Ländergender: Heißt es auf englisch „The Ukraine“ oder nur „Ukraine“?
Ach, Du liebe Zeit.
Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Auf Twitter gefunden:
Germany‘s @Bundeskanzler Scholz speaks English at the Munich Security Conference and calls Ukraine „THE Ukraine“, the colonial name which Ukrainians hate. It is the worst mistake one can make speaking English on Ukraine, and I wonder if this mistake is ok after 1 year of the war. pic.twitter.com/pmwA5ozPLc
— Sergej Sumlenny (@sumlenny) February 17, 2023
Those who say "but in German Ukraine is "die Ukraine", feminine, so he automatically used an article". I do not agree. No German would say "the Switzerland" or "the Türkiye" while using English. "The Ukraine" has its routs in the colonial attitude, and it is really a no-go.
— Sergej Sumlenny (@sumlenny) February 17, 2023
Ist ja ein Ding. Da war mir noch gar nicht aufgefallen, dass man da zwischen Ukraine und „The Ukraine“ unterscheidet, oder dass es da Befindlichkeiten gibt. Noch nie davon gehört.
Mal gegoogelt: Die BBC hatte 2012 mal einen Artikel dazu, aber er kommt mir doof und falsch vor, weil sie es auch nicht erklären können, mir die Aussage, dass nur The Bahamas und The Gambia mit Artikel bezeichnet werden, falsch, und sie nennen im Text ja auch andere Beispiele. Beispielsweise werden Bezeichnungen, die im Plural stehen, mit The gesprochen, wie The United States, The Netherlands, The Maldives, worauf sie aber nicht kommen.
Und dass Ländernamen schlicht und einfach historisch gewachsen sind und aus verschiedenen Sprachen kommen und nicht am sozialistisch-planwirtschaftlichen Gerechtigkeits- und Gleichheitsreißbrett entstanden sind, erwähnen sie auch nicht. Meinem Sprachgefühl wiederspricht es, Ukraine ohne Artikel zu sagen. Aber warum?
Zu einem scheint es an geographischen Beschreibungen zu liegen, beispielsweise beim Kosovo, vor allem aber daran, ob es auf eine namensfähige Endung hinausläuft, wie -land. Deshalb die Schweiz, aber Switzerland. Und ob es historisch als Nation oder nur als Gegend wahrgenommen wird. Gerade dann, wenn etwas auf -e endet, scheint es aber eine substantivierte Attributivbezeichnung zu sein oder zumindest so zu wirken, wie „Mache“.
Mich überzeugt das nicht.
Mag sein, dass sie anders heißen wollen, aber daraus einen solchen Vorwurf an Scholz zu machen, halte ich für völlig unvertretbar (und in der Lage der Ukraine auch für ziemlich dumm), und es erscheint mir eher so wie Ländergender: Wir wählen uns willkürlich selbst eine neue Anrede und beschimpfen dann jeden als Kolonialisten, der sich nicht daran hält.
Und genau da scheint mir der Knackpunkt zu sein.
Bisher nämlich sind mir die Ukraine und ihre Politiker nicht damit aufgefallen, dass sie Worte auf die Goldwaage legten oder sich mit solchen Details abgeben würden. Das passt nicht dazu.
Die Ursache scheint eher darin zu liegen, dass der Typ früher Direktor bei der Böll-Stiftung war und damit zu den deutschen Grünen gehört. Und damit dürfte es sich da eher um Stänkereien innerhalb der Ampel, Angriffe der Grünen auf Scholz handeln, die die nur ein bisschen tarnen wollen. Zumal der jetzt für ein European Resilience Initiative Center auftritt, die mitten in Berlin im Politikviertel sitzen (Französische Straße).
Wenn sie dann wieder mal fragen, wo die Panzer bleiben, sollte man sagen, tut uns leid, wir wollten sie losschicken, konnten aber nicht, weil auf dem Adressaufkleber auf dem Paket versehentlich „The Ukraine“ statt nur „Ukraine“ stand, und das konnten wir ihnen nicht zumuten, das würde zu kolonialistisch wirken. Da wäre ich dann mal auf die Antwort gespannt.
Schon erstaunlich, was für dubiose Leute auf der Sicherheitskonferenz rumlaufen.