Faustregel, dass man sich als Informatiker dort innerhalb von zwei, drei bis vier Jahren ein Haus mit Grundstück abgezahlt haben kann. Zwar meist ein in dortiger Bauweise übliches Haus aus Holz, aber es reicht ja.

In Australien war es so, dass man jung anfangen musste, um es bis zur Rente abbezahlt zu haben.

Und bei uns ist es gerade so, dass man es gar nicht mehr schaffen kann.

Warum also sollte überhaupt jemand, der die Absicht hat, mehr zu leisten als an Sozialleistungen zu bekommen, nach Deutschland kommen?

Nochmal das WSJ:

To change that, Berlin is planning to introduce a points-based immigration system modeled on Australia’s or Canada’s next year, hoping to woo better-qualified foreigners, but migration experts are skeptical. Even if it succeeds, Germany will likely continue to receive large numbers of asylum seekers it can’t employ, who will fill the ranks of welfare recipients or boost crime statistics, where they are already overrepresented.

“Refugees and labor migrants will be competing for the same infrastructure,” said Thomas Liebig, a migration expert at the Organization for Economic Cooperation and Development, a Paris-based economic think tank.

Labor migrants currently only make up one in 10 new arrivals to Germany, compared with one in three to Canada. An earlier European program to draw skilled foreigners, known as the Blue Card, attracted about 70,000 workers to Germany in total over the past decade.

Punktesystem hin oder her, es bringt ja nichts, wenn es den Flüchtlingsstrom nicht reduziert und die alle Resourcen aufbrauchen. Es könnte aber zeigen, dass wir tatsächlich nur sehr wenige qualifizierte Einwanderer haben.

Und dann kommt die SPD mit

Aus dem FOCUS:

Interview mit Lars Castellucci„Wir sind ein Einwanderungsland – auch wenn es noch nicht alle verstanden haben“

Lars Castellucci ist stellvertretender Vorsitzender im Innenausschuss des Bundestags. […]

Klar ist: Wir brauchen einen Neustart in der Migrationspolitik und den haben wir als Ampel schon eingeleitet. Migration ist nichts, was man einfach geschehen lassen kann. Man muss sie aktiv gestalten. Genauso ist die Integration eine Daueraufgabe. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte zu Recht, dass wir seit einiger Zeit ein Einwanderungsland sind – auch wenn es noch nicht alle verstanden haben. Jetzt geht es darum, ein gutes Einwanderungsland zu werden. […]

Deshalb wollen wir die Fragen des Staatsangehörigkeitsrechts und des Einwanderungsrechts angehen. Beides sind zentrale Themen, um dem Fachkräfte- und inzwischen auch Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.

Aber was sagen Sie den Menschen in Deutschland, die so viel Offenheit nicht gutheißen, die Ängste haben?

Castellucci: Dass wir darüber ins Gespräch kommen müssen. Und dass wir auf Einwanderung angewiesen sind, um unseren Wohlstand zu halten.In der Flüchtlingspolitik können wir nicht auf Barrieren und Abschreckung setzen, sondern müssen es so gestalten, dass Menschenrechte aufrechterhalten werden und es gelingt, legale und sichere Wege zu öffnen. Damit diese Menschen keine Schlepper mehr bezahlen und eine oft totbringende Fahrt über das Mittelmeer wagen müssen.

Mir scheint, dass die, die das Einwanderungsland predigen, voran Grüne und SPD, am allerwenigsten verstanden haben, dass wir ein Einwanderungsland geworden und kein Fachkräfteland mehr sind.

Man bildete sich ein, dass Flüchtlinge und Fachkräfte identisch sind. Nun merkt man so langsam, dass es nicht so ganz dasselbe ist. Und nun meint man, dass man da noch was biegen und einstellen muss.

Man kommt aber nicht auf die Idee, dass Einwanderung und Fachkräfte ziemlich genau das Gegenteil voneinander sind. Denn selbst wenn jemand so blöd wäre, in Deutschland noch arbeiten zu wollen: Er fände ja keine Wohnung mehr. Jedenfalls nicht da, wo man was arbeitet.

Man müsste also in die Migrationsbilanz nicht nur gegeneinander aufrechnen, wieviel Fachkraft sie erbringen und wieviel sie verbrauchen, konsumieren. Mann müsste noch berücksichtigen, wieviele Fachkräfte sie abschrecken.

Bin mal gespannt, wann sie merken und verstehen, was ein Einwanderungsland ist.