Kahane und der weiße Osten
Aktuelles aus dem Linkstum und vom Aufbau Ost.
Der Tagesspiegel bringt ein Interview mit Anetta Kahane. Die von der Amadeu-Antonio-Stiftung, Ex-IM der Stasi. Mehr Flüchtlinge in den Osten?: “Dem Osten wurde es erspart, Einwanderungsland zu werden”
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will mehr Flüchtlinge in die Ost-Bundesländer schicken. Dort würden ganze Straßenzüge abgerissen, während Großstädte – er meinte wohl seine – aus allen Nähten platzten. Wäre das klug? […]
Im Osten gibt es gemessen an der Bevölkerung noch immer zu wenig Menschen, die sichtbar Minderheiten angehören, die zum Beispiel schwarz sind. Und es gibt einen Strukturwandel, ganze Gegenden entvölkern sich. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, würde ich sagen: Es ist Zeit für die zweite Wende und einen neuen Aufbau Ost, infrastrukturell, emotional, kulturell. […]
Es war die größte Bankrotterklärung der deutschen Politik nach der Wende, dass sie zuließ, dass ein Drittel des Staatsgebiets weiß blieb. Aus Angst vor den Skins und denen, die mit ihnen sympathisierten, hat man diesem Teil des Landes die Zumutung erspart, eine Einwanderungsgesellschaft zu werden. Inzwischen haben wir aber eine andere Situation. Die Leute sind ja schon da. Städte wie Leipzig und Rostock haben bereits eine bunt gemischte Einwohnerschaft.
Nicht in der Fläche und den Kleinstädten. Wo immer ein Vietnamese oder Türke ein Restaurant aufgemacht haben, bekamen die Leute Stress, wurden Scheiben eingeschlagen oder Imbisse angezündet. Das hat viele weitere Migranten abgeschreckt. Genau das war die erklärte Strategie der Nazis, die Behörden haben nichts dagegen unternommen. Und können sich jetzt brüsten: Es gibt bei uns keinen Rassismus. Es gibt ja kaum Migranten.
Entweder ist man für Migration und Durchmischung, oder man ist Nazi. Dazwischen gibt es nichts, keine zulässige Meinung, Migration für nicht gut zu halten.
Man meint meint da nun aber, dass der nächste „Aufbau Ost“ losgehen sollte. Wir haben gerade über 30 Jahre lang gezahlt wie blöd, vieles renoviert, aufgeräumt, aufgebaut. Und nun soll es gerade wieder losgehen.
Hätte man das vor 30 Jahren schon gewusst, hätte man vielleicht die Frage gestellt, für wen genau wir da jetzt 30 Jahre lang zahlen wie blöde.