Ansichten eines Informatikers

Madonna und die Kameras

Hadmut
8.2.2023 18:20

Die Kameras sind wieder schuld.

Kam gerade im Fernsehen. Madonna (die Sängerin) ist irgendwo aufgetreten und hat irgendwas gesagt, und sah dabei so breit, aufgedunsen und mit einer Prinzessin-Leia-ähnlichen Frisur verfremdet, dass ich die überhaupt nicht erkannt hätte, wenn sie nicht dazu gesagt hätten, wer das ist. Was erstaunlich ist, weil sie doch bis vor einiger Zeit noch so hager, übermuskulös, fettfrei war.

Natürlich haben sich die Leute mehr das Maul darüber zerissen, wie die aussieht, als darüber, was sie sagt.

Ihre Reaktion (ich habe mal Zeitungsartikel dazu gegoogelt). Beispiel Kölnische Rundschau:

Popstar Madonna hat abwertende Kommentare über ihr Äußeres kritisiert. Sie sehe sich „wieder einmal im Blendlicht von Ageismus und Misogynie gefangen“, schrieb die 64-Jährige auf Instagram. Ageismus bezeichnet die negative Bewertung von Menschen aufgrund ihres Lebensalters, Misogynie bedeutet Frauenfeindlichkeit.
Madonna: „Blendlicht von Ageismus und Misogynie“

Madonna beklagte „eine Welt, die es ablehnt, Frauen über dem Alter von 45 zu feiern, und das Bedürfnis empfindet, sie zu bestrafen, wenn sie weiter entschlossen, fleißig und abenteuerlustig ist“.

[…]

„Anstatt sich darauf zu fokussieren, was ich in meiner Rede gesagt habe, in der ich der Furchtlosigkeit von Künstlern wie Sam und Kim gedankt habe, entschieden sich viele Menschen dazu, bloß über Großaufnahmen von mir zu sprechen“, schrieb die „Like a Virgin“-Sängerin.

Die Bilder seien mit einer Kamera mit langem Objektiv gemacht worden und „würden das Gesicht von jedem Menschen verzerren“, betonte sie.

Ihr Instagram-Posting dazu habe ich nicht gefunden, aber reichlich englische Texte darüber.

Aha.

Wieder mal Feminismus, die Kameras, die Mikrofone und all das männergemachte Zeugs sind schuld.

Abgesehen von ihrem Aussehen hat die Sache noch einen anderen Schönheitsfehler: Lange Objektive verzerren nicht. Jedenfalls nicht so, dass sie hässlich und breit machen würden. Das nämlich sind die kurzen, die Weitwinkelobjektive, die die Körperverhältnisse verzerrt darstellen. Einmal, weil sie tonnenförmig verzerren, also nach außen beulen, Und weil man damit näher rangeht, bei einem Porträit also etwa die Schultern doppelt so weit weg sind wie die Nase und deshalb kleiner, die Nase zu groß aussieht.

Teleobjektive dagegen verzerren, wenn sie nicht total billig sind, kaum oder kissenförmig, drücken also das im Bild zusammen. Man würde also nicht breiter, sondern schlanker aussehen. Der Effekt ist aber so gering, dass er in normalen Bildern nicht auffällt, wenn man nicht gerade irgendwo gerade Linien im Bild hat, die dann nicht mehr ganz gerade sind.

Deshalb verwendet man in der Portrait-Fotografie, wenn man nicht gerade einen besonderen Effekt mit Weitwinkeln erzeugen will, Teleobjektive. Weil die zwar die Körpertiefe plattmachen, weil auf große Entfernung die Ohren nicht signifikant weiter weg als die Ohren sind, also nicht anders (aber vielleicht schon unscharf) abgebildet werden, aber aus demselben Grund die Körperproportionen eben gerade nicht verzerren.

Hatten mich schon manche Models gefragt, warum ich erst das Objektiv wechsle und ein langes Tele draufschraube, und dann weit von ihnen weg gehe, um sie drauf zu kriegen. Da hätte ich doch auch gleich das kurze drauflassen und da bleiben können. Nee. Sieht ganz anders aus.

Also:

Weitwinkel: Viel scharf, aber viel und stark verzerrt (es gibt spezielle verzerrungsarme oder -freie)

Tele: Wenig scharf, aber kaum oder gar nicht verzerrt.

Also erzählt Madonna Mist und sieht realiter mindestens so schlimm wie auf den Fotos aus.