Ärzte 2035
Sieht so düster aus, dass es zum Rest von Deutschland passt.
Hinweis einer Leserin – FOCUS:
Inzwischen hat der 40-Jährige seinen Suchradius vom Ortsteil Ahrensfelde am nordöstlichen Stadtrand Berlins auf hundert Kilometer erhöht. Auch wenn Psychologie nicht zum Fachgebiet seiner 64 Jahre alten Hausärztin zählt, sei ihre Hilfe sehr wertvoll. „Dank ihr bin ich seit zwei Jahren trocken. Sie hat mich damals ins Krankenhaus eingewiesen, mich zu einer Entziehungskur überredet. Doch was wird aus mir, wenn sie in Rente geht?“ Bei der derzeitigen Überlastung der Hausärzte sieht er schwarz.
Karls Befürchtungen sind keinesfalls untertrieben. Denn bis zum Jahr 2035 wird es in Deutschland rund 11.000 Hausärzte weniger geben, prognostiziert eine Studie der „Robert Bosch Stiftung“. Das werde dazu führen, dass 40 Prozent aller Landkreise mit Hausärzten unterversorgt seien.
Die Gründe dafür sind vielfältig – und seit etlichen Jahren bekannt. Zum einen gehen viele Ärzte, die in den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1955 bis 1965 geboren wurden, bis 2035 in Rente. Immer mehr Jungärzte bevorzugen zudem Festanstellungen in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) oder Krankenhäusern, da sie dort besser verdienen können und weniger arbeiten müssen.
Dass ein wesentlicher Grund dafür in der Feminisierung der Ärzteschaft liegt, erwähnen sie freilich nicht.